Brand: "Vorbereitung hatte wie Höhen und Tiefen"

SID
Bundestrainer Heiner Brand und sein Team sind nicht unter den EMFavoriten
© sid

Die deutschen Handballer gehören bei der EM nicht zu den Favoriten, doch "wenn alle aus den Fehlern lernen, können wir auf Augenhöhe mit den Topteams sein", so Coach Heiner Brand.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In Abwesenheit von Sebastian Preiß und Pascal Hens gehört die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der am Dienstag beginnenden EM in Österreich nicht zum Kreis der Topfavoriten. Trainer Heiner Brand äußert sich im Interview zur Vorbereitung, den deutschen Gruppengegnern und beantwortet die Hierarchiefrage.

Frage: "Herr Brand, die Vorbereitung lief von außen betrachtet nicht ganz reibungslos. Zwei Niederlagen gegen Island stehen zwei Siege gegen Brasilien und Österreich gegenüber. Waren Sie zufrieden?"

Heiner Brand: "Die Vorbereitung hatte wie in jedem Jahr Höhen und Tiefen, aber die Jungs haben sehr gut mitgezogen. Ein Merkmal dieser Mannschaft ist, dass sie mit Begeisterung und viel Spaß zusammenarbeitet. Wenn alle aus den Fehlern lernen, können wir auf Augenhöhe mit den Topteams sein. Die sogenannten leichten Fehler sind am einfachsten abzustellen. Andererseits können sie in engen Spielen den Ausschlag geben."

Frage: "Bereits das Erreichen der Hauptrunde könnte angesichts der Vorrundengegner schwierig werden. Wie schätzen Sie die drei Gegner der ersten Turnierphase ein?"

Brand: "Polen hat viele Spieler mit individueller Klasse, absolute Topleute. Trainer Bogdan Wenta hat aber auch eine Mannschaft geformt, die im Zusammenspiel einiges aufzuweisen hat. Gegen die Slowenen haben wir zweimal in der Quali gewonnen, aber das sollte nicht zu vorschnellen Schlüssen führen. Coach Noka Serdarusic hat ein unglaubliches Reservoir an sehr guten Spielern. Schweden ist eine unangenehme Mannschaft und von der Konstellation her mit uns zu vergleichen. Auch sie haben den personellen Umbruch noch nicht ganz abgeschlossen."

Frage: "Im Umfeld wird trotz des Fehlens von Pascal Hens und Sebastian Preiß schon wieder von einer Medaille geträumt. Wie realistisch ist das?"

Brand: "Wir können gegen alle Teilnehmer verlieren, aber mit Spaß und Engagement auch gegen 14 gewinnen. Die Franzosen sind schwer zu schlagen und auch mein Topfavorit. Wir müssen vom ersten Gruppenspiel an am Limit spielen, um erfolgreich zu sein. Wir haben nicht die überragenden Einzelkönner wie die Kroaten oder die Franzosen. Wir gehören sicher nicht zu den Favoriten. Aber ein Turnier ohne Druck gibt es für uns nicht mehr."

Frage: "Nach den Rücktritten von Wortführern wie Markus Baur oder Christian Schwarzer musste sich eine neue Hierarchie bilden. Wie weit ist dieser Entwicklungsprozess fortgeschritten?"

Brand: "Es ist anders als damals, aber es ist schon eine gewisse Hierarchie da. Auch jetzt ist die Mannschaft in sich als Gefüge gefestigt. Michael Kraus ist mein Ansprechpartner. Johannes Bitter, Torsten Jansen und Oliver Roggisch sind erfahrene Spieler. Aber ich kann auch direkt mit jedem etwaige Probleme ansprechen."

Frage: "Ihr Wutausbruch bei der WM 2009 in Kroatien hat für viele Schlagzeilen gesorgt. Könnte das wieder passieren?"

Brand: "Wenn ein Trainer nicht mehr mitgeht, kann er in Rente gehen. Ich habe auf die Aktion interessanterweise viele positive Reaktionen bekommen. Aber das wird trotzdem nicht mehr so passieren. "

Frage: "Nach den Bestechungsvorwürfen rund um den THW Kiel und die Schiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich ist der Handballsport etwas ins Zwielicht geraten. Steht die Nationalmannschaft deshalb unter besonderem Erfolgsdruck?"

Brand: "Der Einfluss der ganzen Sache auf die Bundesliga und die DHB-Auswahl war nicht so groß wie befürchtet. Wir wissen aber auch, dass wir als Nationalmannschaft bei jedem Turnier die Möglichkeit haben, mit Erfolgen etwas Gutes für unseren Sport zu tun."

Brand streicht Klein aus Kader