Kiel gewinnt die Königsklasse!

Von SPOX
Die Schlusssekunden in Köln: Die Kieler Bank rastet komplett aus
© Getty

Der THW Kiel hat nach einem Triumph-Zug in Köln den europäischen Handball-Thron erobert. Der deutsche Meister gewann durch ein 36:34 (17:20) im Finale gegen Rekordsieger FC Barcelona dank einer atemberaubenden Aufholjagd zum zweiten Mal nach 2007 die Champions League.

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Drei Jahre nach dem WM-Triumph der Nationalmannschaft an selber Stelle schrieb der THW als erster Sieger eines Final-Four-Turniers in der Königsklasse Handball-Geschichte.

Vor der Europa-Rekordkulisse von 19.374 Zuschauern in der ausverkauften Lanxess-Arena setzte das Team von Trainer Alfred Gislason in einem faszinierenden Kraftakt den Schlusspunkt unter ein Traum-Wochenende mit dem Triumph über die versammelte spanische Handball-Armada.

Omeyer überragend

Schon am Samstag hatte der THW mit dem 29:27 gegen den Topfavoriten BM Ciudad Real ein Glanzlicht gesetzt. Gegen den Titelverteidiger, der das Spiel um Platz drei 36:28 (19:15) gegen Medwedi Moskau gewann, hatten die Kieler in den vergangenen beiden Jahren im Finale - noch in Hin- und Rückspiel - den Kürzeren gezogen.

Es war das Ende einer glorreichen Woche für den deutschen Handball, in der die wichtigsten drei Titel an Klubs aus der Bundesliga gingen. Am Donnerstag hatte der VfL Gummersbach den Pokalsieger-Cup gewonnen, am Samstag zog der TBV Lemgo im EHF-Cup nach.

Doch das eindrucksvollste Meisterstück gelang den Kielern. Im Endspiel lag Barca schnell in Führung, wie schon tags zuvor zeigte Kiel Kampfgeist. Mit seinen ersten guten Paraden verhinderte Torwart Thierry Omeyer einen größeren Rückstand als das 11:16 in der 23. Minute. Und auch der Tscheche Filip Jicha hielt die Kieler, die viele leichte Gegentreffer zuließen, mit acht Toren vor der Pause im Spiel.

13 Tore von Juanin

Danach unterliefen den Kielern vor allem in der Offensive immer leichtere Fehler, beim Stand von 18:23 (38.) gab nur Omeyer mit weiteren Paraden Anlass zur Hoffnung.

Doch nach drei schnellen Toren in Folge zum 22:25 stand die Arena plötzlich wieder Kopf - und nach dem 29:29 durch Christian Zeitz (52.) und dem 30:29 durch Henrik Lundström (53.) steigerte sich die Stimmung zum Orkan. Matchwinner neben Omeyer war Jicha mit elf Toren. 13 Treffer von Juanin Garcia reichten Barca nicht aus.

Zeit zum Feiern bleibt den THW-Stars kaum. Schon am Mittwoch will der Titelverteidiger beim HBW Balingen-Weilstätten den vorletzten Schritt in Richtung sechster deutscher Meisterschaft in Folge machen.

Turnierformat hat sich bewährt

Bundestrainer Heiner Brand sprach mit Blick auf Kiels Erfolg von einem "Imagegewinn für den deutschen Handball", übte aber auch erneut die Kritik, dass deutsche Talente zu kurz kommen: "Man darf nicht vergessen, dass in Kiel viele ausländische Stars spielen."

Das neue Turnierformat lobte er als "gute Sache und besser als zwei separate Endspiele". EHF-Präsident Tor Lian bestätigte in Köln, dass das "EHF-Final4" auch in den kommenden Jahren ausgetragen werden soll.

Bereits am Samstag hatten Kiel und Ciudad Real mit ihrem dramatischen Halbfinal-Duell beste Handball-Werbung betrieben. Die Halle stand Kopf, als Kiel in einer hektischen und dramatischen Schlussphase einen 15:19-Rückstand noch in einen Sieg verwandelte.

Obwohl die rumänischen Schiedsrichter beide Teams mit zahlreichen umstrittenen Entscheidungen gegen sich aufbrachten, fühlte sich natürlich der Unterlegene besonders benachteiligt. Ciudads Trainer Talant Duschebajew verweigerte jeden Kommentar zu den Referees, "um nichts Falsches zu sagen".

Manipulationsvorwürfe, denen der THW seit dem Sieg im Champions-League-Finale 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt ausgesetzt ist, kamen aber nicht auf.

Das Spiel zum Nachlesen im Ticker auf Seite 2