HSV-Handballer: Titelträume noch tabu

SID
HSV-Präsident Andreas Rudolph (r.) gratuliert Michael Kraus zum Sieg gegen den THW Kiel
© Getty

Mit ihrem ersten Heimsieg gegen den THW Kiel seit siebeneinhalb Jahren haben sich die Handballer des HSV in der Bundesliga zum Titelfavoriten aufgeschwungen. Doch mit allzu forschen Kampfansagen hält sich der dreimalige Vizemeister noch zurück.

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Dem spielerischen Feuerwerk auf dem Parkett folgte der verbale Rückzug in den Katakomben: Trotz des ersten Heimsieges gegen den THW Kiel (26:25) seit siebeneinhalb Jahren und dem Sprung an die Tabellenspitze der Handball-Bundesliga wollte der HSV Handball vom Thema Meisterschaft nichts wissen.

"Das war nur ein Etappensieg. Auf uns warten noch viele schwere Aufgaben - unter anderem ein Rückspiel in Kiel", sagte Trainer Martin Schwalb nach dem 26:25 (12:16)-Sieg der Hanseaten in einem dramatischen Nordderby.

Anders als in den vorangegangenen 60 Minuten, in denen der HSV das Spitzenspiel nach einer famosen Aufholjagd in letzter Minute umbog, blieben die Spieler mit ihren anschließenden Kommentaren betont defensiv.

"Gewinnt Kiel alle Spiele, sind sie Meister"

"Wir sollten jetzt gar nicht an die Meisterschaft denken, denn das geht mit Sicherheit schief", warnte Torwart und Matchwinner Johannes Bitter.

Auch andere wollten den überhaupt erst dritten Hamburger Bundesliga-Erfolg im 17. Duell mit dem THW nicht überbewerten.

"Wenn Kiel bis Saisonende alle Spiele gewinnt, werden sie Meister. Dazu sind sie immer in der Lage", sagte Siegtorschütze Marcin Lijewski.

Der verletzte Mannschaftskapitän Pascal Hens (Muskelfaserriss im Oberschenkel) ergänzte: "Wir müssen unbedingt auf dem Boden bleiben. Das war noch längst keine Vorentscheidung."

HSV-Erfolg als Signalwirkung

Doch die Ausgangsposition ist allemal glänzend. Erstmals seit sechs Jahren liegt der HSV in der Tabelle wieder zwei Punkte vor den Kielern.

Zuletzt war dies am 8. Spieltag der Saison 2004/05 der Fall. Damals wurde der THW am Ende trotzdem Meister - wie auch in allen Folgejahren. In der vergangenen Spielzeit verloren die Hamburger die Tabellenführung erst am drittletzten Spieltag durch eine 31:33-Heimniederlage gegen die Zebras.

Nationalmannschafts-Spielmacher Michael Mimi Kraus, der erst seit dieser Saison in Hamburg spielt, hofft jedenfalls, dass der Erfolg Signalwirkung hat: "Vielleicht war dieser Sieg der Schlüssel, der das Tor geöffnet hat."

Zumal es lange Zeit nicht nach einem Triumph der Gastgeber aussah. Zur Pause schien das Schwalb-Team mit vier Toren Rückstand schon abgeschlagen. Doch eine überragende zweite Halbzeit brachte den HSV wieder heran.

Kieler lassen Köpfe nicht hängen

Der 25:25-Ausgleich in der 56. Minute, ein von Bitter gehaltener Siebenmeter in der Schlussminute sowie Lijewskis Siegtor acht Sekunden vor Schluss waren die Stationen zur Hamburger Glückseeligkeit.

Die Kieler ließen trotz der Niederlage die Köpfe nicht hängen. "Wir brauchen jetzt sicher keine Krisensitzung", sagte Rückraum-Star Filip Jicha, dessen finaler Wurf aus 20 m an den Pfosten die letzte Hoffnung auf einen Punktgewinn zerstörte. "

Für die Meisterschaft bedeutet dieses Spiel nicht viel", meinte THW-Kapitän Marcus Ahlm. Wie viel Auswirkung es auf das Selbstbewusstsein beider Teams hat, werden die nächsten Wochen zeigen.

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