Hanning: Verletzungsmisere als Chance

SID
Bob Hanning ist vor der EM zuversichtlich
© getty

Bob Hanning hat es sich gemütlich gemacht. Der mächtige Handball-Macher sitzt im Ledersessel und nippt entspannt an seiner Cola light. Die Verletzungsmisere der deutschen Handballer lässt ihn kalt, die schwierige Situation sieht er vielmehr als Chance.

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"Sicher sind viele zentrale Spieler nicht dabei, aber ich sage ganz provokant: Das ist gut so! Wenn wir wirklich großen Erfolg haben wollen, müssen wir gucken, auf welche Spieler wir in Zukunft bauen können", sagt Hanning im SID-Interview: "In jedem Schicksal steckt eine Chance, die Spieler können sich beweisen, und darauf freue ich mich."

Trotz der Absagen von vier Stammspielern, darunter Kapitän Uwe Gensheimer und Shootingstar Paul Drux, traut der Vizepräsident des DHB der international unerfahrenen Truppe sogar das Halbfinale zu. "Warum sollte eine Mannschaft nicht über sich hinauswachsen können und sich einen Traum ermöglichen, mit dem jetzt in diesem Moment noch gar nicht zu rechnen ist", sagt Hanning: "Möglich ist alles."

Nach Platz sieben bei der WM vor Jahresfrist in Katar verzichtet der Verband allerdings auf eine klare Vorgabe. "Wir wollen jedes Spiel maximal bestreiten und möglichst das beste Resultat rausholen", sagt der 47-Jährige. Gleich im Auftaktspiel gegen den Mitfavoriten Spanien am Samstag werde man sehen, "wie weit wir von der Weltspitze wirklich entfernt sind. Die Wahrheit liegt in Polen auf dem Platz."

"Müssen alles investieren"

Mit Blick auf den Dämpfer im abschließenden Test gegen Island (24:27) fordert Hanning bei Neu-Kapitän Steffen Weinhold und Co. volle Konzentration. "Wir müssen alles investieren, um Spiele zu gewinnen. Keine Mannschaft bei der Europameisterschaft wird schlechter sein als Island, von daher gilt es, eine maximale Fokussierung zu haben", so Hanning.

Neben Spanien sind Rekord-Europameister Schweden (18. Januar) und Slowenien (20. Januar) die weiteren deutschen Vorrundengegner. Für das Erreichen der Hauptrunde muss die DHB-Auswahl mindestens Gruppendritter werden.

Der deutsche Handball steht vor wegweisenden Monaten. Nach der Europameisterschaft steht im April die wichtige Olympia-Qualifikation auf dem Programm - und so spricht Hanning auf dem Weg zum proklamierten Ziel "Olympiasieg 2020 in Tokio" von einem "elementar wichtigen Jahr für den deutschen Handball". Eine Absturzgefahr sieht er nicht: "Ich weiß gar nicht, warum die Menschen immer so eine große Angst vor Misserfolg haben. Man hat jetzt bei der EM eine ganz, ganz große Möglichkeit." Und selbst mit Rückschlägen könne er leben: "Wenn man große Dinge vorhat, gehören die dazu."

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