CL im Pay-TV? Selbst schuld!

Keeper Mattias Andersson gewann mit Flensburg 2014 die Champions League
© getty

Die Champions-League-Saison 2014/2015 steht vor der Tür. Erstmals seit Jahren werden keine Spiele der deutschen Klubs im Free-TV übertragen. Für die Sportart Handball ist das schlecht. Der THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt und die Rhein-Neckar Löwen äußerten sich gegenüber SPOX.

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Kiel. Flensburg. Barcelona. Veszprem. Endlich geht es wieder los in der Königsklasse. Wenn am Samstagabend der eine oder andere Fan reflexartig auf "Eurosport" zappt, um die Rhein-Neckar Löwen gegen Montpellier zu sehen, wird er allerdings enttäuscht. Nach acht Jahren im Free-TV ist die Champions League bei "Sky" im Pay-TV gelandet.

Für den deutschen Handball ist das zunächst einmal schlecht. Für jede Sportart - vom Fußball vielleicht abgesehen - ist jede einzelne Minute Sendezeit im öffentlichen Fernsehen Gold wert. Im Pay-TV verschlechtert sich logischerweise die Chance, ein paar neue Fans zu gewinnen.

"In diese Lage haben wir uns selbst gebracht"

Von den Klub-Verantwortlichen wird die Situation - zumindest offiziell - etwas anders bewertet. Der THW erklärte gegenüber SPOX, man erwarte, dass "Sky" die "Handballberichterstattung in ganz neue Dimensionen hievt". Von der EHF, aus Flensburg und Mannheim vernimmt man ähnliche Töne. Der TV-Deal, der zunächst für drei Jahre Gültigkeit hat, wird von den Verantwortlichen begrüßt - was bleibt ihnen auch anderes übrig?

"Eurosport" wollte die Champions League nicht mehr haben, zumindest nicht mit Nachdruck. Also können alle zumindest insofern froh über den Einstieg von "Sky" sein, dass die Partien der deutschen Teams überhaupt noch im Fernsehen gezeigt werden. Das ist selbstverständlich auch den Funktionären bewusst.

"Absolut", räumte Oliver Roggisch von den Löwen im Gespräch mit SPOX unumwunden ein: "Es ist nicht so, dass sich die Sender um die Übertragungsrechte gerissen hätten." Der frühere Kapitän der DHB-Auswahl nennt den Hauptgrund: "In diese Lage haben wir uns selbst gebracht, da die Erfolge der Nationalmannschaft ausgeblieben sind. Das wirkt sich negativ aus."

DHB-Team bleibt das Flaggschiff

Olympia 2012 in London fand genauso ohne das DHB-Team statt wie die EM 2014. Für die WM 2015 in Katar gelang die Qualifikation nur durch eine Hintertür - armes Australien. Dennoch ist es natürlich gut und wichtig, bei der Weltmeisterschaft im Wüstenstaat dabei zu sein.

Nur die Nationalmannschaft kann das Flaggschiff des deutschen Handballs sein, so großartig die internationalen Erfolge auf Vereinsebene auch sind. Präsident Bernhard Bauer und Vizepräsident Bob Hanning haben die Dinge auf einen guten Weg gebracht, aber es lässt sich nicht von heute auf morgen alles verbessern.

Pay-TV bringt auch Vorteile

Bis es soweit ist, müssen wir uns mit der Champions League im Pay-TV arrangieren. Und seien wir ehrlich: Natürlich bringt der Wechsel zu "Sky" auch positive Aspekte mit sich. Die HBL-Klubs haben eine gewisse Planungssicherheit, alle 30 Vorrunden-Partien der deutschen Vereine werden live gezeigt. Dazu flimmert jedes Spiel mit deutscher Beteiligung in Achtel- und Viertelfinale sowie das Final Four über die Bildschirme.

Der zweite Pluspunkt ist die berechtigte Hoffnung, dass "Sky" die Übertragungen an sich besser machen dürfte - mit Moderator Jens Westen, den Kommentatoren Karsten Petrzika und Heiko Mallwitz sowie einem Field-Reporter und vor allem hochkarätigen Experten wie Heiner Brand oder Florian Kehrmann

"Sky ist bekannt für seine sehr gute Qualität in der Berichterstattung und Übertragung sowie deren Professionalität", erklärte Flensburg-Boss Dierk Schmäschke. Roggisch sieht es ähnlich: "Sky steht für eine sehr professionelle Übertragung. Und Heiner Brand als Experte finde ich eine super Lösung."

Mehr Geld für die Klubs?

Für die Klubs ist die kurzfristige Rechnung einfach: Es gibt nun mehr Geld - könnte man zumindest vermuten. Roggisch hält sich in dieser Hinsicht allerdings bedeckt: "Das ist jetzt noch schwer zu sagen. Wir müssen erst einmal abwarten, wie sich das Ganze in dieser Saison entwickelt. Dann sehen wir weiter."

Wie dem auch sei: Die Lust auf die Champions League ist ungebrochen. Und die Chancen, wieder ein oder zwei deutsche Mannschaften beim Final Four dabei zu haben und am Ende sogar den Pokal in den Händen eines HBL-Teams zu sehen, sind gut. Schließlich ging der Pott in den vergangenen fünf Jahren vier Mal nach Deutschland.

Wer aus deutscher Sicht die besten Chancen hat? Titelverteidiger Flensburg, die Löwen und Kiel - alle haben das Potenzial, richtig weit zu kommen. Und am Ende - das zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahre - ist fast alles möglich. Siehe Flensburg!

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