Und noch eine Triple Crown?

Von Florian Regelmann
Frankreich hat fünf der letzten sechs Turniere gewonnen!
© Getty
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9. Polen

Polen befindet sich im Wandel. Bogdan Wenta, der sein Land 2007 ins WM-Finale geführt hatte, erklärte nach der verpassten Olympia-Teilnahme seinen Rücktritt. Zu seinem Nachfolger wurde Michael Biegler bestellt. Der Deutsche soll frischen Wind reinbringen und vor allem eine schlagkräftige Mannschaft für die Heim-EM 2016 aufbauen.

Der Neuanfang bedeutet aber noch keinen zu großen personellen Umbruch. Ob Kasa Szmal im Tor, die Jurecki-Brüder, Karol Bielecki (war kurzzeitig raus, feiert jetzt aber ein Comeback), Krzysztof Lijewski oder Füchse-Spielmacher Bartlomiej Jaszka, viele bekannte Gesichter sind nach wie vor dabei. HSV-Star Marcin Lijewski wurde dagegen nicht berücksichtigt. Das Gute für Polen: In der undurchsichtigen Gruppe C ist der Gruppensieg drin. Das Schlechte: Wird man nicht Gruppensieger, droht im Achtelfinale angesichts der Stärke aus Gruppe D ein schnelles Aus.

10. Island

Nach Olympia-Silber 2008 und EM-Bronze 2010 sieht es in Island nicht mehr so rosig aus. Bei den letzten drei großen Turnieren reichte es nicht mehr für einen erwähnenswerten Erfolg, gerade die EM (Platz 10) und das Viertelfinal-Aus bei Olympia gegen Ungarn taten weh.

Dazu kommen brutale Verletzungssorgen: Füchse-Star Alexander Petersson musste passen. Eigentlich sollte Legende Olafur Stefansson (größter Sportler Islands aller Zeiten!), der zum Karriereende nur noch ein bisschen in Katar zocken will, noch einmal reaktiviert werden, er kann aber jetzt auch nicht dabei sein. Auch der Ausfall von Arnor Atlason ist ein herber Verlust. Mit Jungs wie Aron Palmarsson und Gudjon Valur Sigurdsson (beide THW) ist zwar noch große Klasse vorhanden, aber der Kader wirkt etwas zu dünn für höhere Ansprüche. Peterssons Fehlen ist nicht zu kompensieren für Trainer Aron Kristjanson.

11. Serbien

Bei der Heim-EM 2012 hätte es von den frenetischen Fans ohrenbetäubend nach vorne gepeitscht fast zum großen Coup gereicht (19:21 im Finale gegen Dänemark). Grundstein zum Erfolg war eine Sensations-Defense mit Darko Stanic (bester Torhüter der EM) zwischen den Pfosten, offensiv führte EM-MVP Momir Ilic sein Team an. Doch es folgte ein ernüchterndes Vorrunden-Aus bei den Olympischen Spielen. Ein Aus mit Folgen.

Coach Veselin Vukovic erkannte, dass dringend frisches Blut in den Kader muss und integrierte einige Youngster. Energie sollte also reichlich vorhanden sein. Ob es zum Sieg in der ausgeglichenen Gruppe C reicht? Dass man sich in der Vorbereitung zuhause von Ägypten komplett vernichten ließ und mit 19:34 aus der Halle schlich, war auf jeden Fall mal kein gutes Zeichen.

12. Montenegro

Seit 2006 gehört das Land, das flächenmäßig kleiner als Schleswig-Holstein ist, zur EHF. Das einzige Turnier bestritt man bislang 2008 bei der EM in Norwegen (Rang 12). Inzwischen hat sich aber einiges getan. Die Mannschaft von Zoran Kastratovic hat in der WM-Quali nicht nur Schweden eliminiert, sie hat in der EM-Quali zum Auftakt die DHB-Auswahl ziemlich böse vorgeführt.

Es fehlt zwar ein echter Star, aber dafür überzeugt man als geschlossene Einheit. Dass Dänemarks Keeper Niklas Landin erklärte, man müsse versuchen, Frankreich und Montenegro im Achtelfinale aus dem Weg zu gehen, sagt einiges. Er nannte Montenegro vor Deutschland. Aber: Die Vorbereitung war in Sachen Resultate ernüchternd. Gegen Dänemark setzte es eine üble 21:38-Klatsche, obwohl bei den Dänen Mikkel Hansen geschont wurde. Und auch gegen Slowenien (26:31) und Tunesien (28:30) gab es Pleiten. By the way, im Frauen-Handball ist Montenegro schon eine Macht.

13. Russland

Der Weltmeister von 1993 und 1997, Europameister von 1996 und Olympiasieger von 2000 musste einen kompletten Neustart angehen. Die letzte WM- oder EM-Medaille ist ewig her (EM-Silber 2000), die letzte WM und Olympia fanden ohne Russland statt. Und bei der EM 2012 setzte es ein Vorrunden-Aus, Rang 15.

Aber: Es tut sich was. Das EM-Vorrunden-Aus muss man in Relation setzen, denn die Gegner hießen Frankreich, Spanien und Ungarn. Und die Russen waren in keinem Spiel total chancenlos. Auch die erfolgreiche WM-Quali in den Playoffs gegen die nicht zu unterschätzenden Tschechen war ein Zeichen. Das Team um Füchse-Star Konstantin Igropulo sollte man nicht außer Acht lassen.

14. Argentinien

Wer denkt, dass Deutschland in Gruppe A gegen Argentinien ganz sicher gewinnen wird, dem sei zur Vorsicht geraten. Man erinnere sich an die WM 2011, als es zwei Verlängerungen benötigte, bis das DHB-Team das Spiel um Platz 11 für sich entschieden hatte. Während es für Deutschland ein Albtraum-Turnier war, feierten die Argentinier ihr bestes WM-Ergebnis überhaupt. Das große Highlight war der Sieg gegen Schweden in Schweden, und auch die Polen hatte das Team von Eduardo Gallardo am Rande einer Niederlage. Ganz entscheidender Mann: Torhüter Matias Carlos Schulz. Der Enkel von deutschen Großeltern spielt in der ASOBAL für Helvetia Anaitasuna.

15. Südkorea

Es ist die erste WM nach dem Karriereende von Legende Kyung Shin Yoon. Die Südkoreaner sind ganz schwierig einzuschätzen. Zuletzt sah man sie in London, als sie das olympische Turnier ohne einzigen Punkt in der Vorrunde beendeten. Wer einige Spiele gesehen hat, der weiß aber auch, dass sie gegen Powerhouses wie Dänemark oder Spanien gut mithielten. Das Achtelfinale sollte dank der Auslosung möglich sein, womöglich können die Südkoreaner sogar für einige Überraschungen sorgen. Gefährlich macht sie nach wie vor ihr Speed, mit dem sie ihre Größennachteile im besten Fall ausgleichen können.

16. Ägypten

Zwischen 1995 und 2001 (6., 6., 7., 4.) war Ägypten eine echte Nummer im Welt-Handball, vor allem 2001 in Frankreich sorgte man angeführt von Star Hussain Zaky für Furore. Zur Pause lag Ägypten im Halbfinale in Paris gegen den Gastgeber sogar vorne! Seitdem konnte der ägyptische Handball nicht mehr in die Spitze reinriechen, jetzt gibt ein Pool mit vielen Top-Talenten aber wieder Anlass zur Hoffnung. Algerien kann man sicher auch mal wieder schlagen und sich für das Achtelfinale qualifizieren, aber das war es dann auch. Der Kantersieg in der Vorbereitung in Serbien war allerdings ein Statement. Aufpassen muss man vor allem auf Rechtsaußen Ahmed El Ahmar.

Markus Baur zu den Plätzen 9 bis 16: "Wenn ich es durchspiele, sehe ich neben Frankreich, Spanien, Dänemark, Kroatien, Ungarn und Deutschland die Polen und Isländer im Viertelfinale. Michael Biegler ist ein sehr akribischer Coach, er wird alles wissen über die anderen. Es kann natürlich aber auch ganz schnell anders kommen, wenn beispielsweise Polen und Ungarn gegeneinander kommen würden, dann rutschen vielleicht die Slowenen rein. In der K.o.-Runde ist vieles möglich. Einfacher ist es da schon zu sagen, wer ins Halbfinale kommen wird, da sind Frankreich, Dänemark und Spanien eben recht sichere Tipps."

Plätze 1 bis 8

Plätze 17 bis 24