"Es lag sicher nicht an Heuberger"

Heiner Brand: Der Liebling der Massen
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SPOX: Schon jetzt schafften einige Spieler einen großen Sprung nach vorne. Wie erklären Sie sich das?

Brand: Ich denke, die Mannschaft hat nach vielen Nackenschlägen - obwohl es natürlich auch personelle Veränderungen gab - gesehen, dass auch solides Auftreten reichen kann. Man muss nicht immer mit der Brechstange oder im Hurra-Stil agieren. Auch die älteren Spieler machen ihre Sache gut.

SPOX: An wen denken Sie dabei beispielsweise?

Brand: Carsten Lichtlein stellte seine Zuverlässigkeit in den entscheidenden Situationen unter Beweis.

SPOX: Wo wir schon bei den Torhütern sind. Wie bewerten Sie Silvio Heinevetters auftreten, der sich Kritik gefallen lassen musste?

Brand: Bei Heinevetter kam die Kritik von außen. Ich glaube nicht, dass Heinevetter innerhalb des DHB in der Kritik stand. Beide Torhüter standen nicht zur Diskussion, es war klar, dass die beiden spielen werden. Bei Heine weiß man eben: An guten Tagen macht er das Tor zu, ansonsten gibt es auch mal ein paar Schwankungen. Aber deshalb haben wir ja ein Duo. Das soll sich ergänzen und das machen beide gut.

SPOX: Was ist also drin für Deutschland und wer wird Weltmeister?

Brand: Man soll eigentlich nicht spekulieren. Aber: Es kann bei diesem Turnier durchaus Überraschungen geben, weil ich keine der vermeintlichen Topmannschaften als so stabil ansehe. Bei Polen konnte man es sehen, auch Dänemark hat mich bislang nicht überzeugt. Die Franzosen kamen gegen Island nicht über ein Remis hinaus, wobei sie in den beiden Partien davor wohl sehr souverän waren. Bei Kroatien würde ich noch abwarten, die kann ich noch nicht richtig einschätzen.

WM-Roundup: Alle Spiele, alle Gruppen, alle Topscorer

SPOX: Das bedeutet?

Brand: Das heißt, dass sich für andere Mannschaften Chancen auftun. Da zähle ich die Schweden und uns zu. Der Modus mit den K.o.-Duellen ist für Überraschungen gemacht. Lassen wir uns positiv überraschen (lacht).

SPOX: Wie gefällt Ihnen die WM in Katar bisher insgesamt?

Brand: Die Vergabe nach Katar wurde scharf kritisiert. Wobei wir Deutschen uns mit Kritik immer sehr schnell hervortun. Das war beispielsweise bei Olympia in Peking schon so. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass die Bedingungen sehr gut sind. Klar, die Atmosphäre fehlt ein bisschen. Aber das war in anderen Ländern, wenn die einheimische Mannschaft an Spielen nicht beteiligt war, auch schon so. Das Turnier 2007 in Deutschland war eine Ausnahme. Da waren selbst beim President's Cup die Hallen voll.

SPOX: Zum Abschluss ein Wort zu Stefan Kretzschmar, den Sie sehr gut kennen. Wäre er der richtige Frauen-Bundestrainer gewesen?

Brand: Kretzsche hat unbestritten viel Ahnung vom Handball, ich schätze ihn auch. Aber er hat quasi keinerlei Trainererfahrung. Und dann soll er Bundestrainer werden - auch noch bei den Frauen. Das ist nochmal ein spezielles Aufgabengebiet. Ich sehe dieses Angebot, wenn es denn eines gab, unter anderen Aspekten.

SPOX: Die da wären?

Brand: Dazu äußere ich mich besser nicht.

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