"Barcelona wird Meister - mit 60:0 Punkten"

Von Florian Schimak
Jung-Nationalspieler Christian Dissinger wechselte erst im Juni von Schaffhausen nach Madrid
© imago

Die Nachricht von Atletico Madrids Ruin kam nicht überraschend, schlug aber trotzdem ein wie eine Bombe. Der spanische Spitzenklub zieht sich aus dem Handball-Geschäft zurück. SPOX beleuchtet die sechs wichtigsten Fragen zu den Folgen des Erdbebens.

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1. Wie konnte es überhaupt so weit kommen?

"Das Fehlen von Sponsoren und der Mangel an logistischer Unterstützung von öffentlichen Institutionen, gepaart mit der Unfähigkeit seitens der Führungskräfte des Vereins, nach den bisherigen Verlusten weitere Gelder in den Club zu stecken, haben ein Überleben des Vereins unmöglich gemacht", heißt es in der von Club-Präsident Domingo Diaz de Mera Lozano unterzeichneten Erklärung.

Erst im Jahr 2011 hatte man den Handball wieder nach Madrid gebracht, da das Spitzenteam von Ciudad Real - ebenfalls aus finanziellen Gründen - in die spanische Hauptstadt umzog und fortan unter dem Namen MB Atletico de Madrid auflief. So wurde nicht nur die lange Handball-Tradition in der Metropole fortgesetzt, sondern auch vermeintlich professionelle Strukturen und eine schlagkräftige Mannschaft geschaffen.

Die Wirtschaftskrise in Spanien aber setzte dem Verein ordentlich zu, die finanzielle Potenz war nach nur einem Jahr nicht mehr vorhanden. So gingen Spieler wie Kiril Lazarov (FC Barcelona) von Bord. Der Etat wurde gesenkt, Nachwuchshoffnungen wie Christian Dissinger oder Alexander Duschebajew verpflichtet. Doch das Loch, das die fehlenden Sponsorengelder hinterließen, konnten in den letzten Wochen nicht gestopft werden.

Dabei reiste selbst Trainer Talant Duschebajew um die halbe Welt, um Gelder zu generieren. "Ich war weiß Gott wo. Wenn ich ehrlich bin, will ich es gar nicht genau sagen. Schließlich hat sowieso nichts geklappt", äußerte sich Duschebajew enttäuscht. "Dass es dem Verein wirtschaftlich nicht gut geht, wussten wir alle schon seit langer Zeit. Wir waren uns auch bewusst, dass irgendwann dieser Tag kommen könnte. Dennoch haben wir immer gehofft, irgendwie noch aus dem Loch herauszukommen", sagte der ehemalige Welthandballer bei "Sport1".

Insgesamt fehlen 1,7 Millionen Euro, um das Team weiter erhalten zu können. Neben dem Trainer waren auch einige Spieler zu teils erheblichen Gehaltseinbußen bereit - doch all das half nichts. 900.000 Euro Steuerschulden soll der Fiskus einfordern, berichten spanische Medien.

Hinzu kommen dem Vernehmen nach offene Gehälter sowie ausstehende Beträge bei den Sozialversicherungen und anderen Gläubigern - ein Großteil davon angeblich noch aus der Zeit vor dem Umzug von Ciudad nach Madrid. Die Behörden sollen einem weiteren Aufschub der Steuerschulden widersprochen haben. Ein Schritt, der das Schicksal des Vereins nun endgültig besiegelt hat.

Ähnlich wie beim HSV Hamburg ist Atletico Madrid unabhängig vom gleichnamigen Fußballverein und so kamen in Spanien erste Vorwürfe zutage, dass der Fiskus bei den ebenfalls verschuldeten Fußballvereinen öfter mal ein Auge zudrücken würde.

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Seite 3: Was macht Star-Coach Talant Duschebajew?

Seite 4: Wer rückt in der Champions League nach?

Seite 5: Welche Folgen hat das Aus für die spanische Liga?

Seite 6: Was passiert nun in der HBL?

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