Wer stoppt das blaue Monster?

Von Simon Ommer
Frankreich holte bei der WM 2015 in Katar den Titel
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6. Schweden

Der vierfache Weltmeister hat einen entscheidenden Vorteil: Mit Andreas Palicka und Mikael Appelgren verfügt das Team über ein starkes Duo im Tor. Beide begeistern in der Bundesliga und könnten für die Skandinavier die Formel zum Erfolg sein. Trotzdem schmerzt sicherlich der Rücktritt von Mattias Andersson.

Trainer Kristjan Andresson setzt vor allem auf einige junge Spieler. Die Auswahl ist gespickt mit erstklassigen Nachwuchsspielern wie Kiels Lukas Nilsson oder Flensburgs Hampus Wanne. Die Youngsters können in Frankreich für Furore sorgen, auch wenn es ihnen noch an Erfahrung fehlt. Gerade Lukas Nilsson kann an einem guten Tag mächtig aufdrehen, dann ist er von keiner Abwehr der Welt zu halten.

Die Entwicklung der schwedischen Mannschaft hat längst noch nicht ihren Höhepunkt erreicht, doch auch jetzt soll schon schneller und erfolgreicher Handball gespielt werden. Die erfahrenen Niklas Ekberg und Johan Jakobsson sollen ihr Team zu Erfolgen führen. Das Viertelfinale ist definitiv drin.

5. Kroatien

Weltmeister 2003, Olympiasieger 2004: Die letzten Erfolge der kroatischen Mannschaft liegen weit zurück. Zu jedem Turnier reisen sie als Mitfavorit an, immer werden sie enttäuscht. Trotzdem ist klar: Spielt sich die Mannschaft von Coach Zeljko Babic in einen Rausch, ist sie nur schwer zu stoppen.

Eine Seltenheit: Mit Marko Kopljar und Luka Stepancic verfügt die Mannschaft über zwei starke Linkshänder im rechten Rückraum. Eine Waffe! Dreh- und Angelpunkt im Team ist aber Domagoj Duvnjak, der Welthandballer aus dem Jahr 2013.

Linksaußen Manuel Strlek gibt ein klares Ziel aus: "Wir wollen um eine Medaille spielen. Wir werden in jedem Spiel 110 Prozent geben." Bereits in der Gruppenphase wartet mit Deutschland ein Konkurrent um den Titel. Zeigen die Kroaten ihre beste Leistung, kann es sehr weit gehen. In der Gruppe sollte es mindestens der zweite Platz werden, man wird sich mit der DHB-Auswahl um den Platz an der Sonne streiten.

4. Spanien

WM 2013: Gold. EM 2014: Bronze. WM 2015: Vierter Platz. EM 2016: Silber. Die Konstanz der Iberer ist beeindruckend. Bei den letzten sechs Turnieren erreichte die Auswahl stets das Halbfinale. In der Vorbereitung wurde Polen mit 30:20 vom Parkett gefegt, die Spanier zeigen eindrucksvoll: Der dritte WM-Titel soll her!

Das Team ist seit Jahren eingespielt und harmoniert prächtig. Mit Arpad Sterbik steht ein Weltklasse-Mann im Tor, auch die Abwehr um Viran Morros ist schwer zu knacken. Am Kreis sorgt Bulle Julen Aguinagalde für Tore und reißt Lücken in der Defensive des Gegners. Auch auf den Außen ist man mit Victor Tomas und Valero Rivera Folch exzellent besetzt. Einziger Wermutstropfen: Der Einsatz von Spielmacher Raul Entrerrios ist fraglich.

Die Gruppenphase wird für das Team ein Durchmarsch, auch die Slowenen sollten keine große Herausforderung darstellen. Das Halbfinale muss das Ziel sein, auch der Titel ist drin.

3. Deutschland

Steffen Weinhold, Fabian Wiede, Christian Dissinger, Hendrik Pekeler - die Liste der Ausfälle ist mal wieder lang. Dennoch wollen die Bad Boys angreifen und den nächsten Coup landen. Torhüter Andreas Wolff glaubt an den Titel: "Die Chance halte ich für relativ hoch, weil wir eine sehr starke Mannschaft haben."

Wie schon im letzten Jahr wird das Team wieder einen enormen Kampfgeist und große mannschaftliche Geschlossenheit zeigen. Im Tor stehen mit Andreas Wolff und Silvio Heinevetter zwei überragende Rückhalte. Im Gegensatz zur EM kann in Frankreich auch Kapitän Uwe Gensheimer - trotz des plötzlichen Todes seines Vaters - wieder auflaufen. Der wohl beste Linksaußen der Welt hebt die Mannschaft noch einmal auf ein höheres Niveau.

Im Rückraum sorgen die jungen Wilden Kühn, Drux und Ernst mit ihrer Power für Gefahr. Die DHB-Jungs können und werden eine gute Rolle im Turnier spielen. Teammanager Oliver Roggisch hält sich aber noch zurück: "Wir erwarten von der Mannschaft keinen WM-Titel", sagte er. Im ersten Spiel der Vorbereitung besiegte man Rumänien souverän mit 30:21.

2. Dänemark

Eine ganze Nation lechzt nach dem ersten WM-Titel in der Geschichte. Der Olympiasieger von Rio und zweifache Europameister stand bei einer Weltmeisterschaft noch nie auf dem obersten Treppchen. 2011 und 2013 verpasste man den Triumph erst im Finale.

Danish Dynamite hat alle Voraussetzungen, um den Titel zu holen: Niklas Landin ist ein Weltklasse-Mann im Tor, möglicherweise sogar der Beste. Erfahrene Akteure wie Lasse Svan, Rene Toft Hansen oder Jesper Noddesbo gehören zwar mittlerweile zum alten Eisen, verkörpern aber immer noch Weltklasse. Die Hoffnungen der Dänen ruhen auf Superstar Mikkel Hansen, der gleichzeitig als Tormaschine und Vorlagengeber agiert.

Auch die Vorbereitung verlief optimal: Island und Ägypten wurden aus der Halle geschossen, auch das Spiel gegen Ungarn konnte man siegreich gestalten.Die Vorrunde sollte ein Spaziergang werden, für die Dänen beginnt das Turnier aber sowieso erst ab dem Achtelfinale: Dann soll möglichst der erste WM-Titel her.

1. Frankreich

Titelverteidiger, Gastgeber, Rekordjäger. Zugegeben, die Franzosen an die Spitze dieses Rankings zu setzen, ist nicht besonders kreativ. Aber die Ausgangslage lässt keinen anderen Entschluss zu: Die goldene Generation kann sich im eigenen Land zum WM-Titel ballern und damit einer ganzen Ära die Krone aufsetzen.

Der Kern der Mannschaft besteht seit Jahren aus überragenden Handballern wie Luc Abalo, Daniel Narcisse, Thierry Omeyer und natürlich Nikola Karabatic - sie sind erfahren und eingespielt wie nahezu keine andere Nation. Mit Flensburgs Kentin Mahe steht außerdem ein Spieler aus der Bundesliga im Kader des Seriensiegers.

Einen neuen Mann wird man an der Seitenlinie sehen: Erfolgscoach Claude Onesta trat im September zurück. Für ihn übernahmen die ehemaligen Nationalspieler Didier Dinart und Guillaume Gille. Beide waren vor wenigen Jahren noch selbst im Nationalteam aktiv und führen das Sieger-Gen somit mit sich. Die Konkurrenz ist groß, Frankreich ist dennoch der Topfavorit auf den Titel.

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