Bob Hanning: "Handball geht uns alle an"

SID
Bob Hanning wird nicht mehr lange Vizepräsident der Handball Bundesliga sein
© Getty

"Amateure hoffen - Profis arbeiten". Mit diesen markigen Worten hat Bob Hanning sein Positionspapier, in dem der Geschäftsführer der Füchse Berlin gravierende strukturelle Änderungen im Deutschen Handballbund (DHB) fordert, überschrieben. Der 44-Jährige spricht sich unter anderem für professionelle Strukturen aus und fordert einen Teammanager für die Nationalmannschaft. Im Interview erläutert Hanning einige Vorstellungen im Detail und kündigt zudem seinen Rückzug aus dem Präsidium der Handball-Bundesliga (HBL) an.

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Frage: Sie stellen in Ihrem Positionspapier fest, es funktioniere im deutschen Handball nicht, so weiter zu machen wie bisher. Wie müsste es Ihrer Ansicht nach nach dem EM-Aus und der verpassten Olympia-Qualifikation der deutschen Handball-Männer weitergehen?

Bob Hanning: Wir brauchen Hauptamtlichkeit. Wir brauchen Profis, die in ihren Spezialgebieten besser sind, als die zurzeit ehrenamtlich Tätigen. Wir müssen einen Zusammenschluss finden zwischen den Landesverbänden, dem Deutschen Handballbund und der Handball-Bundesliga.

Frage: Sie erklären internationale Titelgewinne durch die A-Nationalmannschaft für "kurzfristig nicht möglich". Gleichzeitig stärken Sie Bundestrainer Martin Heuberger den Rücken, indem Sie sagen, er sei der richtige Mann. Worauf gründen sich diese Einschätzungen und beinhalten sie nicht einen Widerspruch?

Hanning: Überhaupt nicht. Kein Trainer der Welt hätte mit dieser Mannschaft mehr Erfolg gehabt als Martin Heuberger. Er hat eine Atmosphäre geschaffen, die fast noch den Sprung ins EM-Halbfinale ermöglicht hätte. Das werte ich als Erfolg.

Frage: Warum haben Sie Ihre Forderungen nach grundlegenden Strukturveränderungen im Deutschen Handballbund, wie etwa die Einführung eines Teammanagers, die Einsetzung von "kompetenten Personen" oder eine Professionalisierung der Leitungsebene öffentlich gestellt?

Hanning: Ich habe meinen Weg eingehalten. Zuerst habe ich die Task Force des DHB und das Präsidium der HBL informiert. Erst danach haben die Medien mein Thesenpapier erhalten. Außerdem habe ich keine Forderungen gestellt.

Frage: Haben Sie keine Hoffnungen, dass die Probleme auch intern aufgearbeitet und ausgeräumt werden könnten?

Hanning: Doch, es müssen sich aber mehr als nur ein paar Köpfe Gedanken machen. Handball geht uns alle an. Ein konstruktives Miteinander ist nie verkehrt.

Frage: Wer sind die geeigneten "neuen Köpfe" für die von Ihnen angedachten Reformen? Können Sie Namen nennen?

Hanning: Ich habe Namen im Sinn, doch dies ist ein Thema, das intern besprochen werden sollte.

Frage: Sind sie selbst an einem Wechsel zum DHB interessiert?

Hanning: Nein. Dies wird zwar mein letztes Jahr als Vizepräsident der HBL sein, aber mein Thesenpapier ist keine Bewerbung für ein anderes Amt. Ich habe keine Ambitionen im Verband.

Frage: Wäre nicht eine Politik der kleinen Schritte erfolgversprechender als ein derartiger Reform-Rundumschlag? Das Vorgehen könnte den einen oder anderen beim DHB vor den Kopf stoßen.

Hanning: Es geht ja ohnehin nur in kleinen Schritten weiter. Ich will auch niemanden vor den Kopf stoßen. Einige Dinge, die ich anspreche, sind ja bereits auf dem Weg. Ein Beispiel ist die Eliteförderung, die ist in vielen Bereichen schon gut durchdacht.

Frage: Haben Sie vom Verband bereits Reaktionen zu Ihrem Positionspapier erhalten?

Hanning: DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier hat sich gemeldet und gesagt, der Verband wolle sich damit beschäftigen. Ich habe sehr viel Zustimmung aus der Liga erhalten und auch von einigen Landesverbänden.

Frage: Warum wurde nicht schon im vergangenen Jahr versucht, die Wiederwahl von DHB-Präsident Strombach zu unterbinden und auf diese Weise die Tür für den von Ihnen geforderten Neuanfang zu öffnen?

Hanning: Ulrich Strombach hat sich große Verdienste um den Verband erworben. Ich weiß, wie sehr er Handball lebt. Der richtige Zeitpunkt für Neuerungen ist jetzt.

Frage: In welchem Zeitraum möchten Sie Ihre Forderungen umgesetzt sehen?

Hanning: Schnellstmöglich, ohne dabei den Blick für das Machbare zu verlieren. Der Zeitrahmen kann und darf zwei Jahre betragen. Es ist ein Gedankenkatalog, den ich veröffentlicht habe. Aus dem kann man sich das Beste raussuchen. Vielleicht tut ja auch der eine oder andere noch etwas eigenes dazu.

Frage: Die Integration von jungen Spielern in die Nationalmannschaft und die Bundesliga-Teams existiert seit Jahren. Die HBL hat eine Quotenregelung, wie jetzt von Ihnen gefordert, wiederholt abgelehnt. Wie soll das dennoch umgesetzt werden, wo es rechtlich gesehen dafür doch keine Grundlage gibt?

Hanning: Es geht nur über Vernunft, Einsicht und ein Miteinander. Es kommen jetzt starke Nachwuchsjahrgänge, das stimmt mich hoffnungsvoll. Wir sollten mit Partnervereinen auch aus der 2. Liga und aus dem Ausland kooperieren.

Frage: Woran liegt es, dass derartige Gedankenspiele aus den Reihen der Bundesliga, in diesem Fall von Ihnen als Geschäftsführer der Füchse Berlin, und nicht vom DHB kommen?

Hanning: Es gibt ja auch Gedanken zur Verbesserung seitens des DHB. Im übrigen fühle ich mich mit meinem Thesenpapier nicht als Vertreter der Liga, sondern als Handballer und als Handball-Fan.

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