Geschafft! Deutschland im Viertelfinale

Von Florian Regelmann
Das DHB-Team erreichte mit einem Sieg gegen Mazedonien das Viertelfinale
© Getty

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der WM in Spanien das Viertelfinale erreicht. Das DHB-Team gewann in Barcelona sein Achtelfinale gegen Mazedonien überzeugend mit 28:23 (13:9) und bekommt es jetzt wahrscheinlich mit Spanien zu tun.

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Stefan Kneer (5), Patrick Wiencek (4) und Kevin Schmidt (4/1) waren die besten Werfer im deutschen Team. Bei den Mazedoniern traf wie fast immer Superstar Kiril Lazarov (8/2) am häufigsten.

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Im Viertelfinale trifft Deutschland am Mittwoch (18.45 Uhr im LIVE-TICKER) in Saragossa auf Gastgeber Spanien.

Einzige Sorge des DHB-Teams war die frühe Verletzung von Sven-Sören Christophersen. Der Rückraumspieler prallte in der Anfangsphase mit seinem Gegenspieler unglücklich zusammen und musste mit Schmerzen im linken Knie und Oberschenkel danach zuschauen.

Reaktionen:

Martin Heuberger (Bundestrainer): "Ich bin wirklich erleichtert und sehr stolz auf diese Mannschaft. Sie hat ihre Arbeit auf dem Feld gemacht und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich bin im Moment zufrieden, aber jetzt wollen wir auch das Viertelfinale gewinnen."

... über die Lehren der WM: "Man sieht, dass wir in der Bundesliga viele junge Talente haben, wenn man ihnen die Chance gibt, sich auch im Sinne der Nationalmannschaft zu entwickeln. Wir werden jetzt aber auf dem Boden bleiben und die Mannschaft auf dem Weg in die Weltspitze weiter entwickeln."

... über die Verletzung von Christophersen: "Er hat mir bereits zur Halbzeit signalisiert, dass er wieder einsatzbereit wäre. Aber ich wollte kein Risiko eingehen. Wir brauchen Smöre im wichtigen Spiel am Mittwoch."

Silvio Heinevetter (DHB-Keeper): "Wir wussten, was wir können. Ich glaube, dass Spanien der Gegner sein wird. Auch da müssen wir wieder unser Spiel durchziehen. Wir haben zwar keine Superstars, aber eine richtig geile Truppe. Jetzt wollen wir auch ins Halbfinale."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Heuberger lässt wenig überraschend wieder die erste Sieben starten, die Montenegro per Defense keine Chance ließ und dann Weltmeister Frankreich per Offense bezwang. Heißt: Christophersen, Haaß und Weinhold im Rückraum, Klein und Groetzki auf den Außen und Wiencek am Kreis. Heinevetter steht im Tor. Bei Mazedonien sind natürlich alle Augen auf Superstar Lazarov gerichtet.

8.: Perfekter Start! Die deutsche Abwehr steht bombensicher und vorne wird entschlossen in die Lücken gegangen. Weinhold trifft zum 4:0! Mazedonien ist gezwungen, eine frühe Auszeit zu nehmen.

13.: Kiril Lazarov kommt überhaupt nicht ins Spiel. Dafür Heinevetter umso mehr. Der deutsche Keeper mit der nächsten Parade und seiner Spezialität, er leitet mit einem weiten Pass sofort den Gegenstoß ein. Klein in Unterzahl zum 7:3.

23.: Es ist wie gegen Frankreich, Deutschland überzeugt als Mannschaft. Pfahl kommt ins Spiel und setzt sich sofort auch mit einem schönen Abschluss in Szene. Schon 9 verschiedene DHB-Torschützen. Zum ersten Mal eine 6-Tore-Führung. 11:5.

30.: Heinevetter krönt seine starke Leistung in der ersten Halbzeit und entschärft auch noch den Wurf von Filip Lazarov. Offensiv gelingt der DHB-Auswahl in den letzten Sekunden zwar kein Tor mehr, aber auch so steht eine 4-Tore-Halbzeitführung auf dem Scoreboard. Top-Vorstellung. 13:9.

36.: Es geht nach der Pause gut weiter! Kneer, der Christophersen (hat sich früh am Knie verletzt) ersetzt, macht auf halblinks ein starkes Spiel und trifft zum wiederholten Male aus dem Rückraum. 17:11.

44.: Oje, es wird wieder brenzlig! Ein 3:0-Run der Mazedonier bringt sie auf 16:18 heran, Manaskov könnte im Gegenstoß weiter verkürzen, aber Heinevetter liegt quer in der Luft und hält das Ding! Sensations-Save!

50.: Die letzten Minuten sind zur Kevin-Schmidt-Show geworden! Drei Treffer in Folge vom jungen Linksaußen und schon ist das DHB-Team wieder auf 5 weg. 22:17.

55.: Roggisch mit dem nächsten Steal, the Rogg dampft los und wirft ganz locker ein. Mazedonien seit über sieben Minuten ohne Treffer. 26:18. Das war's! Lichtlein darf jetzt noch ein paar Minuten aufs Feld.

Der Star des Spiels: Silvio Heinevetter. Die WM war in der Vorrunde sicher noch nicht das Turnier des Berliners, das sagt alleine schon seine Quote von 28 Prozent an gehaltenen Bällen. Nach Carsten Lichtleins Rettungs-Performance gegen Argentinien hätten wohl viele Heinevetter im nächsten Spiel auf die Bank gesetzt. Nicht so Heuberger. Er schenkte seiner Nummer eins weiter das Vertrauen - wie man sieht mit Recht. Heinevetter war in den letzten Spielen schon verbessert - und gegen Mazedonien war er jetzt mit elf teils irren Paraden zum ersten Mal so richtig überragend.

Der Flop des Spiels: Borko Ristovski. Der mazedonische Keeper, der in der HBL beim VfL Gummersbach spielt, hielt nur 28 Prozent aller Würfe und verlor das Duell mit Heinevetter so eindeutig. Kiril Lazarov hatte zwar am Ende seine 8 Tore zu Buche stehen, brauchte aber dafür 15 Würfe. Außerdem erzielte er einige Tore, als das Spiel schon gelaufen war. Im Endeffekt war der Weltklasse-Linkshänder so gut wie kein Faktor. Kreisläufer Stojanche Stoilov blieb völlig wirkungslos (0 Tore).

Analyse: Es war noch keine Minute gespielt, da gelang Kapitän Oliver Roggisch in der Defense schon der erste Steal. Der Abwehrchef zog energisch zum Gegenstoß los und traf zum 1:0. Es war ein erstes Zeichen, dass die deutsche Mannschaft den Schwung aus dem sensationellen Frankreich-Spiel würde mitnehmen können. Und dass es kein böses Erwachen gibt.

Denn ein Ausscheiden gegen Mazedonien, gerade nach der Leistung gegen Frankreich, wäre für ein DHB-Team in den letzten Jahren typisch gewesen, war doch die mangelnde Konstanz immer das Problem. Diese junge Truppe scheint aber definitiv anders gestrickt.

Sie war von Beginn an hellwach und stellte eine Deckung hin, die Mazedonien unlösbare Probleme bereitete. Es dauerte über sieben Minuten, bis den Mazedoniern überhaupt einmal ein Treffer gelang. Die DHB-Abwehr hatte mit dem einmal mehr bärenstarken Mittelblock Roggisch/Haaß das richtige Maß an Aggressivität, war unglaublich schnell auf den Beinen und kreierte haufenweise Ballverluste (11 Steals) - die Kooperation mit dem Torwart klappte dazu optimal.

Kiril Lazarov und Co. zeigten sich extrem einfallslos, häufig blieben nur noch Verzweiflungswürfe als letzte Option übrig. Durch die starke Abwehr konnte Deutschland es auch kompensieren, dass es im Angriff nicht immer wie gewünscht lief.

In der zweiten Halbzeit hatte das Team nicht zum ersten Mal im Turnier einen Hänger, aber es bestätigte sich einmal mehr das, was man schon in der Vorrunde beobachten konnte. Das Team lässt sich auch von solchen Phasen nicht unterkriegen und hat immer wieder eine Anwort parat. Das ist neben der super 6-0-Deckung und der Tiefe im Kader (elf verschiedene Torschützen) die beeindruckendste Qualität.

Wer hätte nach der Tunesien-Pleite gedacht, dass Deutschland zu den Top 8 der Welt gehören würde? Die WM ist jetzt schon ein Erfolg. Sollte es zum erwarteten Duell gegen Spanien kommen, kann das DHB-Team befreit aufspielen und vielleicht sogar an einem ganz großen Ding drehen. Eine Medaille ist immer noch unwahrscheinlich, das weiß das Team selbst, aber völlig auszuschließen ist es auch nicht mehr...

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