"Tattoo aus Dankbarkeit"

Von Interview: Felix Götz
Steffen Fäth kam 2009 von den Rhein-Neckar Löwen zum VfL Gummersbach
© Getty

Im August 2009 sind die deutschen Handball-Junioren in Ägypten zum ersten Mal Weltmeister geworden. SPOX kümmert sich seither verstärkt um den deutschen Handball-Nachwuchs und stellt regelmäßig die besten Junioren vor, die sicher schon bei Bundestrainer Heiner Brand im Notizblock stehen. Diesmal: WM-Rückraumspieler Steffen Fäth vom VfL Gummersbach.

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Beim VfL Gummersbach kommt Steffen Fäth nur selten zum Zug. Deshalb wechselt der 20-jährige Rückraumspieler zur kommenden Saison zur HSG Wetzlar. Mit SPOX spricht Fäth über seine Ziele, Bundestrainer Heiner Brand und die Bedeutung eines außergewöhnlichen Tattoos.

SPOX: Herr Fäth, zwei auffällige Tattoos zieren die Innenseiten Ihrer Oberarme. Welche Bedeutung haben sie?

Steffen Fäth: Das sind die Namen meiner Eltern.

SPOX: Was wollen Sie damit zeigen?

Fäth: Meine Eltern bedeuten mir sehr viel. Sie sind Begleiter und Ratgeber. Ich habe mir das Tattoo aus Dankbarkeit gegenüber meinen Eltern stechen lassen und als Symbol für mich selbst. Es erinnert mich daran, dass die beiden immer hinter mir stehen.

SPOX: Also auch, weil Ihre Eltern Sie in Sachen Handball unterstützen. Zur kommenden Saison verlassen Sie Gummersbach in Richtung Wetzlar. Was gab dafür den Ausschlag?

Fäth: Ganz einfach: Ich erwarte, dass ich mehr Spielanteile als in Gummersbach bekomme.

SPOX: In der laufenden Saison haben Sie bisher über 20 Spiele gemacht. Das klingt doch gar nicht so schlecht...

Fäth: Das täuscht. In dieser Statistik wird es nämlich schon als Einsatz gewertet, wenn der Name auf dem Spielberichtsbogen auftaucht. Tatsächlich auf dem Feld war ich aber in nur ungefähr 50 Prozent dieser Partien. Und dann auch manchmal nur für zwei oder drei Angriffe.

SPOX: Wie viele Spielanteile erhoffen Sie sich in Wetzlar?

Fäth: Ich hoffe, dass ich möglichst in jedem Spiel so 15 bis 20 Minuten zum Einsatz komme.

SPOX: Gab es in dieser Richtung eine Zusage von Ihrem künftigen Klub?

Fäth: Nein, die gab es nicht. Wenn ich meine Sache gut mache, dann ist das durchaus möglich.

SPOX: Sie wurden in Frankfurt geboren. Wetzlar liegt etwa 50 km Luftlinie entfernt. Spielte auch die Nähe zu Ihrer Heimatstadt eine Rolle?

Fäth (lacht): Zurück nach Hessen, sozusagen. Aber im Ernst: Dieser Punkt war nicht entscheidend, sondern nur ein weiteres Plus.

SPOX: Abgesehen davon, dass Sie mehr Spielzeit haben wollen. Was ist mit der HSG drin?

Fäth: Da mache ich mir noch nicht so viele Gedanken. Aber das gesicherte Mittelfeld dürfte realistisch sein.

SPOX: In dieser Saison haben Sie eine Doppelspielberechtigung. Neben Gummersbach sind Sie in der Zweiten Liga für Frankfurt am Ball. Ist es schwierig, permanent zwischen zwei Mannschaften hin und her zu pendeln?

Fäth: Naja. Es ist ja so, dass ich immer in Gummersbach trainiere und nur zu den Spielen nach Frankfurt fahre. Und da muss man sich schon immer ziemlich umstellen.

SPOX: Ganz abgesehen von verschiedenen Spielsystemen. Hat man nicht das Gefühl, zu keinem Team so wirklich dazuzugehören?

Fäth: Das ist kein Problem. Mein Hauptverein ist Gummersbach - ganz klar.

SPOX: Haben Sie ein konkretes Ziel vor Augen, wo Sie in drei oder vier Jahren sein wollen?

Fäth: Ziele muss man natürlich haben. Auch wenn es sicherlich besser ist, Schritt für Schritt zu gehen. Mein Ziel ist es, ein gestandener Bundesligaspieler zu werden und dann auch Nationalspieler zu sein. Ich möchte für Deutschland bei dem ein oder anderen Turnier dabei sein.

SPOX: Also ist Wetzlar nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu einem großen Klub?

Fäth: So denke ich nicht. Ich will mich in Wetzlar verbessern und meine Sache gut machen. Dann sieht man weiter. Vielleicht gehört ja die HSG irgendwann zu den besten fünf Teams in der Bundesliga.

SPOX: Sie haben Ihre Sache wohl auch schon zuvor gut gemacht. Sonst hätte Sie Bundestrainer Heiner Brand vor der EM wohl kaum zu einem Vorbereitungslehrgang eingeladen. Aber es war kein perfekter Einstand, oder?

Fäth: Stimmt. Ich war nur einen Tag da, weil ich verletzt war. Ich konnte leider nicht einmal mittrainieren.

SPOX: War es trotzdem was Besonderes, bei den gestandenen Nationalspielern dabei gewesen zu sein?

Fäth: Auf jeden Fall. Wir haben zusammen gegessen und ich konnte mich mit einigen Spielern unterhalten.

SPOX: Gab es irgendeinen, der Sie als jungen Spieler gleich bei der Hand genommen hat?

Fäth: Die haben alle einen sehr sympathischen Eindruck gemacht. Aber Oliver Roggisch hat sich gleich um mich gekümmert. Den kenne ich auch schon länger.

SPOX: Was hat der Bundestrainer für einen Eindruck auf Sie gemacht?

Fäth: Der ist auch ganz nett. Er war sehr locker, als ich mich mit ihm unterhalten habe.

SPOX: Haben Sie mit Heiner Brand auch über Ihren Wechsel gesprochen?

Fäth: Nein. Das war eine Entscheidung, die ich alleine getroffen habe.

SPOX: Da Sie den Bundestrainer "ganz nett" finden, spricht nichts dagegen, in Zukunft öfters beim Nationalteam vorbeizuschauen. Woran müssen Sie noch arbeiten, um permanent eingeladen zu werden?

Fäth: Im körperlichen Bereich, also in Sachen Kraft, muss ich sicher noch viel machen. Meine Stärken liegen ganz klar im Angriff.

SPOX: Eines haben Sie mit dem Bundestrainer gemeinsam. Immerhin sind Sie auch Weltmeister geworden - 2009 mit den Junioren. Denken Sie noch oft an diesen Triumph?

Fäth: Ab und zu erinnere ich mich gerne daran. Das war schon ein tolles Erlebnis. Nicht nur sportlich, sondern auch, weil wir mit den Jungs viel Spaß hatten. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich jeden Tag daran denke.

SPOX: Immerhin war es der bisher größte Erfolg Ihrer noch jungen Karriere...

Fäth: Das stimmt natürlich. Bemerkenswert fand ich, dass wir in drei Spielen in Folge zur Halbzeit relativ deutlich zurückgelegen haben. Trotzdem sind wir immer wieder zurückgekommen. Die Moral hat in der Truppe gestimmt.

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