"Ein Titel wäre sehr wichtig für das Projekt"

SID
Oliver Roggisch und die Rhein-Neckar Löwen haben ein Star-Ensemble zusammen
© Rhein-Neckar Löwen

In seiner Kolumne für SPOX spricht Oliver Roggisch vor dem Bundesliga-Start über die Situation bei den Rhein-Neckar Löwen. Die Themen: Vier Top-Neuzugänge, ein möglicher Titelkampf gegen den THW Kiel und den HSV Hamburg - und Karol Bielecki.

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Liebe Handball-Fans,

ich bin wieder da! Ich hoffe, Ihr hattet bis jetzt auch einen solchen Weltklasse-Sommer wie ich. Ich war auf Tauch-Safari in Costa Rica und was soll ich sagen: Es war ein Traum. Richtig genial. Ich konnte mich von der anstrengenden Saison optimal erholen und ausspannen.

Irgendwann kommt dann aber auch die Handball-Lust wieder. Ich bin heiß auf die neue Saison - und so geht es eigentlich dem ganzen Team bei uns. Wir haben eine harte Vorbereitung hinter uns, in der sehr viel Wert auf Ausdauer gelegt wurde. Wir haben wirklich hart gearbeitet, aber es hat vor allem auch viel Spaß gemacht.

Ich glaube, dass wir in dieser Saison stärker sein werden als in der letzten. Aus mehreren Gründen: Erstens haben wir einen unglaublichen Teamgeist in der Truppe, zweitens sind bei uns im Großen und Ganzen alle topfit, und drittens haben wir vier Top-Neuzugänge, die ich Euch kurz vorstellen möchte.

Andy Schmid (Bjerringbro-Silkeborg/DEN): Unser neuer Schweizer im Team. Wurde in der dänischen Liga zum MVP gewählt. Er hat das Zeug, zu einem Shootingstar der Bundesliga zu werden. Er ist ein Mittelmann, der das Spiel nicht nur leitet und den Kreisspieler überragend in Szene setzen kann, sondern er ist auch sehr explosiv und torgefährlich. Manche haben vielleicht Zweifel, ob er mit der härteren Gangart in Deutschland zurecht kommen wird, aber davon lässt er sich gar nicht abschrecken. Es ist wichtig, dass wir ihm jetzt alle nicht zu viel Druck machen, Andy ist ja mit 26 auch noch recht jung, aber auf Dauer wird er eine riesige Verstärkung für uns. Abseits der Platte ist er ein ganz lockerer Typ, der für gute Stimmung sorgt. Sein Idol ist übrigens kein Handballer, sondern Michael Jordan.

Robert Gunnarsson (VfL Gummersbach): Was ein Fighter! Der Junge gibt wirklich in jedem einzelnen Training 110 Prozent. Menschlich und sportlich für uns eine Bereicherung. War auch ein super Fußball-Torwart in seiner Jugend und hat sogar mal ein Probetraining bei Aston Villa absolviert. Gut, dass er sich für den Handball entschieden hat.

Börge Lund (THW Kiel): Leider ist Börge aufgrund von Schulterproblemen im Moment noch etwas angeschlagen, aber wenn er fit ist, gehört er zu den besten Spielmachern der Liga. Seine große Stärke ist, dass er sowohl in der Abwehr als auch im Angriff top ist. Beim THW hat er wenig Spielanteile im Angriff bekommen. Das wird bei uns anders sein. Er steht nicht nur seinen Mann im Mittelblock, er weiß auch, wie man vorne in entscheidenden Situationen Spiele entscheidet. Unseren Coach Ola Lindgren kennt er schon aus Nordhorner Zeiten.

Ivan Cupic (RK Velenje): Ich bin mal gespannt, welcher Verein auf Rechtsaußen ein besseres Duo haben kann als wir mit Cupic und Patrick Groetzki. Die meisten von Euch kennen wahrscheinlich Ivans Geschichte, dass er im Trainingslager der kroatischen Nationalmannschaft vor den Olympischen Spielen in Peking mit dem Ringfinger der linken Hand an einem Drahtzaun hängen blieb und dann zwei Drittel des Fingers amputiert werden mussten. Zum Glück hat er trotz dieser Behinderung wieder zu alter Stärke gefunden. Vom Wurfrepertoire her ist er vielleicht der beste Rechtsaußen der Welt.

Ihr fragt Euch sicher auch, wie es Karol Bielecki geht. Ganz ehrlich: Wenn man nicht wüsste, was los ist, würde man keinen Unterschied erkennen. Er hat seinen Wurf nicht verlernt. Ich finde es beeindruckend, wie er mit der ganzen Geschichte umgegangen ist und sie meistert. Teilweise war es für uns schwieriger, mit der ganzen Sache umzugehen als für ihn selbst.

Es belastet ihn nicht und er sagt auch, dass er beim Fußballspielen mehr Probleme mit der Sehfähigkeit hat als beim Handball. Da er die Angriffe und Systeme aus dem Effeff kennt und das alles so einstudiert ist, funktioniert es praktisch wie vorher.

Sprechen nicht von der Meisterschaft

Was mich persönlich angeht: Die letzte Halbserie war für mich sicher nicht schön, aber ich mache einen Mannschaftssport, da muss ich eben auch mal akzeptieren, wenn jemand besser ist und ich mal draußen sitze. Ich habe im Urlaub noch nie so viel gemacht wie dieses Jahr, sodass ich jetzt topfit in die Saison starten kann.

Kiel und Hamburg sind wieder die Favoriten, es wäre Quatsch, wenn wir von der Meisterschaft sprechen würden. Ich bin sowieso kein Freund davon, jetzt konkret ein Ziel auszugeben. Ziele können während der Saison auch noch angepasst werden. Wenn wir einen Lauf bekommen, ist sicher einiges möglich.

Es ist kein Geheimnis, dass es für das Projekt Rhein-Neckar Löwen sehr wichtig wäre, wenn wir mal einen Titel gewinnen würden. Wenn bei einem Verein so viel investiert wird wie bei uns, will man Titel gewinnen. Das ist doch ganz klar.

Jetzt wollen wir erst einmal einen guten Start in der Bundesliga erwischen, mit den Derbys in Balingen und gegen Göppingen wird es da gleich heiß für uns, und dann müssen wir im Champions-League-Qualifikations-Turnier den Heimvorteil nutzen und uns durchsetzen.

Bis zum nächsten Mal.

Euer Oliver Roggisch

Oliver Roggisch, 32, spielt seit 2007 bei den Rhein-Neckar Löwen. Der 1,99 m große Kreisläufer und Abwehrspezialist startete seine Karriere beim TuS Schutterwald, bevor es ihn zu Frisch Auf Göppingen zog. Weitere Stationen waren TuSEM Essen und der SC Magdeburg. Mit der Nationalmannschaft wurde er 2007 Weltmeister. Mehr Infos zum SPOX-Kolumnisten gibt's unter http://www.oliver-roggisch.de/.

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