Kampf dem Schweinehund

Uwe Gensheimer und das DHB-Team kämpfen gegen Slowenien um Olympia
© getty

Nach der 23:28-Niederlage gegen Kroatien ist klar: Die WM-Strapazen haben das DHB-Team ausgelaugt. Ausgerechnet in dieser Situation steht gegen Slowenien (Sa., 14.30 Uhr im LIVE-TICKER) Olympia auf dem Spiel. Kann Bundestrainer Dagur Sigurdsson die letzten Tropfen aus dem Tank kratzen?

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Dagur Sigurdsson würde das so wohl nie zugeben. Doch die Müdigkeit stand nicht nur seinen Spielern, sondern auch dem Bundestrainer selbst ins Gesicht geschrieben. Die WM und vor allem die Pleite gegen Katar haben ihre Spuren hinterlassen, die Luft scheint irgendwie raus zu sein.

Ausgerechnet jetzt steht eines der wichtigsten Spiele für den DHB an. Ohne auch nur einen Tag Pause zu haben, kämpft die deutsche Mannschaft gegen das mit 33:36 gegen Dänemark unterlegene Slowenien um Rang sieben und damit das Erreichen eines Quali-Turniers für die Spiele in Rio.

"Wir müssen gewinnen"

"Das Spiel ist von unglaublich großer Bedeutung. Wir müssen gewinnen, damit der Traum von Olympia sicher weiterleben kann. Wir müssen alles an Herz und Emotionen auf die Platte bringen", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

Es dürfte nicht nur ein Duell gegen Slowenien, sondern auch gegen den inneren Schweinehund werden. Immerhin: Gleiches gilt für die Mannschaft von Trainer Boris Denic, die nach Deutschland ran musste und somit sogar noch etwas weniger Pause hat.

Den Slowenen, die in der Vorrunde Dritter der Gruppe A wurden und nach ihrem Sieg im Achtelfinale gegen Mazedonien schließlich an Frankreich scheiterten, stecken wie Deutschland acht Spiele in den Knochen. Wie die DHB-Auswahl muss auch der WM-Vierte von 2013 die Enttäuschung von zwei Niederlagen in Folge verkraften.

Hoffen auf Weinhold

"Slowenien ist ein sehr gutes Team. Aber wenn wir unsere Leistung abrufen, haben wir eine gute Chance", erklärte Sigurdsson. Die Chancen auf einen Einsatz von Steffen Weinhold stehen womöglich gar nicht so schlecht.

Der Kieler saß aufgrund einer im Viertelfinale gegen Katar zugezogenen Adduktorenverletzung zwar 60 Minuten auf der Bank, hatte sich zuvor aber ganz normal mit den Kollegen aufgewärmt.

"Wir müssen abwarten. Vielleicht sogar bis kurz vor dem Spiel. Letztlich werden die medizinische Abteilung und der Spieler selbst die Entscheidung treffen", sagte Hanning dazu.

Patrick Groetzki im SPOX-Interview

Auch Patrick Groetzki, Martin Strobel und Paul Drux kamen alle nur etwas mehr als 20 Minuten zum Einsatz, Carsten Lichtlein gar nicht. Vielleicht kann also doch der eine oder andere Spieler gegen Slowenien noch ein paar Reserven freisetzen.

Emotionslos und ausgelaugt

Gegen Kroatien war derweil kein Kraut gewachsen. Vor allem weil Deutschland sein bisher schwächstes Spiel ablieferte. "Das war heute emotionslos", sprach Strobel Klartext, während Jens Schöngarth anmerkte: "Einigen Spielern hat man angemerkt, dass sie ausgelaugt sind. Dann fehlt auch die Konzentration. Das wird auf diesem Niveau bestraft."

Die Mannschaft von Slavko Goluza, dem nach der Weltmeisterschaft Medienberichten zufolge die Entlassung droht, begann zwar indisponiert und geriet mit 2:5 in Rückstand, hatte mit zunehmender Spieldauer allerdings alles im Griff.

"Kroatien war die bessere Mannschaft, das ist keine Frage. Sie haben eine gute Abwehr gespielt und die Tempogegenstöße gut genutzt. Ihr Sieg war nie in Gefahr", räumte Sigurdsson ein: "Wir fingen irgendwann an, zu viele Fehler zu machen und ließen viele gute Chancen liegen."

Technische Fehler en masse

Die Wurfausbeute des Weltmeisters von 2007 lag bei gerade einmal 53 Prozent, es unterliefen 19 technische Fehler und aus dem Rückraum kam zu wenig. Der gute Silvio Heinevetter (15/43, 35 Prozent), Uwe Gensheimer mit nur einem Fehlwurf bei sechs Toren und der mutig aufspielende Weinhold-Ersatz Schöngarth, der ebenfalls sechs Mal traf, verhinderten Schlimmeres.

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"Wir haben es einfach nicht mehr geschafft, in dieses Spiel zurückzukommen. Außerdem hielt Torhüter Mirko Alilovic stark", sagte Groetzki. "Wir haben es mental und spielerisch nicht gut gelöst. Wir hätten besser spielen müssen. Es war auch eine Kopffrage. Wir haben zudem gesehen, dass Energie fehlte", meinte Sigurdsson.

Und der Isländer ergänzte: "Wir müssen jetzt alles investieren, was wir haben, und den letzten Tropfen irgendwie rausholen." Dazu bleibt gerade einmal eine Nacht Zeit. Gelingt das nicht, droht ein eigentlich so überraschend tolles Turnier doch noch mit einer riesigen Enttäuschung zu enden.

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