Neue Motivation durch EM-Schmach

SID
Heiner Brand ist seit 1997 Trainer der Deutschen Handball-Nationalmannschaft
© Getty

In den vergangenen sechs Wochen hat Heiner Brand analysiert, aufgearbeitet und auch ein wenig abgeschaltet. Nach dem schlechtesten Abschneiden einer deutschen Mannschaft bei einer Handball-Europameisterschaft war der enttäuschte Bundestrainer erstmal abgetaucht, doch die Zeit des Grübelns und Haderns ist nun vorbei.

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Anderthalb Monate nach der Schmach von Innsbruck sieht Brand den zehnten EM-Platz inzwischen als besondere Motivation für die Zukunft.

"Für mich ist der Reiz durch das schlechte Abschneiden noch größer geworden, diese Mannschaft auf ihrem Weg zu Olympia 2012 in London weiterhin zu formen und zu fördern", sagt der keineswegs amtsmüde Brand: "Mir macht die Arbeit immer noch sehr viel Spaß, denn diese Jungs sind sehr motiviert."

Play-offs gegen Griechenland

Mit Länderspielen gegen die Schweiz am Dienstag in Aarau (20. 00 Uhr) und am Mittwoch in Stuttgart (20.15) läutet Brand die Zukunft ein. Die Spiele dienen als Test für die Play-offs gegen Griechenland am 12. und 19. Juni, in denen es für den Weltmeister von 2007 um die Qualifikation für die WM 2011 in Schweden geht.

"Und das wird kein Selbstläufer", sagt Brand. Drei Jahre nach dem Titelgewinn bei der Heim-WM mahnt der 57-Jährige eine neue Bescheidenheit an: "Das Gute an der EM war, dass alle gesehen haben, dass wir uns auch über Siege gegen die vermeintlich Kleinen freuen müssen."

Obwohl im 16-köpfigen Kader für die Länderspiele gegen die Schweiz nur neun Spieler aus dem EM-Aufgebot stehen, will Brand nichts von einem Neuanfang wissen. "Die Spieler, die jetzt fehlen, gehören weiterhin zu unserem Kader. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch mal andere Spieler testen. In der Entwicklung einer Mannschaft ist es ganz normal, nach Alternativen zu suchen", sagt Brand.

Keine Denkzettel wie nach der EM 2008

Einen allzu großen Umbruch werde es bis Olympia ohnehin nicht mehr geben. Von Denkzetteln wie nach der EM 2008 sieht Brand diesmal ab. Damals hatte er Michael Kraus, Lars Kaufmann und Rolf Hermann wegen schwacher Leistungen eine Pause verordnet und sie zunächst nicht mehr nominiert.

Regisseur Kraus ist auch diesmal nicht dabei, der Lemgoer wird gegen die Schweiz ebenso geschont wie der Hamburger Torsten Jansen. Dessen HSV-Teamkollege Stefan Schröder fällt mit einem Mittelhandbruch aus. Spielführer Kraus genießt trotz der Kritik an seinem schwachen Auftreten in Österreich weiterhin das volle Vertrauen von Brand.

"Ich habe absolut keinen Grund, mir über seine Führungsrolle oder über sein Kapitänsamt Gedanken zu machen", sagte der Bundestrainer dem "Reutlinger General-Anzeiger". Freuen kann sich Brand über die Nationalmannschafts-Rückkehr von Torjäger Pascal Hens (Hamburg) und Kreisläufer Sebastian Preiß (Lemgo).

Flohr, Heinl und Groetzki erhalten ihre Chance

Das Duo, das es zusammen auf 284 Länderspiele bringt, hatte verletzungsbedingt bei der EM gefehlt - und wurde vermisst. "Man hat dort gesehen, wie wichtig sie für uns sind", sagte Abwehrchef Oliver Roggisch von den Rhein-Neckar Löwen.

Zudem erhalten die im DHB-Trikot noch unerfahrenen Matthias Flohr (Hamburg), Jacob Heinl (Flensburg) und Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen) gegen die Schweiz eine neue Chance.

Vor den WM-Qualispielen im Juni kann Brand seine Mannschaft noch beim Vier-Nationen-Cup in Norwegen (15. bis 17. April) testen. Dort startet neben der A-Auswahl auch eine ganz junge deutsche B-Nationalmannschaft.

Brand: "Es ist schon lange unser Wunsch, uns breiter aufzustellen und den Auswahlkandidaten möglichst früh viel internationale Spielpraxis zu ermöglichen."

Play-Off-Hinspiel gegen Griechenland in Dortmund