Keine Angst vor dem Schatten von Heiner Brand

Von Interview: Florian Regelmann
Martin Heuberger führte die DHB-Junioren zum WM-Titel in Griechenland
© Imago
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SPOX: Was ist konkret Ihre Forderung oder Ihr Wunsch an die Bundesliga?

Heuberger: Ein junger Spieler kann nicht wie ein gestandener Profi trainieren. Er muss individuell gefördert werden. Wir haben auch Spieler aus der Kategorie Accambray, aber wir müssen uns noch intensiver um sie kümmern. Und die Spieler müssen noch mehr an sich arbeiten. Ich denke, dass die Liga die Zeichen der Zeit erkannt hat und den Nachwuchs auch unterstützen will. Es gibt viele gute Ansätze, zum Beispiel die Nachwuchszentren, in denen gute Arbeit gemacht wird. Wenn wir es schaffen, einen größeren Pool an Spielern zu generieren, die es in die Bundesliga packen können, dann haben wir auch wieder einen größeren Pool an Kandidaten für die Nationalmannschaft. Es geht aber wirklich nur gemeinsam. Die Liga kann das nicht alleine leisten, und die Nationalmannschaft auch nicht.

SPOX: Nun hat Heiner Brand schon seit Ewigkeiten angemahnt, dass etwas passieren muss und ist oft auf taube Ohren gestoßen. Glauben Sie wirklich, dass Kiel oder Hamburg plötzlich den Nachwuchs entdecken werden?

Heuberger: Es ist klar, dass Kiel, Hamburg oder die Löwen immensen Druck haben, aber es geht ja gar nicht unbedingt um diese Top-Klubs. Es gibt genügend andere Vereine, die unsere Top-Talente entwickeln können. Ich bin auf jeden Fall mit der Maxime angetreten, etwas zu bewegen, und gehe mit offenem Visier an die Sache ran.

SPOX: Beginnt für Sie mit der Nachfolge von Heiner Brand auch in gewisser Weise ein neuer Lebensabschnitt?

Heuberger: Es ist natürlich schon etwas anderes. Die Arbeit mit dem Nachwuchs hat mir extrem viel Spaß gemacht, es tut schon ein bisschen weh, dass ich das jetzt verlassen muss. Andererseits freue ich mich auf die neue Herausforderung. Hoffentlich gibt man mir die Zeit, um Dinge auf den Weg zu bringen. Kurzfristig ist es ohne Frage ganz schwierig, aber mittelfristig muss es unser Ziel sein, Deutschland international wieder ganz oben zu etablieren.

SPOX: Haben Sie keine Angst vor dem Schatten von Heiner Brand?

Heuberger: Ich habe keine Probleme damit, das ist mehr ein Thema für die Öffentlichkeit. Ich durfte den Weg mit Heiner Brand viele Jahre begleiten, es hat viel Spaß gemacht und ich habe viel von ihm gelernt. Dennoch werde ich meinen eigenen Weg finden, die guten Ansätze, die Heiner zweifellos hatte, aber auch weiterentwickeln. Ohne ihn kopieren zu wollen, das ist auch klar.

SPOX: Wie sehen Ihre Ziele für die nächsten Jahre aus?

Heuberger: Erst einmal haben wir bei der EM in Serbien noch einmal die Möglichkeit, auf den Olympia-Zug aufzuspringen. Das muss unser Ziel sein. Das heißt aber nicht, dass ich so blauäugig an die Sache herangehe und sage, dass alles schlecht ist, wenn wir das Ziel verpassen. Bis 2014 oder 2015 müssen wir wieder eine Mannschaft haben, die ernsthaft um die Medaillen mitspielen kann. Das ist das oberste Ziel und dafür haben wir auch genug Potenzial. Sofern wir unsere Talente mit Argusaugen beobachten und fördern. Dann können wir auch wieder ganz vorne angreifen.

SPOX: Nach den Enttäuschungen bei den letzten Turnieren wurde auch viel über den Geist in der Mannschaft gesprochen. Sehen Sie auch da Verbesserungspotenzial?

Heuberger: Die Junioren-WM in Griechenland hat wieder gezeigt, dass es nur über die Mannschaft geht. Jeder muss seine persönlichen Interessen hinten anstellen und sich komplett dem Team-Erfolg unterordnen. Ich weiß nicht, ob jeder bei den letzten Turnieren immer sein letztes Hemd gegeben hat. Es ist eine meiner Aufgaben, diesen Stolz wieder neu zu entwickeln. Dass die Identifikation und Konzentration voll da sind und man einfach wirklich alles für den Erfolg der Mannschaft tut.

SPOX: Wird es personelle Veränderungen geben?

Heuberger: Ich werde mit einigen Kandidaten sprechen. Christian Zeitz hat selbst erklärt, dass er nicht spielen will, dann muss ich auch nicht mehr nachhaken. Johannes Bitter hat ebenfalls verlauten lassen, dass er eine Pause machen will. Was Torsten Jansen angeht, muss ich seine Entscheidung abwarten. Er ist jetzt auch schon 34 Jahre alt und war zuletzt einige Male verletzt - hinzu kommt, dass wir auf Linksaußen gut besetzt sind. In nächster Zeit werde ich einige Spieler treffen und Gespräche mit ihnen führen. Das hat für mich jetzt oberste Priorität.

SPOX: Vielleicht kommt ja doch eher einer der Jungen in nicht allzu weiter Ferne ins Team. Neben Dissinger stand auch Torwart Nils Dresrüsse im All-Star-Team. Wann sehen wir denn einen dieser Jungs im A-Team?

Heuberger: Ich würde mir wünschen, dass zwei oder drei Spieler aus der Junioren-Mannschaft mittelfristig im A-Team auftauchen. Neben den zwei genannten Spielern ist auch Kreisläufer Hendrik Pekeler jemand, der bei der WM wirklich einen guten Part gespielt hat. Ich habe es mir auch zur Aufgabe gemacht, unsere Top-Talente schon früh zu Lehrgangsmaßnahmen einzuladen. Vielleicht ist im Oktober schon einer der Jungs dabei. Es kann sein, dass er dann zwar keine Spiele macht, aber es ist wichtig, die Talente früh an das Top-Niveau heranzuführen.

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