Der doppelte Wahnsinn beginnt

SID
Der deutsche Meister Kiel trifft auf die Füchse aus Berlin
© getty

Auf Dagur Sigurdsson wartet der ganz normale Wahnsinn. Wenn seine Füchse Berlin am Dienstag als Pokalsieger im Supercup in Stuttgart den Handball-Meister THW Kiel herausfordern, dann fällt für den neuen deutschen Bundestrainer auch der Startschuss für seine wohl intensivste Pflichtspiel-Saison.

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Und der "doppelte Dagur" weiß um die mentale Belastung bei dieser Mammut-Aufgabe. "Es ist keine optimal Situation für mich, man wird im Kopf ein wenig verrückt", sagte der Isländer dem Tagesspiegel. Die knapp einjährige Doppel-Funktion als Bundesliga-Coach der Füchse und Hoffnungsträger des Deutschen Handballbundes (DHB) geht der 41-Jährige dennoch positiv an: "Wenn ich doch irgendwann müde werden sollte, sage ich rechtzeitig Bescheid." Andererseits: "Wenn meine Frau nicht jammert, dann sollte keiner jammern."

Ein Sieg beim Supercup gegen den "Goliath" aus Kiel und der erste Titel der neuen Saison würden Sigurdsson bei seiner Premiere als "doppelter Dagur" jedenfalls gut ins Konzept passen. Zumal das Kräftemessen mit dem favorisierten Rekord-Champion aus dem Norden in der 6212 Zuschauer fassenden Porsche-Arena auch ein Prestige-Duell mit seinem isländischen Landsmann Alfred Gislason ist.

"Wir haben eine bessere Mannschaft"

Der 54 Jahre alte Ex-Nationalspieler, der auch als deutscher Bundestrainer im Gespräch war, peilt mit den "Zebras" nach nur einem Titel in der abgelaufenen Runde allerdings ganz unverhohlen neue Höhenflüge an. "Wir haben eine bessere Mannschaft als in den vergangenen Jahren, sind vor allem in der Breite besser aufgestellt", erklärte Gislason mit Blick auf die hochkarätigen Neuzugänge: "Dadurch kann ich mehr rotieren lassen und probieren, den Gegner 60 Minuten lang unter Druck zu setzen."

Der spanische EM-Torschützenkönig Joan Canellas und der kroatische Welthandballer Domagoj Duvnjak wechselten vom HSV Hamburg an die Förde. Nationalspieler Steffen Weinhold kam als Champions-League-Sieger vom Erzrivalen und amtierenden Supercup-Gewinner SG Flensburg-Handewitt nach Kiel. "Stardichte wie in der Videothek", urteilte das Handball-Magazin über den namhaften THW-Kader.

Verletzungen trüben die Stimmung

Der frühere Kieler Weltklassespieler Staffan Olsson sieht in der enormen Leistungsdichte beim siebenmaligen Supercup-Gewinner aber auch eine Gefahr. "Alle Spieler auf diesem hohen Level wollen eigentlich immer spielen", meinte der schwedische Nationalcoach und nimmt Gislason in die Pflicht: "Es ist dann die Aufgabe des Trainers, alle bei guter Laune zu halten."

Die Laune der Berliner indes hat in den letzten Wochen enorm gelitten. Nach Spielmacher Bartlomiej Jaszka (Schulter-OP) fällt nun auch Denis Spoljaric (Hand-OP) langfristig aus. "Das ist für uns natürlich der Supergau, wenn der Angriffs- und Abwehrchef ausfallen", klagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning.

Familienvater Sigurdsson aber will sich von den personellen Hiobsbotschaften nicht ins Boxhorn jagen lassen. "Wir haben Geschmack daran gefunden, einen Pokal zu gewinnen", meinte der Isländer, der die Berliner im Frühling im DHB-Pokal zum ersten Titelgewinn der Vereinsgeschichte geführt hatte. Der "doppelte Dagur", er brennt auf seine ganz besondere Herausforderung.

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