Wer stoppt die blaue Bestie?

In Katar wird der Handball-Weltmeister 2015 gekürt
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6. Deutschland

Um vorneweg eines klarzustellen: Die bereits genannten Nationen sind dem nur dank einer Wildcard teilnehmenden DHB-Team ein gutes Stück voraus, eine Medaille in der Wüste wäre eine Sensation. Aber warum sollte man sich kleiner machen, als man ist? Die Rechnung geht so: Deutschland schlägt Russland, Argentinien und Saudi-Arabien und kommt als Dritter weiter. Dann wartet mit Schweden oder Island eine schwierige, aber nicht unlösbare Aufgabe. Das Viertelfinale ist möglich und sollte das Ziel sein. "Die Handball-Welt soll sagen: Die Deutschen sind wieder da", sagte schließlich auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson im SPOX-Interview.

Der Isländer setzt konsequent auf die Jungen, was der einzig richtige Weg ist. Im Fokus steht dabei Paul Drux. Der 19-Jährige von den Füchsen hinterließ auf der Königsposition im linken Rückraum zuletzt einen derart erfrischenden und unbeschwerten Eindruck, dass es eine wahre Freude war.

Mit Carsten Lichtlein und dem zuletzt viel kritisierten Silvio Heinevetter verfügt Deutschland über ein hervorragendes Torhüter-Duo, auf den Außenpositionen sieht es mit Uwe Gensheimer (links) und Patrick Groetzki (rechts) ebenfalls sehr gut aus. Dazu kommen mit Patrick Wiencek am Kreis und mit Steffen Weinhold im rechten Rückraum wichtige und zuverlässige Stützen.

Bleibt für die mittlerweile variablere Abwehr zu hoffen, dass Hendrik Pekeler richtig fit wird, Mimi Kraus und Martin Strobel sich im Angriff gut auf der Spielmacherposition ergänzen und der eine oder andere Spieler aus der zweiten Reihe über sich hinauswächst.

7. Island

Wie Deutschland hat sich auch Island sportlich nicht qualifiziert, erst eine Wildcard ermöglichte die Reise nach Katar. Auf zwei Dinge können sich die Nordeuropäer wie immer verlassen. Ihren unerschütterlichen Kampfgeist und die einmalige Unterstützung ihrer Landsleute, die Partien ihrer Handballer nahezu geschlossen vor den TV-Geräten verfolgen.

Zwei davon haben aber offenbar mit Handball nichts am Hut. Sie überfielen in Reykjavik ausgerechnet Aron Palmarsson, der sich dabei eine Jochbeinverletzung zuzog. Immerhin: Der Rückraumspieler wird wohl trotzdem in guter Verfassung sein, was für Island elementar ist.

Abgesehen von der Personalie Palmarsson kann Nationalcoach Aron Kristjansson auf eine homogene Truppe bauen, aus der zwei weitere Spieler herausragen. Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson vom FC Barcelona und Rückraum-Ass Alexander Petersson von den Rhein-Neckar Löwen.

8. Schweden

Mit Kim Ekdahl du Rietz und Jim Gottfridsson müssen die Schweden zwei bittere Ausfälle verkraften. Die Folge: Im Rückraum fehlen klangvolle Namen. Lediglich der nach langer Verletzungspause zurückgekehrte Kim Andersson (Kolding) macht Hoffnung auf große Auftritte.

Schwedens Sportdirektor Stefan Lövgren im SPOX-Interview

So bleibt dem Trainer-Duo Staffan Olsson und Ola Lindgren nicht viel mehr übrig, als auf die Abwehr zu setzen. Diese genügt höchsten Ansprüchen allemal. Mit Mattias Andersson und Johan Sjöstrand stehen zwei bärenstarke Torhüter im Kader, der Mittelblock mit Tobias Karlsson und Jesper Nielsen garantiert jedem Gegner blaue Flecken.

Trotzdem wissen die Verantwortlichen des viermaligen Weltmeisters ihr Leistungsvermögen realistisch einzuschätzen. Erstmal ist nur das Achtelfinale das Ziel. Das ist allerdings auch Pflicht.

9. Slowenien

WM-Halbfinale 2013, die EM 2014 in den Playoffs gegen Weißrussland verpasst: Bei Slowenien weiß man nie so genau, was am Ende herauskommt. Fakt ist: Trainer Boris Denic lässt sein Team ungeheuer schnell spielen. Das kann es jedem Gegner schwer machen. Oder auch leicht, weil manchmal zu viele technische Fehler unterlaufen.

Die Qualität der Mannschaft ist jedenfalls nicht zu unterschätzen, fast alle Spieler stehen bei renommierten Klubs unter Vertrag und können internationale Erfahrung vorweisen. Wichtige Stützen im Team sind beispielsweise Uros Zorman, David Spiler und Vid Kavticnik.

10. Tunesien

In der HBL ist er bestens bekannt, in Tunesien genießt er seit dem Einzug ins WM-Halbfinale 2005 Heldenstatus: Nationaltrainer Sead Hasanefendic. Ein erneutes tunesisches Märchen - also das Erreichen des Viertelfinales - ist aufgrund der Auslosung nicht völlig aus der Luft gegriffen. Außer Kroatien ist den Nordafrikanern in Gruppe B kein Team klar überlegen, Rang zwei ist also im Optimalfall möglich. Dann würden wohl Katar, Weißrussland oder Brasilien warten.

Es gibt weitere gute Gründe, auf ein starkes Abschneiden der Tunesier zu setzen. Über die Qualitäten von Barcas Wael Jallouz muss man sich nicht unterhalten, Amine Bannour beeindruckte mit seiner linken Fackel schon bei der WM 2013. Außerdem steht am Kreis ein Büffel namens Issam Tej (Montpellier).

Plätze 1 - 5: Blaue Bestie, Polen-Power, Kroaten unter Druck

Plätze 6 - 10: DHB, Island und tunesische Helden

Plätze 11 - 17: Weltauswahl Katar und eine One-Man-Show

Plätze 18 - 24: Südamerika, Afrika und Exoten

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