DHC Rheinland zwischen Aufbruch und Tristesse

SID
Der DHC Rheinland spielt trotz des laufenden Insolvenzverfahrens vorerst weiter
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Der in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckende Handball-Bundesligist DHC Rheinland sorgt mit sportlichem Erfolg für Aufsehen. Nach der Hiobsbotschaft herrscht Aufbruchstimmung in Dormagen.

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Zwischen Spendenkonto-Eröffnung und geplanter Rettungsparty mit DJ Wolle trugen die Spieler des finanziell in Schieflage geratenen Handball-Bundesligisten DHC Rheinland ihren Teil zur Aufbruchstimmung bei. "Dabei war es gar nicht so einfach, die Mannschaft vorzubereiten. Wir sind derzeit mehr mit dem Ausfüllen von Formularen beschäftigt als mit dem Training. Aber wir haben mit ganz viel Herz gespielt", sagte DHC-Trainer Kai Wandschneider nach dem beeindruckenden 31:24 (15:23) der Dormagener gegen die MT Melsungen.

Die Fans des bereits als Absteiger feststehenden Klubs feierten den vierten Saisonsieg mit Plakaten ("Wir stehen zu Euch") wie eine kleine Meisterschaft, während die Profis ihr "Jetzt-erst-recht"-Motto mit Leben füllten. "Ich habe die Situation mit der SG Wallau-Massenheim ja schon mal erlebt. Damals haben wir nach der Hiobsbotschaft sieben Siege in Folge gefeiert", erzählte Ex-Nationalspieler Jan-Olaf Immel. Regisseur Kentin Mahe ergänzte: "Wir wollten und wollen zeigen, was wir für ein geiles Team sind. Und das würden wir am liebsten bis zum Saisonende tun."

Sechs Tage nach dem Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Düsseldorf ist der erste Schock gewichen. DHC-Geschäftsführer Heinz Lieven verhandelte bereits kurz nach dem Schlusspfiff in einem Nebenraum mit möglichen neuen Sponsoren. Insolvenzverwalter Dirk Andres gab derweil zumindest kurzfristig Entwarnung: "Die nächsten beiden Partien werden mit hundertprozentiger Sicherheit stattfinden. Ich gehe sogar davon aus, dass bis Ende März weitergemacht wird", sagte der Rechtsanwalt. Er sei "verhalten optimistisch", dass die Dormagener die Saison zu Ende spielen können, meinte Andres weiter.

Flensburg bezahlt die Anreise

Der Tabellenvorletzte DHC Rheinland muss am Mittwoch bei der SG Flensburg-Handewitt antreten. Die Norddeutschen finanzieren dem klammen Konkurrenten den Bus für Hin- und Rückfahrt, allerdings nicht die Übernachtung, wie SG-Geschäftsführer Holger Kaiser. Eine Woche später ist in Dormagen der TV Großwallstadt zu Gast.

Konsequenzen aus der unsicheren Situation machen sich allerdings bemerkbar. Neben Sigurbergur Sveinsson (TSV Hannover-Burgdorf) und Kristian Nippes (noch ohne Verein) wird auch Torhüter Witali Feschtschanka nicht mehr für den DHC auflaufen. Der Weißrusse wechselte nach Melsungen und unterschrieb am Montag bei den Hessen einen Vertrag bis zum Saisonende. Weitere Abgänge von Leistungsträgern sind nicht ausgeschlossen.

Im Spiel gegen Melsungen musste Wandschneider den Kader mit dem 17 Jahre alten Jugendspieler Daniel Szczesny aufstocken. Bob Hanning bot bereits Hilfe an. Der Manager der Füchse Berlin hat vorgeschlagen, dass die Bundesligaklubs dem DHC bis zum Saisonende kostenfrei ihre eigenen talentierten Spieler schicken, damit der Spielbetrieb in Dormagen aufrechterhalten werden kann.

Die Rheinländer, für die demnächst eine von Fans organisierte Rettungsparty stattfinden soll, hatten am 8. Februar 2011 beim zuständigen Amtsgericht in Düsseldorf Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Damit stehen sie als erster Absteiger fest. Derzeit gibt es leise Hoffnung, zumindest eine Lizenz für die zweite Liga beantragen zu können. Ausschlaggebend für die wirtschaftliche Misere war die Pleite des Hallen-Namensgebers. Dadurch fehlt dem DHC Rheinland eine Summe von geschätzten 350.000 Euro.

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