Der THW und das krasse Momentum

Der entscheidende Mann beim THW Kiel: Filip Jicha
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FC Barcelona vs. SG Flensburg-Handewitt (Sa. 18 Uhr im LIVE-TICKER)

Ausgangslage: Was soll zum FC Barcelona noch großartig erzählt werden? Die Katalanen sind der Rekordtitelträger in der CL (7) und gehen dieses Mal nach Meinung aller als großer Favorit ins Final Four. Die heimische Liga Asobal hat Barca im Vorbeigehen absolviert. Nachdem man sich drei Jahre lang in Folge dummerweise immer eine Niederlage erlaubte, klappte es nun endlich mit der Perfect Season. 30 Spiele, 30 Siege, Torverhältnis +437. Im Vergleich zur HBL ist die spanische Liga zu einer Witznummer verkommen. Dass Barca auch die Copa del Rey gewann, muss kaum erwähnt werden, eh logisch.

Barca dominierte, dominierte und dominierte. Und dennoch ist es fast ein Wunder, dass es fürs Final Four reichte. Wir erinnern uns, wie die Löwen Barca im Viertelfinal-Hinspiel so was von granatenmäßig an die Wand spielten. Uwe Gensheimer spielte wie ein Handball-Gott (14 Tore), es war eines der sensationellsten Handball-Spiele der jüngeren Vergangenheit, zwischenzeitlich lag Barca mit 11 hinten! Mit 11! 19:30! Unfassbar!

Am Ende reisten die Löwen mit einem 7-Tore-Polster nach Spanien, verloren mit 7 (24:31) und schieden wegen der wenigeren Auswärtstore aus. Und wegen der Herren Schiedsrichter aus Rumänien, aber darüber sich aufzuregen, bringt jetzt nichts mehr. Das Team von Xavi Pascual rettete sich irgendwie ins Final Four.

Und genau das Gleiche gilt für Flensburg. Der Weg ins erste CL-Final-Four der Vereinsgeschichte war dramatisch. Nach einem 24:22-Hinspielsieg schien es in der Hölle von Skopje schon schiefzugehen (20:24-Rückstand), ehe sich die SG noch zurückfightete. Ein 7-Meter von Anders Eggert 11 Sekunden vor Schluss brachte Flensburg gegen den HSV-Bezwinger Vardar Skopje letztlich ins Final Four.

Das Team von Ljubomir Vranjes hat mit dem Erreichen des Halbfinals und Platz drei in der HBL wieder eine gute Saison hingelegt, aber Flensburg sehnt sich eben auch nach einem Titel (zuletzt Meister 2004, Pokalsieger 2005). Im DHB-Pokal verliert die SG seit einigen Jahren per Gesetz das Finale, gegen den THW ist das irgendwo okay, aber die 21:22-Pleite in diesem Jahr gegen Berlin war eine ganz bittere Nummer.

Players to watch: Arpad Sterbik vs. Mattias Andersson. Was Barca so besonders macht: Das Team ist auf jeder Position doppelt besetzt - und zwar auf Weltklasse-Niveau. Aber wenn man ehrlich ist, muss auch gesagt werden: Wenn es eng wird, wie im Viertefinale gegen die Löwen, wer hat das Ruder dann an sich gerissen? Zum einen Nikola Karabatic, der Go-to-Guy im Angriff. Und zum anderen Sterbik im Tor. Flensburg hat mit Andersson aber auch einen Torhüter, der die Kiste vernageln und damit das Flensburger Gegenstoßspiel über Eggert einleiten kann. Es könnte ein überragendes Keeper-Duell werden.

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Prognose: Flensburg ist der Newcomer und die einzige Mannschaft im Final Four, der eigentlich niemand so wirklich den Titel zutraut, schon gar nicht einen Sieg gegen Barca. Auch mit der deutschen Brille muss leider gesagt werden, dass das schon seine Berechtigung hat. Flensburg hat zwar einen genialen Taktikfuchs als Coach, der ein Trumpf sein kann, aber Barca ist individuell einfach besser, mit Karabatic, Lazarov, Rutenka (könnte seinen sechsten CL-Titel holen) und Co. offensiv eine Macht und kommt so auch ins Finale der Arrivierten gegen den THW. Auch dort wird Barca Favorit sein. Eigentlich muss der Titel nach Spanien gehen, wenn es normal läuft. Aber was läuft schon normal? Fragen wir doch mal die Basketballer von Real Madrid, wie das Euroleague-Finale gegen Maccabi Tel Aviv so gelaufen ist... Vielleicht wird Flensburg ja das Maccabi des Handballs, wer weiß.

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