DHB beendet EM-Quali mit weißer Weste

SID
Tim Suton und der DHB hatten mit Tabellenschlusslicht Schweiz keine Probleme
© getty

Europameister Deutschland hat auf dem Weg zur erhofften Titelverteidigung ein Ausrufezeichen gesetzt: Auch ohne bereits urlaubende Stars wie Kapitän Uwe Gensheimer oder Patrick Wienczek vollendete das Team von Trainer Christian Prokop gegen Gruppenschlusslicht Schweiz mit einem begeisternden 29:22 (12:13)-Sieg seine perfekte Qualifikationsrunde. Den Gruppensieg und das Ticket für das Turnier in Kroatien im Januar hatte sich Deutschland bereits zuvor gesichert.

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Sechs Siege aus sechs Spielen - eine derart dominante Rolle hatte eine DHB-Auswahl zuletzt vor der EM 2010 mit sogar acht schadlosen Partien eingenommen.

Als der starke Debütant Marcel Schiller und Rückhalt Andreas Wolff noch ausgiebig für Selfies lächelten, freute sich ein erschöpfter Bundestrainer Christian Prokop auf einige freie Tage. Zumindest bis zur EM-Auslosung am kommenden Freitag werde er nicht mehr an Handball denken, sagte der 38-Jährige: "Ich freue mich jetzt auf meine Familie. Sie musste in den vergangenen Monaten extrem zurückstecken."

Deutschland überzeugt auch ohne Gensheimer

Auch ohne bereits urlaubende Stars wie Kapitän Uwe Gensheimer oder Patrick Wienczek spielte Deutschland gegen die punktlosen Eidgenossen in der zweiten Halbzeit stark auf. Schiller spielte sich mit sieben Treffern in 30 Minuten in den Mittelpunkt, zweitbester Werfer war Jannik Kohlbacher (5). Bundesliga-Star Andy Schmid traf zehnmal für die Gäste.

"Ich bin froh, dass wir die Partie gedreht haben. In der ersten Halbzeit haben wir keine gute Leistung gezeigt", sagte Prokop, der detailversessene Coach: "Wir machen im Angriff noch zu viele kleine Fehler." Schiller hoffte nach seinem gelungenen Einstand dagegen, "dass ich in der Mannschaft bleiben kann." Der Konkurrenzkampf ist allerdings enorm groß.

DHB-Vizepräsident Bob Hanning hatte schon vor der Partie ein äußerst positives Saisonfazit gezogen, der Übergang vom langjährigen Erfolgstrainer Dagur Sigurdsson zu Prokop konnte spätestens nach dem vorzeitigen Gruppensieg am vergangenen Mittwoch durch einen 29:26-Sieg in Portugal als gelungen bezeichnet werden.

Siegermentalität und Tempo-Handball

"Man merkt dem Team eine Stabilität und den Glauben an sich selbst an", sagte Hanning, der seinen Traum von der Titelverteidigung bereits öffentlich machte. Prokop ist nicht ganz so euphorisch, sieht weiterhin verbesserungsbedarf und will die große Aufgabe in einem guten halben Jahr "mit Demut angehen".

Die zuletzte gewohnte Siegermentalität und den Tempo-Handball hatte er auch von seinem neu zusammengewürfelten Team vor 8513 Zuschauern in der ÖVB-Arena gesehen. Während in der ersten Hälfte noch viele Abstimmungsprobleme auftraten, drehte Deutschland im zweiten Durchgang auf. Keeper Wolff zeigte eine starke Leistung, international unerfahrene Profis wie Marian Michalczik oder Tim Suton gewannen wichtige Eindrücke.

Vor allem aber Schiller begeisterte. Der Göppinger brachte jede Menge Schwung in die Offensive und sorgte mit seiner Abschlussqualität von Linksaußen für eine Führung mit drei Toren (39.), die das deutsche Team dann problemlos ausbaute. Prokop freute sich über die Leistung des Debtütanten. "Natürlich habe und brauche ich einen Stamm", sagte er: "Aber man weiß nicht, was in einem halben Jahr ist." Er zeigte sich "sehr froh, dass ich die Spieler gesehen habe." Dann verabschiedete sich der Bundestrainer und ließ den Handball Handball sein. Zumindest für einige Tage.

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