"Beim DHB weht ein frischer Wind"

Von Interview: Andreas Dieterle
Andreas Wolff wechselte 2013 vom TV Großwallstadt zur HSG Wetzlar
© getty
Cookie-Einstellungen

SPOX: Und wie verstehen Sie sich mit Spaniens Torhüter-Legende Jose Hombrados?

Wolff: Sehr gut! Jotas Erfahrungen sind unglaublich wertvoll. Er und Ivano sind einfach Spieler, die nicht nur aufgrund ihrer Erfolge so gute Spieler sind, sondern aufgrund ihrer Einstellung zum Profisport und ihrem Verhalten gegenüber jungen Spielern und Mitspielern.

SPOX: Wie hilft er Ihnen genau weiter?

Wolff: Zum Beispiel im Bereich der Spielstrategie. In diesem Punkt kann er mir enorm weiterhelfen. Er kennt verschiedene Strategien, da er schon mit so vielen guten Handballern zusammengespielt hat.

SPOX: Stichwort Spielstrategie. Ihr Torwart- und Co-Trainer Jasmin Camdzic nannte dies als einen der Punkte, an denen Sie noch arbeiten müssten.

Wolff: Genau. Jota schafft es, mir diese Strategien in Verbindung mit Jasko (Jasmin Camdzic, Anm. d. Red.) auch näher zu bringen. Er verdeutlicht mir, wie gewisse Bewegungsabläufe auszusehen haben. Eine Stärke von ihm ist, typische Würfe von Spielern zu erkennen respektive Spielertypen einschätzen zu können. Die Spielstrategie ist etwas, das ein Torhüter individuell im Laufe der Jahre erlernt. Das lässt sich für einen selbst nicht so schnell bewerkstelligen. Da hilft die Erfahrung von Jose natürlich enorm.

SPOX: Spielstrategie ist das eine. Doch Ihr Torwarttrainer sprach auch noch von anderen Dingen, die Sie verbessern müssten. Stichwort mentale Stärke. Wie weit sind Sie in diesem Punkt?

Wolff: Im mentalen Bereich, das wurde mir auch schon attestiert, habe ich Fortschritte gemacht. Wenn es wie zuletzt Spiele gibt, in die ich nicht so gut rein komme und dann neu eingewechselt werde, schaffe ich es beim zweiten Mal, eine bessere Leistung abzurufen, ohne mich mit dem Vorangegangen zu beschäftigen.

SPOX: Sie sind seit 2013 bei der HSG Wetzlar - einem absoluten Traditionsverein in der HBL. Welche Bedeutung hat der Handball in Wetzlar?

Wolff: Handball ist die Sportart Nummer eins in unserer Region! Die HSG Wetzlar ist als Erstligist das Aushängeschild. Unsere Halle ist bei den Heimspielen immer voll. Es herrscht eine sensationelle Atmosphäre und wir sind sehr stolz auf unsere Fans. Wetzlar lebt den Handball und die HSG - das ist einfach toll!

SPOX: Werden Sie auch außerhalb der Halle angesprochen?

Wolff: Durchaus. Im Fitnessstudio, in der Stadt, beim Spazierengehen. Da wird man dann gefragt, wie das Spiel war und woran es bei Niederlagen gelegen hat. Der Klub hat ein enormes Fanpotenzial, das merkt man jeden Tag, und es ist an uns, mit Siegen dafür zu sorgen, dass das Interesse an der HSG noch weiter wächst.

SPOX: Und Sie tauschen sich gerne mit den Fans aus?

Wolff: Das hängt natürlich, wie bei jedem Menschen, auch mal von der Laune ab. Grundsätzlich weiß ich aber, wie wichtig die Fans für uns sind und dass viele wirklich viel Zeit, Geld und Enthusiasmus investieren, um uns immer zu unterstützen. Da nimmt man sich gerne Zeit!

SPOX: Sie haben im sportlichen Bereich in den kommenden Jahren viel vor. Ihren Zielen mussten Sie andere Dinge unterordnen - zum Beispiel Ihr Studium Internationales Management in Ansbach.

Wolff: Richtig. Das hat sich leider aufgrund von Zeitmangel zerschlagen. Die nötigen Anforderungen habe ich mit der Zeit einfach nicht mehr hinbekommen. Also musste ich sagen: Entweder mache ich das ganz oder gar nicht. Das war mir auf Dauer dann doch zu stressig.

SPOX: Sie setzen zumindest vorerst alles auf die Karte Handball?

Wolff: Ja, genau. Ich konzentriere mich voll auf die HSG Wetzlar und das zweite Standbein wird aufgebaut, wenn ich dafür Zeit habe.

SPOX: Die HSG steht derzeit im unteren Mittelfeld. Wie schätzen Sie dort die aktuelle sportliche Lage ein?

Wolff: Wir sind zufriedenstellend in die Saison gestartet, zuletzt lief es nicht ganz so toll. Die Tabelle ist dahingehend verzerrt, dass manche Mannschaften mehr Spiele haben als andere. Wir wollen uns in den nächsten Partien in der Tabelle nach oben schieben. Ich bin optimistisch, dass das klappt, aber wir müssen wissen, dass es nach den vielen Verletzungen und Ausfällen jetzt ausnahmslos um den Kampf um den Klassenerhalt geht.

SPOX: Läuft es nicht, dann kann Cheftrainer Kai Wandschneider ganz schön rustikal werden, heißt es. Stimmt das?

Wolff: Nein! Richtig rustikal wird er eigentlich nicht. Ich habe schon von Trainern gehört, die da rustikaler werden (lacht). Er legt im Training einen respektvollen Umgang mit seinen Spielern an den Tag. Er versucht, die Mannschaft zu führen und anzuleiten. Wenn Fehler passieren, spricht er die ruhig im Training an und versucht nicht jemanden anzupflaumen.

SPOX: Wie sieht Ihre Zukunft im Handball aus? Ihr Vertrag wurde diesen Sommer bei der HSG bis 2017 verlängert.

Wolff: Es ist auf jeden Fall ein weiterer Traum von mir, zu einem größeren Verein zu wechseln. Ich denke, ich bin hier in Wetzlar derzeit gut aufgehoben, bekomme hier Spielpraxis und optimale Trainingsmöglichkeiten garantiert. Und wenn sich meine Leistung so entwickelt, wie ich und meine Trainer das erhoffen, dann werde ich auch eines Tages für einen großen Klub spielen. Aber ich bin für einen Torhüter ja noch jung und habe hoffentlich noch viele Jahre Profisport vor mir.

SPOX: Aber einen Favoriten haben Sie nicht?

Wolff: Nein, die stärksten vier bis fünf Teams sind alle interessant. Da favorisiere ich jetzt keinen.

Seite 1: Wolff über die Anfänge als Torwart, den DHB und Ivano Balic

Seite 2: Wolff über Keeperlegende Hombrados, die HSG und einen großen Traum

Andreas Wolff im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema