Licht und Schatten gegen Island

SID
Im zweiten Spiel gegen Island gab es für die deutschen Handballer nichts zu holen
© getty

Generalprobe verpatzt, Euphorie gedämpft: Die deutschen Handballer reisen mit einigen Bauchschmerzen zur EM nach Polen. 24 Stunden nach dem hart erkämpften 26:25-Erfolg gegen Island verlor die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson gegen die Skandinavier am Sonntag in Hannover völlig verdient mit 24:27 (12:15) und kassierte ausgerechnet im letzten Härtetest sechs Tage vor dem EM-Auftaktspiel gegen Mitfavorit Spanien ihre erste Testspiel-Niederlage.

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Sigurdsson blieb wie immer gelassen. "Das war heute eine schlechte Chancenverwertung, aber insgesamt sind wir ziemlich gefestigt", sagte der Isländer bei Sportdeutschland.tv: "Wir haben eine gute Routine in der Abwehr und im Angriff, wir sind für jeden Gegner bereit und auch gefährlich."

Nach dem couragierten Auftritt am Vortag offenbarte die neu formierte Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Sonntag allerdings sowohl im Angriff als auch in der Abwehr noch einige Baustellen. Anstatt sich mit einem Erfolg nach Breslau zu verabschieden, beendete der WM-Siebte, der am vergangenen Dienstag noch Tunesien (37:30) bezwungen hatte, seine EM-Vorbereitung mit der Bilanz von zwei Siegen in drei Spielen.

Am Sonntag rieben sich viele der 10.050 Zuschauer in der ausverkauften Arena in Hannover verwundert die Augen. Die deutschen Spieler wirkten überraschend ausgelaugt und uninspiriert. Vorne agierte das Team um Neu-Kapitän Steffen Weinhold (5 Tore) zu fahrig und warf deutlich zu viele Fahrkarten, hinten stimmte die Abstimmung nicht, und es fehlte oft an der nötigen Aggressivität.

"Chancenverwertung zu schlecht"

Im ersten Abschnitt war es einzig der Treffsicherheit von Linksaußen Rune Dahmke (insgesamt 5 Tore) zu verdanken, dass die Isländer nicht noch weiter enteilten. Doch schon kurz nach dem Seitenwechsel waren die Fronten beim 12:18 (33.) geklärt. "Unsere Chancenverwertung war viel zu schlecht", sagte Dahmke: "Insgesamt waren wir nicht so in den Abläufen drin, wie wir uns das wünschen, aber wir haben ja noch ein paar tage Zeit, um daran zu arbeiten."

Noch am Samstag hatte vor allem der Rückraum um Shooter Christian Dissinger und Steffen Fäth überzeugt. Der Kieler Dissinger, schon beim Testspiel-Auftakt gegen Tunesien bester Werfer, avancierte mit acht Treffern zum Matchwinner und hatte entscheidenden Anteil am positiven Ausgang des Handball-Krimis von Kassel, den Rechtaußen Johannes Sellin mit seinem Tor 75 Sekunden vor dem Ende besiegelte.

Zuerst gegen Spanien

"So eine Erfahrung ist für uns im Hinblick auf die EM Gold wert", hatte Torhüter Carsten Lichtlein am Samstag gesagt: "Die Abwehr war deutlich stabilisiert, jetzt müssen wir nur noch die technischen Fehler im Angriff abstellen." Dies gelang am Sonntag nicht.

Die Spiele gegen Island waren für das deutsche Team der letzte Gradmesser vor der EM. Nach den verletzungsbedingten Absagen von vier Stammspielern, unter ihnen auch Kapitän Uwe Gensheimer, schickt Sigurdsson eine international weitgehend unerfahrene Mannschaft ins Rennen.

Im polnischen Breslau trifft das deutsche Team am 16. Januar (18.30 Uhr im LIVETICKER) zunächst auf Ex-Weltmeister Spanien. Weitere Vorrundengegner in der Gruppe C sind Schweden (18. Januar/20.30 im LIVETICKER) und Slowenien (20. Januar/17.15 im LIVETICKER). Erstes Ziel beim Turnier in Polen ist das Erreichen der Hauptrunde, für das die DHB-Auswahl mindestens Gruppendritter werden muss. "Die EM wird verdammt schwer", sagte Sigurdsson, "aber auch sehr, sehr interessant."

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