Kampf ums Überleben

SID
An Johannes Bitter erkennt man, wie es dem HSV derzeit geht
© getty

Fan-Aktion, Gehaltsverzicht, Rückkehr von Ex-Präsident Andreas Rudolph: Der finanziell schwer angeschlagene HSV Hamburg kämpft mit allen Mitteln ums Überleben.Bevor die HBL am Donnerstag die Lizenzen für die kommende Spielzeit vergibt, traf sich Geschäftsführer Holger Liekefett am Montag mit der HBL-Chefetage.

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"Wir suchen nach kurzfristigen Lösungen", sagte Liekefett im "NDR Sportclub" und nannte zwei verschiedene Möglichkeiten: "Die erste ist eine schnelle, aus meiner Sicht auch einfachere und bessere Lösung mit Andreas Rudolph. Weil wir dann alles sicherstellen können. Die zweite wäre weitaus schwieriger. Da müssten wir dann ziemlich viele andere Dinge machen."

Der Manager befindet sich zurzeit in Gesprächen mit Gläubigern über mögliche Stundungen und mit den Spielern, die noch auf die April-Zahlungen warten, über einen Gehaltsverzicht. Zudem nannte Liekefett die Möglichkeit einer Fan-Aktion, um zusätzliche Liquidität zu schaffen. "Die Chance, dass wir überleben, schätzen wir momentan auf 50 Prozent plus X ein", sagte Interimspräsident Frank Spillner.

2,7 Millionen Euro fehlen

Nach dem überraschenden Rücktritt von Präsident und Geldgeber Andreas Rudolph am vergangenen Donnerstag klafft beim amtierenden Champions-League-Sieger allein bis zum Saisonende eine Deckungslücke im Etat von bis zu 2,7 Millionen Euro. Kapitän Pascal Hens und einige Spieler flogen am Sonntag nach Mallorca, um Rudolph von einem weiteren Engagement zu überzeugen. Sie wissen: Gelingt es nicht, die neuen Löcher zu stopfen, droht den Hanseaten bereits vor Ende der aktuellen Serie die Insolvenz - und damit der Zwangsabstieg in die Dritte Liga.

"Wenn wir von den 2,7 Millionen deutlich runterkommen, dann reden wir vielleicht noch von einer Größenordnung von 1,2 oder 1,4 Millionen", sagte Liekefett: "Da glauben wir, dass es vielleicht Leute gebe, die bereit wären, in dieses Paket miteinzusteigen, um den Spitzensport in Hamburg sichern zu können."

"Kollateralschaden für die Liga"

HBL-Geschäftsführer Holger Kaiser gab sich verhalten optimistisch. "Es gibt einen Handlungsspielraum. Er richtet sich nach Glaubhaftmachung und Präsentation der Planung für die nächste Saison", sagte der für die Lizenzen zuständige Chef-Funktionär: "Unser Maßstab ist, dass jeder Kandidat den letzten Spieltag sportlich und wirtschaftlich erreichen kann."

Den HSV bezeichnete Kaiser als "einen unserer wichtigsten Standorte mit Strahlkraft in Deutschland und Europa". Ein Aus des Klubs würde den deutschen Handball nachhaltig beeinträchtigen. Es entstünde "ein Kollateralschaden für die gesamte Liga". Sollte der HSV die Lizenz am Donnerstag nicht bekommen, stünde dem Verein der Weg durch die Instanzen frei. Eine endgültige Entscheidung würde dann wohl nicht vor Mitte Juni fallen.

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