Für Schwenker und Serdarusic wird es eng

SID
Uwe Schwenker und Noka Seradusic leiteten über Jahre den THW Kiel
© Getty

Die Schlinge um das einstige Führungsduo Uwe Schwenker und Noka Serdarusic zieht sich zu, doch der deutsche Handball-Rekordmeister THW Kiel gibt sich weiter gelassen.

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Sorgen um den größten Sieg der Vereinsgeschichte machen sich die Norddeutschen schon gar nicht. "Natürlich würden wir uns das auch anders wünschen, aber wir können es nicht ändern. Wir versuchen, uns auf den Sport zu konzentrieren", sagte THW-Manager Uli Derad in fast schon üblicher Floskel am Montag.

Das Landgericht Kiel hat sich unterdessen bei Schwenker und Serdarusic offiziell entschuldigt, da sie erst mit Verspätung von der Anklage gegen sie erfahren hatten.

"Den Reaktionen auf die Presseberichte über die Anklage gegen Uwe Schwenker und Noka Serdarusic war zu entnehmen, dass die Angeschuldigten infolge einer verfrühten Mitteilung des Landgerichts Kiel erst durch die Medien von der gegen sie erhobenen Anklage erfahren haben. Das Landgericht Kiel bedauert dies sehr und entschuldigt sich bei den Angeschuldigten und ihren Verteidigern ausdrücklich", heißt es in einer Pressemitteilung des Landgerichts.

Anklage gegen Schwenker und Serdarusic

Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft Kiel Anklage gegen den langjährige Manager Schwenker und Trainer Serdarusic wegen Untreue und Betrugs beziehungsweise der Beihilfe dazu erhoben hat.

Prompt war vom ewigen Rivalen SG Flensburg-Handewitt die wiederholte Ankündigung zu hören, man prüfe eine Schadensersatzklage wegen des verlorenen Champions-League-Finals 2007. Schwenker und Serdarusic stehen im Verdacht, dieses Spiel und weitere manipuliert zu haben.

SG-Anwalt Thomas Summerer spricht von stichhaltigen Indizien in den Akten, die angeblich darauf hinweisen, dass das Endspiel manipuliert wurde. Allein an Prämien hatte der THW damals mehr als 500.000 Euro eingestrichen. "Ich glaube, dass man in Flensburg ganz andere Probleme hat. Die wären gut beraten, sich um ihre Dinge zu kümmern", sagt Derad.

Der 44-Jährige spielt damit auf weitere Ermittlungen der Kieler Staatsanwaltschaft an, wonach gegen den SG-Präsidenten Frerich Eilts wegen Bestechlichkeit und besonders schwerer Untreue ermittelt wird. In diesem Zusammenhang soll er Vorteile für den Klub angenommen haben. Als nächstes werden sich die Gremien des THW zusammensetzen und mit den Anwälten beraten.

Schwenker weiß von nichts

Der Inhalt der Anklageschrift ist dem Klub noch nicht bekannt. Auch Uwe Schwenker war am Wochenende zunächst noch nicht informiert. "Ich muss abwarten, was in der Anklageschrift steht", sagte er den Kieler Nachrichten und fügte an: "Klar, dass mich das berührt."

Bei seinem Ex-Klub demonstriert dagegen nicht nur sein Nachfolger Derad Gelassenheit. Aufsichtsrats-Chef Klaus-Hinrich Vater sagte: "Bei mir kommt keine Unruhe auf. Ich hatte zwar gehofft, dass es nicht zu einer Anklage kommen wird, aber ich halte mich an die Fakten und bleibe dabei, dass gegen den THW nichts Belastbares vorliegt."

Ob die 5. Große Strafkammer tatsächlich ein Verfahren gegen Schwenker und Serdarusic eröffnet, entscheidet sich in den kommenden ein bis drei Monaten.

So lange will vorerst auch der für die Champions League zuständige Europäische Handball-Verband (EHF) warten. "Allein aus der Ankündigung, dass Anklage erhoben wird, lässt sich inhaltlich nichts ablesen. Wir werden nun erneut Akteneinsicht beantragen und gehen davon aus, dass wir alle Infos erhalten werden, die wir brauchen", sagte EHF-Generaksekretär Michael Wiederer.

Schwenker und Serdarusic offiziell angeklagt