"Jungs kommen auf Zahnfleisch daher"

Oliver Roggisch wurde 2007 mit dem DHB-Team Weltmeister
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SPOX: Bisher wurde kein konkretes Ziel genannt. Was darf man aus Ihrer Sicht realistisch gesehen von der Mannschaft erwarten?

Roggisch: Wir wollen natürlich die Vorrunde überstehen und möglichst viele Punkte mit in die Zwischenrunde nehmen. Konkreter können wir es derzeit nicht machen, das wäre bei Betrachtung unserer Gruppe nicht seriös. Meiner Meinung nach sind wir in der Lage, Spanien - auch wenn die sicher vom Leistungsvermögen her an der Spitze der Gruppe stehen - Slowenien und Schweden zu schlagen. Genauso gut kannst du aber auch gegen alle drei Teams verlieren. Also: Erstmal die Vorrunde schaffen, dann werden wir uns neue Ziele setzen.

SPOX: Die dann auch nach außen kommuniziert werden?

Roggisch: Nein, die werden intern bleiben. Das haben wir in Katar doch schon ganz ähnlich gemacht.

SPOX: Schielt man wirklich nicht voraus? Schließlich würden in der Zwischenrunde drei Teams aus der Gruppe mit Dänemark, Russland, Montenegro und Ungarn warten. Lässt man die Dänen einmal weg, würde es realistisch betrachtet die Chance geben, vier weitere Zähler einzusammeln.

Roggisch: Ich würde mich gerne mit euch Journalisten darauf einigen, dass Ihr euch mit solchen Gedankenspielchen beschäftigt und uns damit in Ruhe lasst. (lacht) Es bringt aus Sportlersicht nichts, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Man kann aus der Vorrunde auch ohne Punkte herauskommen - und dann wird es schon ganz schön schwierig.

SPOX: Sind für Sie auch die üblichen Verdächtigen die Topfavoriten auf den Titel?

Roggisch: Ganz genau. Dänemark, Frankreich, Kroatien und wahrscheinlich Spanien haben sicherlich das größte Potenzial auf den Titel.

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SPOX: Lassen Sie uns kurz noch über Ihre jüngste Aussage sprechen. Sie haben gefordert, die HBL aufgrund der riesigen Belastung für die Spieler zu verkleinern...

Roggisch: Halt! Ich habe das nicht gefordert. Es war ein generelles Gespräch darüber, wie man die Belastung der Spieler verkleinern kann. Option Nummer eins wäre für mich, die aufgeblähte Champions League zu verkleinern. Das sind viel zu viele Spiele. Da das aber nicht realistisch ist, weil die anderen Nationen viele Spiele haben wollen, habe ich gesagt, dass man darüber nachdenken muss, ob es Sinn macht, etwas auf nationaler Ebene zu verändern.

SPOX: Also eine Verkleinerung der HBL.

Roggisch: Mir ist klar, dass es für die kleineren Vereine aus finanzieller Sicht wichtig ist, auf ihre Spiele zu kommen. Die finanzieren durch die Zuschauereinnahmen teilweise ihre Kader. Deshalb wäre es doch eine Idee, bei einer Verkleinerung der Liga Abstiegs-Playoffs einzuführen. So hätten die Teams aus den unteren Tabellenregionen wahrscheinlich sogar mehr Spiele als bisher und die Topteams würden gleichzeitig entlastet. Aber nochmal: Ich habe nichts gefordert, wie es überall geschrieben wurde, sondern einfach eine Idee geäußert.

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SPOX: Zu der es viele unterschiedliche Meinungen gibt.

Roggisch: Das ist mir klar. Und es ist auch klar, dass es keine Lösung geben wird, mit der alle Seiten komplett zufrieden sind. Trotzdem sollte man sich zusammensetzen, alles diskutieren und ein Konzept erarbeiten, mit dem zumindest alle leben können.

SPOX: Für wie realistisch halten Sie eine Änderung?

Roggisch: Es sind sich doch alle einig, dass die Belastung zu hoch ist. Das schadet der Nationalmannschaft und das wiederum schadet der Liga. Ein starkes, erfolgreiches DHB-Team ist auch für die HBL wichtig. Dieser Erfolg ist natürlich gefährdet, wenn es so wie aktuell ist und die Jungs alle auf dem Zahnfleisch daherkommen.

SPOX: Denkt die HBL in diesem Punkt trotz der in den letzten Jahren guten Zusammenarbeit zu sehr an sich?

Roggisch: Nein, das glaube ich nicht. Unterschiedliche Interessen sind doch normal. Ich will der HBL keinen Vorwurf machen, sondern einfach Gespräche anregen, um zu einer Lösung zu kommen.

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