Bundestrainer Heuberger rechnet mit Kritikern ab

SID
Bundestrainer Martin Heuberger und die Nationalmannschaft sind nicht auf Schützenhilfe angewiesen
© getty

Mit dem Pflichtsieg gegen Tschechien haben sich die deutschen Handballer in der EM-Qualifikation eine gute Ausgangslage verschafft. Bundestrainer Martin Heuberger ist mit seinen Gedanken aber schon bei den nächsten Spielen - und rechnet mit seinen Kritikern ab.

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Ein kräftiger Schluck Kaffee, eine kurze Analyse, dann holte Handball-Bundestrainer Martin Heuberger zum verbalen Rundumschlag aus. "Ich fand es respektlos, wie man mit uns umging. Als ich am Freitag die Zeitung aufgeschlagen hatte, war ich völlig erschrocken", sagte der 48-Jährige nach dem wichtigen Erfolg in der EM-Qualifikation gegen Tschechien (28:23) am Sonntag.

Trotz der Erleichterung nach dem Pflichtsieg und der Hoffnung auf die EM 2014 in Dänemark: Heuberger war der Ärger über die Negativ-Schlagzeilen nach der Hinspiel-Niederlage in Brünn (22:24) drei Tage zuvor deutlich anzumerken. "Wir haben ein sehr gute WM gespielt. Dann verliert man einmal gegen eine sehr gute tschechische Mannschaft und alles ist wieder schlecht."

"Befinden uns um Umbruch"

Die geglückte Revanche war plötzlich vergessen, Heuberger machte seinem Unmut Luft. Und er setzte seine Attacken auf die zuletzt wieder lauter gewordenen Kritiker fort. "So helfen wir dieser jungen Mannschaft nicht weiter. Sie muss einfach eine gewisse Unterstützung haben. Ich habe immer gesagt, dass die Mannschaft Zeit braucht. Wir befinden uns im Umbruch und können der Mannschaft nur helfen, wenn wir ihr Selbstvertrauen geben", erklärte Heuberger. Da müsse man in der Öffentlichkeit auch mal ein schlechteres Spiel akzeptieren, das es in Tschechien seiner Meinung nach "ja gar nicht war".

Auch als die Standpauke beendet war, wollte sich der Bundestrainer gar nicht lange mit dem Sieg im "Alles-oder-nichts-Spiel" in Halle/Westfalen aufhalten. "Wir haben noch zwei schwere Partien vor der Brust, die werden beide hammerhart. Das war jetzt lediglich ein Spiel, das wir gewonnen haben. Es ist aber noch keine der Mannschaften durch", sagte der Schutterwälder Minuten nach dem am Ende souveränen Erfolg und fügte an: "Ich glaube, dass wir so ein bisschen die Todesgruppe sind."

Gruppensieg vor Augen

In der Tat ist in Gruppe 2 der EM-Qualifikation noch alles möglich. Nach dem Triumph in Halle/Westfalen hat die Auswahl des DHB sogar den Gruppensieg wieder vor Augen. Rein theoretisch könnte sich aber auch der Letzte Israel noch für die Endrunde in Dänemark im kommenden Jahr (12. bis 26. Januar) qualifizieren - und das Heuberger-Team nach den Olympischen Spielen das nächste Großereignis verpassen.

Auf Schützenhilfe ist Deutschland jetzt aber zumindest nicht mehr angewiesen. Und dank des gewonnenen direkten Vergleichs gegen Tschechien führen sogar wieder mehrere Wege zur EM: Am einfachsten wäre es, beide ausstehenden Spiele in Montenegro (12. Juni) und gegen Israel (15. Juni) zu gewinnen. Sogar eine Niederlage im Hexenkessel auf dem Balkan würde noch nicht das erstmalige Scheitern in der EM-Qualifikation bedeuten.

Hexenkessel Montenegro

"In Montenegro erwartet uns ein Wahnsinns-Publikum", prophezeite Heuberger: "Beim Spiel gegen Tschechien sind dort Rauchschwaden durch die Halle gezogen, da hat man kaum noch das Spielfeld erkannt. Wir können uns auf einen heißen Ritt vorbereiten. Wenn wir da nicht die volle Konzentration zeigen, wird es richtig schwer."

Genau das wird seine Hauptaufgabe Anfang Juni sein. Denn nur drei Tage vor dem nächsten Knaller in Montenegro endet die Bundesligasaison. "Die Jungs sind dann in Feierlaune. Da kommt dann wieder der böse Bundestrainer, der sie zur Pflicht mahnen muss", sagte Heuberger: "Das wird für mich die wichtigste Aufgabe sein, die Jungs auf dem Boden zu halten."

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