Kiel gewinnt in der Höhle der Löwen

SID
Die Kieler waren nach dem Sieg bei den Löwen aus dem Häuschen
© getty

Nach dem schwachen Saisonstart hat der THW Kiel durch ein 29:28 beim Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen neues Selbstvertrauen getankt. Den Prestigesieg in der Höhle der Löwen feierten die erfolgsverwöhnten Handballer des THW Kiel fast schon wie die Meisterschaft.

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Die Ringelreihen und wilden Tänze auf dem Parkett wollten gar kein Ende mehr nehmen. "Es ist unglaublich wichtig, dass wir hier gewonnen haben. Ich hoffe, dass jetzt unsere Phase kommt und wir alle Spiele bis zum Saisonende gewinnen", sagte Kiels Matchwinner Marko Vujin (8 Tore) nach dem 29:28 (11:12) des Titelverteidigers beim Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen.

Durch den hauchdünnen Erfolg im hektischen Gipfeltreffen hat der Rekordmeister nach Punkten zum badischen Spitzenreiter (beide 18:4 Zähler) aufgeschlossen. Der THW ist trotz der zwei überraschenden Niederlagen nach elf Bundesliga-Spielen wieder im Soll. Selbst der ansonsten strenge Kieler Coach Alfred Gislason war deshalb voll des Lobes: "Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft."

Domagoj Duvnajk erzielt Siegtreffer

Den entscheidenden Treffer für die Norddeutschen warf 71 Sekunden vor dem Schlusspfiff Welthandballer Domagoj Duvnjak - kurioserweise war es sein einziges Tor. Im Gegenzug traf Kim Ekdahl du Rietz vor 13.200 Zuschauern in der ausverkauften Mannheimer Arena nur noch die Latte. Kein Wunder, dass bei den Löwen nach der ersten Niederlage in heimischer Halle seit März 2013 Katzenjammer herrschte.

"Das Gefühl ist scheiße", sagte Nationalspieler Uwe Gensheimer (8/4) lapidar. Wohlwisswend, dass für den Vizemeister 154 Tage nach der um zwei Tore verpassten Meisterschaft auch diesmal wieder mehr drin gewesen war. "Doch wenn man den THW schlagen will, müssen mehrere Spieler auf einem Toplevel sein. Das haben wir diesmal nicht geschafft", sagte Andy Schmid, der Spielmacher der Badener.

Flensburg weiter Dritter

Dem Spitzenduo auf den Fersen bleibt die SG Flensburg-Handewitt, die zwei Spiele weniger absolviert hat. Der Champions-League-Sieger kam im Verfolgerduell bei FA Göppingen zu einem klaren 34:26 (18:12) und verbesserte sich auf den dritten Rang (14:4).

Die Rhein-Neckar Löwen hatten zwischenzeitlich sogar mit 9:5 (22.) geführt. Und ausgerechnet Keeper Niklas Landin, der in der kommenden Saison nach Kiel wechselt, hatte in der ersten Halbzeit mit zwölf spektakulären Paraden seine Weltklasse dokumentiert. "Das war nicht Kiel gegen Löwen, das war Kiel gegen Landin", meinte Gislason, dessen eigenes Torhüter-Gespann Johan Sjöstrand/Andreas Palicka enttäuschte.

Leistungssteigerung im Angriff

Eine Leistungssteigerung im Angriff brachte nach dem Wechsel die Zebras auf die Siegerstraße. "Wir haben uns nie aus der Ruhe bringen lassen und unser Ding durchgezogen", sagte der starke THW-Linksaußen Dominik Klein (5) über "einen der Knackpunkte". Besonders Linkshänder Vujin narrte die Löwen-Abwehr plötzlich ein ums andere Mal. Der Serbe erzielte sechs seiner insgesamt acht Tore nach dem Wechsel und harmonierte prächtig mit Mittelmann Joan Canellas (9/4).

Überbewerten wollte Gislaon den Sieg beim größten Rivalen aber nicht. "Das bedeutet noch gar nichts", meinte der Isländer, "dazu stehen noch zu viele Spiele an." Ein mentales Plus ist es trotzdem. Nicht zuletzt, weil beim THW Kapitän Filip Jicha und Aron Palmarsson noch wochenlang verletzt ausfallen.

Erlangen gewinnt

Die Löwen indes begannen bereits damit, ihre Wunden zu lecken. "Die Meisterschale wäre uns auch noch nicht geschickt worden, wenn wir gegen Kiel gewonnen hätten", merkte Rechtsaußen Patrick Groetzki trotzig an.

Im Tabellenkeller gelang Aufsteiger HC Erlangen gegen den TSV Hannover-Burgdorf ein 32:29 (15:13), der Bergische HC bezwang den TBV Lemgo 31:30 (14:14). Der nächste Spieltag steht wegen der EM-Qualifikationsspiele der Nationalmannschaft gegen Finnland in Gummersbach (29. Oktober) und gegen Österreich in Wien (2. November) erst am 5. November an.

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