"Beim DHB weht ein frischer Wind"

Von Interview: Andreas Dieterle
Andreas Wolff wechselte 2013 vom TV Großwallstadt zur HSG Wetzlar
© getty

Andreas Wolff hat ein großes Ziel: Als Nummer 1 im Tor mit dem DHB-Team eine Medaille bei einem großen Turnier gewinnen! Bei SPOX spricht der 23-Jährige von der HSG Wetzlar über die Legenden Ivano Balic und Jose Hombrados, die Aufbruchstimmung in der Nationalmannschaft, rustikale Trainer und Fans im Fitnessstudio.

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SPOX: Andreas, erklären Sie uns doch mal, wie man darauf kommt, sich ausgerechnet im Handball ins Tor zu stellen?

Andreas Wolff: (lacht) Ganz einfach: Ins Tor bin ich bei meinen ersten Handball-Gehversuchen gegangen, weil ich in der damaligen Jugend niemanden kannte und am Anfang sehr nervös war.

SPOX: Und wenn einem als Kind die Bälle um die Ohren fliegen, dann legt man seine Nervosität ab?

Wolff: Das mit der Angst hat sich dann recht schnell gelegt. Ich merkte, dass ich Talent für die Torhüterposition habe. Außerdem kommen die Würfe, umso höher man spielt, immer platzierter. Schmerzhafte Treffer sind dann nicht mehr üblich.

SPOX: Durch Ihre permanente Steigerung haben Sie sich auch in den Blickpunkt der Nationalmannschaft gespielt. Was hat es Ihnen bedeutet, vor einiger Zeit für die Länderspiele gegen die Schweiz nominiert worden zu sein?

Wolff: Es war schon immer mein großes Ziel, für Deutschland zu spielen. Es hat mir deshalb natürlich viel bedeutet. Es ist der Lohn für die Arbeit, die man tagtäglich verrichtet und einfach etwas Schönes. Nun gilt es sich vom erweiterten Kader in den Hauptkader vorzuarbeiten und Deutschland auch in Pflichtspielen zu vertreten.

SPOX: Hat Ihnen Bundestrainer Dagur Sigurdsson gesagt, wieso Sie zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen Finnland und Österreich "nur" im erweiterten Kader waren?

Wolff: Er wollte bei diesen extrem wichtigen Spielen einfach auf Erfahrung setzen. Carsten Lichtlein hat schon sehr viele Spiele für die Nationalmannschaft gemacht und das hat in dieser Situation auch geholfen. Er hat starke Leistungen gebracht.

SPOX: Aber Sie sehen sich langfristig schon als Nummer eins im Tor?

Wolff: Ja, davon träume ich natürlich! Wir haben in Deutschland viele gute Torhüter. Ich muss noch viel an mir arbeiten. Aber wenn ich es schaffe, mein Leistungspotenzial abzurufen, bleibe ich für die Nationalmannschaft immer interessant.

SPOX: Damit nicht genug. Ihr Ziel ist eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft, einer Europameisterschaft oder Olympischen Spielen. Dabei waren die letzten Jahre des DHB nicht gerade von Erfolg gekrönt. Was stimmt Sie trotzdem so optimistisch?

Wolff: Beim DHB wurden alte Strukturen aufgebrochen und neue geschaffen. Da weht jetzt ein frischer Wind und wenn wir unser Leistungspotenzial, das ohne Zweifel vorhanden ist, abrufen, werden wir über kurz oder lang wieder um Medaillen mitspielen können.

SPOX: In Wetzlar spielen Sie mit dem Weltstar Ivano Balic zusammen, von dem Sie viel für die Zukunft lernen können. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Wolff: Er ist einfach ein super Typ! Nicht nur wegen seinen Fähigkeiten in Sachen Handball, sondern auch wegen seinen Charaktereigenschaften. Er hilft jedem im Team und spricht mit jedem. Da er schon so lange Handball auf höchstem Niveau spielt, hat er auch für Torhüter wie mich immer wieder gute Tipps. Seine Erfahrung gibt er gerne weiter. Wenn er der Meinung ist, dass er mir helfen kann, kommt er auf mich zu und erklärt mir Dinge. Es macht einfach Spaß, mit ihm zu arbeiten.

SPOX: Dabei hat man auch schon gehört, dass Balic ein eher unnahbarer, manchmal sogar arroganter Mensch sein soll.

Wolff: Ich weiß wirklich nicht, welche Leute ihn als arrogant bezeichnen und warum. Meiner Meinung nach ist er alles andere als das! Er ist natürlich nach außen etwas introvertiert und sieht es grundsätzlich nicht als nötig an, zu viele Worte zu verlieren. Wenn er was sagt, dann hat das aber Hand und Fuß. Ich glaube, dass es manchmal nicht einfach für ihn ist, wenn nach dem Spiel viele Fans auf ihn einreden, ein Autogramm oder Foto wollen. Nur weil er vielleicht aus Mangel an Zeit nicht mit jedem ausgiebig sprechen kann, ist er aber nicht gleich arrogant. Ganz im Gegenteil!

Seite 1: Wolff über die Anfänge als Torwart, den DHB und Ivano Balic

Seite 2: Wolff über Keeperlegende Hombrados, die HSG und einen großen Traum

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