Tod der Willkür, Geburt des Dramas

Nikola Karabatic sieht bei der WM 2007 gegen Tunesien die Rote Karte
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Kleinere Änderungen im DHB-Pokal

Seien wir ehrlich. Die Duelle Klein gegen Groß haben im Handball nicht ansatzweise den Reiz wie im Fußball. Es gibt so gut wie nie Sensationen. Also muss ein Modus her, der die Topteams entlastet.

Mein Vorschlag: Die Top-4 der HBL steigen in der folgenden Saison erst im Achtelfinale ein. So bleiben für die Spitzenmannschaften vier Spiele bis zum Pokalsieg statt bisher sechs.

Das sagt Daniel Stephan: Bitte nicht! Ich bin auch kein Fan von diesen Viererturnieren am Anfang, wie es derzeit ist. Aber im Pokal sollen die kleinen Vereine den Vorteil haben. Die freuen sich, wenn mal ein großer Verein vorbei kommt. Deshalb sollten auch Kiel oder die Löwen nicht erst im Achtelfinale einsteigen. Ich würde den Pokal gerne in seiner ursprünglichen Version sehen.

EM und WM in größeren Abständen

Wir brauchen nicht jedes Jahr ein großes Turnier. Alle vier Jahre eine EM und alle vier Jahre eine WM ist genug. Der Reiz wird größer, die Zuschauer haben mehr Bock drauf - und die Topspieler bekommen zumindest immer wieder mal eine vernünftige Pause.

Fassen wir zusammen: Durch die Änderungen in HBL, CL und Pokal hätten Topteams sieben bis neun Spiele weniger. Gleichzeitig würde sich die Attraktivität der einzelnen Spiele in der Regel erhöhen - plus die Pausen dank nicht jährlich stattfindender Großereignisse.

Das sagt Daniel Stephan: Da bekommt ihr meine volle Zustimmung. Es muss das Ziel des Handballs sein, jedes große Turnier - ob WM, EM oder Olympia - nur alle vier Jahre auszutragen. Dann hat man drei Highlights in vier Jahren, das reicht. Andererseits darf man natürlich nicht vergessen, wie viel Medienpräsenz jedes große Turnier auf unsere Sportart lenkt. Trotzdem: Es geht alles zu Lasten der Spieler, was in der aktuellen Form einfach nicht sein kann.

Das sagt Henning Fritz: Da kann ich auch nur zustimmen. Der Wert beispielsweise eines Weltmeister-Titels wäre viel höher, weil man seltener die Möglichkeit hätte, ihn zu gewinnen. Man hätte aus Spielersicht außerdem die Chance, mal eine halbwegs vernünftige Winterpause einzulegen und zu regenerieren, um dann auch wieder Topniveau abrufen zu können. Wenn man ein Jahr mit EM oder WM und dann noch Olympia hat, muss man ehrlich sagen: Das ist nicht seriös durchzuführen.

Einführung einer Shotclock

Die Angriffsregel im Handball ist an Willkür kaum zu überbieten. Wann heben die Schiris den Arm? Gefühlt wenn es ihnen gerade passt! Das variiert teilweise sogar innerhalb einer Partie. Gerade im Handball, wo bereits in Sachen Stürmerfoul ein schwammiges Bild herrscht, nicht selten eine Katastrophe.

Die Allgewalt der Schiedsrichter ist für den Sport ungesund, dass sie auch schon zu Manipulationen geführt hat noch schlimmer. Eine Shotclock wäre eine gewaltige Erleichterung für die Unparteiischen, die zumindest in diesem Punkt weniger Angriffsfläche bieten würden. Das Spiel an sich würde noch schneller, noch dynamischer werden - und damit für die Zuschauer attraktiver. Mehr Drama, Baby!

Wie könnte so etwas aussehen? Jedes Team hat pro Angriff 30 Sekunden. Bei einem Foul der verteidigenden Mannschaft wird die Wurfuhr angehalten, die 60 Minuten laufen aber weiter herunter. So würde sich gleichzeitig ein Spiel nicht gnadenlos in die Länge ziehen. Warum sich die großen Verbände gegen die Idee sträuben, bleibt für mich ein Rätsel.

Das sagt Daniel Stephan: Auch davon halte ich nicht viel. Es stimmt zwar, dass die Sache mit dem Zeitspiel manchmal nicht gut läuft und eine Shotclock für die Schiedsrichter eine Erleichterung wäre. Und die Mannschaft, die unterlegen ist, könnte ihre Angriffe nicht mehr so in die Länge ziehen. Aber ich finde, das ist ein wichtiges taktisches Mittel für kleinere Teams, die damit auch mal die Großen ärgern können.

Das sagt Henning Fritz: Grundsätzlich halte ich das für keine schlechte Idee. Man hätte dadurch etwas Handfestes, eine klare Zeitvorgabe. Bisher ist das Zeitspiel immer von der subjektiven Wahrnehmung des Schiedsrichters abhängig. Wobei ich mich jetzt nicht auf 30 Sekunden oder irgendeine Zeit festlegen möchte. Das müsste man genau durchdenken.

Abschaffung des Unentschiedens

Keine Ahnung, wie es euch geht. Aber ein Remis finde ich im Handball einfach unbefriedigend. Am Ende einer Schlacht möchte man einen Sieger und einen Verlierer sehen. Sollte es also nach 60 Minuten unentschieden stehen, wäre doch ein sofortiges Siebenmeterwerfen eine reizvolle Alternative. Und zwar in jedem Spiel, egal ob CL-Vorrunde, HBL oder WM.

Für die Fans wäre ein Siebenmeterwerfen das krönende Drama zum Ende eines nervenaufreibenden Spiels. Was die Punkteverteilung angeht, würde sich nicht viel ändern. Der Sieger bekommt 2:0 Punkte, der Unterlegene 0:2.

Das sagt Daniel Stephan: Jetzt hört aber auf. (lacht) Handball ist attraktiv genug. Ich finde nicht, dass am Spiel selbst etwas geändert werden sollte.

Das sagt Henning Fritz: Davon halte ich nicht so viel. Das ist am Ende sonst wie in einer Lotterie. Da sollte lieber jedes Team einen Punkt erhalten, das ist einfach gerechter.

Seite 1: Playoffs und radikale CL-Einkürzung

Seite 2: Shotclock und das Ende des Remis

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