"Ich wurde regelmäßig ausgezogen"

Von Interview: Thore Beckmann
Dominik Ebner ist drauf und dran sich in der Bundesliga zu etablieren
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SPOX: Sie sprechen das Aushelfen bei den Herren-Mannschaften als Jugendlicher an. Wie hoch war die Belastung in dieser Zeit?

Ebner: Das war mit Sicherheit die intensivste Zeit in Sachen Trainingsbelastung. Du bekommst in dieser Zeit die Möglichkeit, dich auch in der 2. Mannschaft zu beweisen, hast dadurch aber die Doppelbelastung. Trotzdem ist es unerlässlich, dich als Jugendspieler an den Herrensport zu gewöhnen.

SPOX: Sie selbst haben bereits einen Ermüdungsbruch erlitten, sich die Schulter ausgekugelt und das Labrum gerissen. Wie groß ist in jungen Jahren schon die Angst um die Karriere?

Ebner: Natürlich hast du erstmal Schiss, weil du weißt, dass der nächste Schlag auf die Schulter im Handball nicht weit entfernt ist. Aber als die Ärzte gesagt haben, dass alles wieder ausheilen wird, habe ich das auch geglaubt. Es hilft ja sonst auch nichts. Zum Glück war es nicht mein Wurfarm. (lacht) Du musst dir dann kleinere Ziele setzen und auf den Fortschritt schauen, den du von Tag zu Tag machst.

SPOX: Mit Reha und allem hört sich das schon im jungen Alter nach einer ziemlichen Schinderei an. Glauben Sie, dass es einen Zusammenhang zwischen der Doppelbelastung und Ihren Verletzungen gab?

Ebner: Also erstmal ist es so, dass ich - bevor ich den Mittelfußbruch hatte - schon zwei, drei Jahre diese Art der Doppelbelastung gewohnt war. Ich glaube auch, dass es in der Zeit vor der Verletzung noch mehr Training gewesen ist, aber trotzdem kann ich nicht sagen, ob es daran gelegen hat und ehrlich gesagt, ist es mir auch egal gewesen. Das Ziel war einfach: möglichst schnell wieder fit werden. Was die Gründe angeht, kann ich nicht abschließend etwas über diese sagen und befasse mich deswegen auch nicht damit.

SPOX: Nach beiden Verletzungen gab es dann jeweils eine Zeit von drei bis vier Monaten der Reha. Das alles für den Traum Handball-Profi zu werden. Kann man das in dieser Zeit schon hauptberuflich machen oder wie sieht die finanzielle Situation eines jungen Handballspielers aus?

Ebner: Ich habe das von Anfang an so gehandhabt, dass ich mir ein zweites Standbein aufbauen wollte. Gerade in dem Moment, in dem du so schwere Verletzungen hast, merkst du, dass alles ganz schnell vorbei sein kann. Ich habe mein Abitur und dann in Absprache mit dem Verein bei einem Sponsor noch eine Ausbildung gemacht, sodass ich dann auch für Trainingseinheiten und Spiele unter der Woche freigestellt werden konnte. Nach dem Ausbildungsabschluss geht es jetzt mit dem Studium weiter. Das hilft auch alles vom Kopf nicht total zu erlahmen und so eventuell den Bezug zur wirklichen Welt zu verlieren.

SPOX: Zweimal am Tag Training, erst eine Ausbildung, jetzt das Studium - bleibt noch Zeit für Freunde und private Dinge?

Ebner: Es ist schon schwer, dies alles unter einen Hut zu bekommen. Ich glaube aber, ich bekomme das ganz gut hin und meine Freunde mögen mich immer noch. (lacht)

SPOX: Der Spielplan und die Belastung im Handball stehen dem des Fußballs in keinem Fall nach. Die Bezahlung ist trotzdem eher dürftig - blickt man manchmal neidisch auf den beherrschenden Sport in Deutschland?

Ebner: Mit Sicherheit gibt es da mal die Momente, in denen man darüber nachdenkt, was es für riesige Unterschiede gibt, aber ich bin schon ziemlich zufrieden damit, dass ich mit meinem Hobby, was ich mein Leben lang ausübe, Geld verdienen kann. Auch mein Vater hat mir damals schon gesagt: "Was gibt es schöneres, als wenn du mit dem, was dir Spaß macht, später Geld verdienen kannst?".

SPOX: Für Lemgo läuft es derzeit nicht nach Plan. Woran machen Sie die derzeitige Krise fest?

Ebner: Ich denke, dass das an vielen Kleinigkeiten liegt. Oft können wir 45 Minuten mithalten, aber schaffen es nie die Konzentration über die ganze Spielzeit aufrecht zu halten. Da werden dann taktische Anweisungen missachtet und dann kriegst du einen 0:5-Lauf und das Spiel ist quasi gelaufen. Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass besonders die beiden verlorenen Heimspiele gegen Balingen und Minden wehtun. Jetzt brauchen wir auch mal einen Überraschungssieg.

SPOX: Im Januar steht die WM in Frankreich an. Ein weit entfernter Traum oder ein schon ein Teil des Plans?

Ebner: Das ist für mich überhaupt kein Thema, auch wenn das natürlich der große Traum eines jeden Sportlers ist. Ich bleibe schön auf dem Teppich und setze mir ein kleines Ziel nach dem anderen. Das nächste Ziel wäre deshalb erstmal, sich über einen längeren Zeitraum als Spieler in der Liga zu etablieren.

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