"Isiah Thomas weiß von uns? Richtig cool!"

Finn Lemke wechselte 2015 vom TBV Lemgo nach Magdeburg
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SPOX: Holen Sie sich eigentlich Tipps von Teammanager Oliver Roggisch ein, der ja auch wie Sie Abwehrspezialist war?

Lemke: Ja, auf jeden Fall. Er hat über 200 Länderspiele gemacht und deshalb einen riesigen Erfahrungsschatz. Während des Spiels geht das natürlich nicht, weil Oliver ja nicht auf der Bank sitzt. Das ginge aber auch so nicht, weil ich dann immer in meinem eigenen Film bin. Da haben nur die Trainer einen Einfluss. Aber er kommt schon mal in der Halbzeit zu mir her und sagt mir, was er von der Tribüne aus gesehen hat und worauf ich achten soll.

SPOX: Das Spiel zum Auftakt gegen Ungarn war überzeugend, dann kamen aber diese drei Pflichtaufgaben gegen Chile, Saudi-Arabien und Weißrussland. Sind Sie froh, jetzt endlich wieder Gegner auf Augenhöhe zu haben?

Lemke: Ja, da bin ich sogar sehr froh drüber. Wobei ich das Weißrussland-Spiel ein wenig anders bewerten würde. Da wusste man schon vorher, dass das endlich wieder ein Gegner ist, bei dem man auch mal jemanden anfassen kann. (lacht) Also dass die Gewichtsklassen stimmen und die Größe passt. So wird das auch gegen die Kroaten sein. Es macht einfach Spaß, gegen Gegner zu spielen, die ähnlich stark sind. Gegen Weißrussland haben wir zwar nicht unsere beste Leistung gezeigt, dennoch war es endlich wieder ein richtiges Handballspiel.

SPOX: Sind Partien gegen Chile und die Saudis keine richtigen Spiele?

Lemke: Ich will die Strukturen im Spiel von Chile und Saudi-Arabien nicht schlecht reden. Aber es gibt kaum angesagte Spielzüge, das ist viel Freeplay. Ich verteidige lieber gegen Teams, die strukturiert angreifen.

SPOX: Besteht die Gefahr, jetzt nicht den Schalter rechtzeitig umlegen zu können?

Lemke: Das glaube ich nicht. Ja, wir hatten in der ersten Halbzeit gegen Weißrussland Schwierigkeiten, die meiner Meinung nach von den beiden Spielen zuvor kamen. Plötzlich gegen jemanden zu spielen, der auch körperlich etwas entgegenzusetzen hat, ist nicht so einfach. Da mussten wir uns erstmal wieder reinfinden. Weil es aber im Spiel besser geworden ist, können wir darauf aufbauen. Wir werden gegen Kroatien voll da sein.

SPOX: Was macht die Kroaten besonders gefährlich?

Lemke: Kroatien ist auf jeder Position mit Spielern besetzt, die in der Champions League spielen. Das ist eine international erfahrene Truppe, auch wenn viele jüngere Spieler mit dabei sind. Und dann haben sie mit Domagoj Duvnjak, Filip Ivic im Tor, der hervorragend spielt, oder Linksaußen Manuel Strlek einfach ein paar Spieler von Weltformat dabei. Unsere Aufgabe ist es, den Kroaten diese individuellen Stärken wegzunehmen und sie im Kollektiv zu besiegen.

Kroatien-Star Duvnjak: Motor, Herz und Hirn

SPOX: Wie wichtig ist eigentlich den Spielern der Gruppensieg vor dem Hintergrund, dass der Erste nach Paris und der Zweite nach Montpellier reisen muss? Oder wird sogar nach dem Motto taktiert, der Gruppensieger könnte schon im Halbfinale auf Frankreich treffen, der Zweite erst im Endspiel?

Lemke: Das versuche ich komplett auszublenden. Mir geht es einfach nur darum, jedes Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. Siege gegen Gegner auf Augenhöhe sind das Schönste, was es im Handball gibt. Das ist gut für die Stimmung, das ist gut für das Selbstvertrauen, das brauchen wir einfach, um die nächsten Aufgaben lösen zu können.

SPOX: Wie schon die Partien zuvor wird auch das Kroatien-Spiel natürlich nicht im TV zu sehen sein. Welche Reaktionen bekommen Sie darauf aus der Heimat?

Lemke: Im ersten Spiel gab es ja ein paar Probleme, ansonsten funktioniert es aber wohl. Die sind alle froh, dass sie die Spiele überhaupt sehen können und kommen damit gut zu recht. Besser als nichts, kann man da wohl sagen.

SPOX: Abschließende Frage. Sie sind Fan von Werder Bremen ...

Lemke: (unterbricht) Und deshalb ziemlich leiderprobt.

SPOX: Als VfB-Fan kann ich davon ein Lied singen.

Lemke: (lacht laut) Ach Gott, dann geht es Ihnen auch nicht besser.

SPOX: Was ich eigentlich wissen wollte: Was reißt Werder in der Rückrunde?

Lemke: Ich vertraue Trainer Alexander Nouri und gehe davon aus, dass er mit der Mannschaft den Abstieg verhindern kann. Allerdings verlief die Vorbereitung nach allem, was ich gelesen habe, ja mal wieder nicht so gut. Offensiv hat Werder aber durchaus Qualität, das sollte den Ausschlag geben. Hoffe ich zumindest.

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