Titel ade: Gislasons schonungslose Analyse

SID
Trainer Alfred Gislason ist nach der Niederlage des THW in Lemgo restlos bedient
© getty

Aus dem Titel-Dreikampf in der Bundesliga ist endgültig ein Zweikampf geworden. Nur eine Woche nach dem Pokal-Coup von Hamburg hat sich der THW Kiel aus dem Rennen um die Meisterschaft verabschiedet.

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Alfred Gislason war mächtig angefressen. "Ich bin sehr enttäuscht von unserem Spiel", sagte der Trainer des THW Kiel nach der völlig überraschenden 30:34-Pleite beim TBV Lemgo und verschaffte seinem aufgestauten Ärger Luft: "Wir waren in der Abwehr zu langsam, hatten dadurch auch kaum eine Torhüter-Leistung. Und vorne haben wir zu viele technische Fehler gemacht."

Rums. Gislasons Analyse des Kieler Spiels beim ostwestfälischen Abstiegskandidaten kam einer sportlichen Bankrotterklärung gleich. Dabei war es beim Isländer wohl weniger der Zorn über die fünfte Saison-Niederlage als der Frust über den erneuten Titel-K.o., der sich nach Schlusspfiff ein Ventil suchte.

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"Das ist richtig schade für uns", sagte Gislason. Nur eine Woche nach dem so umjubelten Pokal-Coup von Hamburg haben sich die Kieler mit ihrem reichlich uninspirierten Auftritt im Lipperland wohl endgültig aus dem Rennen um die Ligakrone verabschiedet. Zwei Spielzeiten nacheinander ohne Meisterschaft - das hat es in Kiel seit 13 Jahren nicht gegeben. Und unter Gislason noch nie.

Champions League ist in Gefahr

Doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Angesichts von zehn Minuspunkten ist aus dem Dreikampf an der Liga-Spitze am Osterwochenende ein Zweikampf zwischen Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen, der bei Frisch Auf Göppingen (28:24) siegte, und der SG Flensburg-Handewitt geworden.

Und so geht der Blick der Kieler ab sofort eher in die andere Richtung. Als Tabellen-Dritter droht den THW-Stars um Nationaltorwart Andreas Wolff sogar Ungemach von unten, die Qualifikation für die Champions League ist plötzlich in Gefahr.

Die Füchse Berlin sind den Zebras als Vierter dicht auf den Fersen. Königsklasse ohne Dauergast Kiel? Das hat es zuletzt in der Saison 2003/04 gegeben.

Wolff und Landin ganz schwach

In Lemgo präsentierte sich der THW ohne Kapitän Domagoj Duvnjak (Patellasehne) jedenfalls wenig königlich. Von der berauschenden Spielweise des Pokalfinales gegen Flensburg (29:23) waren Nationalspieler Steffen Weinhold und Co. meilenweit entfernt, von einem Motivationsschub oder gar Rückenwind des ersten Titels nach fast zwei Jahren nichts zu spüren.

Hinten brachten es die Torleute Wolff und Niklas Landin zusammen auf gerade einmal fünf Paraden, vorne fehlte es an Ideen und Durchschlagskraft. "Sie waren schneller, explosiver, haben gekämpft bis zum Umfallen - in der Bundesliga ist das dann so, vor allem auswärts. Dann verlierst du", sagte Blazenko Lackovic den Kieler Nachrichten.

Viel Zeit zur Verarbeitung bleibt den THW-Stars nicht. Am Mittwoch kommt der starke Aufsteiger GWD Minden in die heimische Sparkassen-Arena, und am kommenden Sonntag steht das nächste Highlight auf dem Programm: Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League wollen die Kieler den großen Titelfavoriten FC Barcelona ärgern - und die Handball-Welt überraschen. Diesmal positiv.

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