Weltspitze? Nein!

Das DHB-Team schloss die WM auf dem siebten Platz ab
© getty

Mit dem Sieg gegen Slowenien hat das DHB-Team dank Bundestrainer Dagur Sigurdsson seine WM-Mission in der Wüste erfüllt. Die zwischendurch entstandene Euphorie erweist sich allerdings als verfrüht. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Felix Götz.

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Das Minimalziel lautete Achtelfinale, Dagur Sigurdsson wollte der Handball-Welt beweisen, dass Deutschland wieder da ist: Der DHB hat seinen Ankündigungen mit dem siebten Platz und dem damit verbundenen Erreichen eines Olympia-Qualiturniers Taten folgen lassen und die Mission in der Wüste erfüllt.

Die zwischendurch entstandene riesige Euphorie erwies sich aber doch als verfrüht. Deutschland sei zurück in der Weltspitze, hatte es nach der herausragenden Gruppenphase und dem Sieg im Achtelfinale gegen Ägypten auch von DHB-Seite geheißen. Das stimmt definitiv nicht.

Erstens gerät ein Topteam in einem Viertelfinale gegen Katar nicht so in Hektik, wie es dem DHB-Team passiert ist - Schiedsrichter hin, Schiedsrichter her. Zweitens hing es am letzten Spiel gegen Slowenien, ob das Turnier in der öffentlichen Wahrnehmung als Erfolg oder Misserfolg gewertet wird. Bei einer Niederlage hätte es geheißen: Wenn es drauf ankommt, dann versagen sie wieder.

Es fehlt nicht so viel

Es kam glücklicherweise anders. Und die Erkenntnis, noch nicht wieder zu den absoluten Topnationen zu gehören, ist nicht weiter schlimm. Wer bitte hätte der deutschen Mannschaft vor der WM Leistungen zugetraut, die uns zumindest zeitweise von einer Medaille träumen ließen?

Insofern muss das Fazit des Turniers lauten: Deutschland ist gar nicht so weit weg von der Weltspitze, wie alle noch im Juni nach den verpatzten Playoff-Duellen gegen Polen dachten. Und: Der DHB schlug nach dem Aus von Martin Heuberger den richtigen Weg ein.

Sigurdsson die richtige Wahl

Mit der Wahl des neuen Bundestrainers wurde eine sehr gute Entscheidung getroffen - aus mehreren Gründen. Sigurdsson ist in der Lage, dem Team genügend Überzeugung und Selbstvertrauen zu vermitteln, um tatsächlich fast alle Gegner schlagen zu können.

Entscheidend dafür ist, der Mannschaft einen möglichst lückenlosen Plan an die Hand zu geben. Das macht der Isländer. Das Team wurde von den Gegnern selten unvorbereitet getroffen, auf taktische Umstellungen kann es seinerseits mit Änderungen reagieren. Ob in Angriff oder Abwehr, das deutsche Spiel ist viel flexibler geworden.

Hinzu kommt: Das jetzige Team ist jung und kann in ähnlicher Zusammensetzung noch einige große Turniere spielen. Ist Sigurdsson seine Doppelfunktion als Füchse- und Nationalcoach im Sommer erst mal los, spricht nichts dagegen, warum sich diese Truppe nicht noch weiterentwickeln sollte. Dem erst 19-jährigen Paul Drux dürfte in dieser Hinsicht eine Schlüsselrolle zufallen.

Dem Kader fehlt es an Breite

Wunderdinge darf man von Sigurdsson allerdings nicht erwarten. Genügt die erste Sieben in Bestform höchsten Ansprüchen, wird es in der Breite des Kaders qualitativ deutlich weniger. Im rechten Rückraum ist Steffen Weinhold beispielsweise absolut unersetzlich.

Hier ist der DHB auf ein noch intensiveres Mitwirken der Liga angewiesen. Denn in erster Linie müssen nun mal die Klubs für die Entwicklung junger Spieler sorgen. Es wäre insgesamt im Interesse des Handballs.

Schließlich haben die vergangenen zwei Wochen zum x-ten Mal bewiesen, dass die breite Öffentlichkeit ausschließlich über Erfolge des Nationalteams zu gewinnen ist. Da können die Vereinsmannschaften international noch so viele Titel einheimsen.

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