"Bayern wird Meister"

SID
Oliver Roggisch wurde mit der DHB-Auswahl 2007 Weltmeister im eigenen Land
© Getty

In seiner Kolumne für SPOX äußert sich Löwen-Abwehrchef Oliver Roggisch zu den Manipulationsvorwürfen gegen den THW Kiel. Außerdem erklärt der 30-Jährige, wie er wieder mal eins auf den Schädel bekommen hat und warum Hoffenheim nicht den Titel holt.

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Liebe Handball-Fans,

 es ist eine Menge passiert in den zwei Wochen seit meiner letzten Kolumne. Die Nachricht vom Tod von Sebastian Faißt hat mich wie euch alle sicher auch total geschockt. Ich möchte zu allererst seiner Familie mein herzliches Beileid aussprechen. Ich kannte ihn nur von unserem Spiel gegen Dormagen, aber das ist einfach mit Worten nicht mehr zu beschreiben, dass ein Junge bei einem Spiel zurückläuft und plötzlich ist alles aus.

Man hat das schon von anderen Sportarten gehört, aber wenn es dann den Handball trifft, ist es noch mal etwas anderes. Einige meiner Teamkollegen spielen ja in der Junioren-Nationalmannschaft und waren an dem schrecklichen Abend dabei. Bei denen sieht man jeden Tag im Gesicht, was da passiert ist. Einfach schrecklich und für uns alle nicht zu verstehen.

Wir wären dumm dagestanden

Das große Thema sind aktuell natürlich die Manipulationsvorwürfe gegen den THW Kiel. Wir Spieler versuchen, uns so wenig wie möglich damit zu beschäftigen. Ich bin aber schon mal froh, dass die Anschuldigungen nicht aus heiterem Himmel gekommen sind. Wäre gar nichts dran gewesen, wären wir bei den Löwen dumm dagestanden als Verein, der irgendwelche Dinge in die Welt setzt.

Ich habe es Kiel nicht zugetraut und ich traue es ihnen immer noch nicht zu, aber auf der anderen Seite kenne ich unseren Beiratsvorsitzenden Dieter Matheis, der den Brief an Uwe Schwenker geschrieben hat. Er hätte das nicht gemacht, wenn es keinen berechtigten Verdacht gäbe und wenn nichts dahinter stecken würde. Es muss jetzt alles umfassend aufgeklärt werden, dann sehen wir weiter. Wenn es stimmt, ist das ein Riesen-Schaden für den Handball.

Es ist mir gleich schwindelig geworden

Kommen wir zum Sportlichen: Beim Sieg gegen Chambery hat wirklich mal alles geklappt bei uns. Solche Spiele gibt es nicht oft. Wir sind in der Abwehr sehr aggressiv gestanden und dann hatten wir dahinter einen überragenden Kasa Szmal im Tor. Man sollte jetzt aber auch nicht zu euphorisch werden, in der zweiten Halbzeit hat Chambery mit der zweiten Mannschaft gespielt.

Glaube ich zumindest. Denn ich habe davon nicht mehr so viel mitbekommen. Ich bin in der ersten Hälfte mit meinem Teamkollegen Andrei Klimovets zusammengerasselt und habe mir eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen. Ich habe erst noch versucht weiterzuspielen, aber dann ist es mir gleich schwindlig geworden. Na ja, jetzt habe ich ein richtig blaues Auge. Sieht schön aus.

Wunschgegner Moskau

Die Auslosung hat uns im Viertelfinale meinen Wunschgegner Moskau beschert. Erstens wollte ich nicht gegen eine deutsche Mannschaft spielen, das ist im Europapokal immer uninteressant, und zweitens habe ich gute Erinnerungen an Moskau aus meiner Magdeburger Zeit.

Ich glaube, dass wir gute Chancen auf das Halbfinale haben. Es stehen zwei oder drei Teams vor uns, aber sollten wir das Halbfinale erreichen, entscheidet dann auch die Tagesform. Und wenn man dann im Finale stünde, ist sowieso alles anders. Jetzt gehen wir erstmal das Viertelfinale an und dann schauen wir, was passiert. Wir sind auf jeden Fall gut drauf.

Ich war sofort Bayern-Fan

Am vergangenen Wochenende hatte ich übrigens mal wieder die Gelegenheit, nach Hoffenheim zu fahren und habe mir zusammen mit Jan Filip und Gudjon Valur Sigurdsson das Spiel gegen Bremen angeschaut.  Leider haben wir keine Tore, sondern nur Pfostenschüsse gesehen, unglaublich war das.

Ich traue Hoffenheim die Meisterschaft inzwischen nicht mehr zu. Die ganzen Verletzungsprobleme, vor allem der Ausfall von Ibisevic, sind zu schwerwiegend. Am Ende wird Bayern Meister werden. Was mich dann auch freut, denn ich bin in München aufgewachsen und war sofort Bayern-Fan. 

Bis zum nächsten Mal

Euer Oliver Roggisch

Oliver Roggisch, 30, spielt seit 2007 bei den Rhein-Neckar Löwen. Der 1,99 m große Kreisläufer und Abwehrspezialist startete seine Karriere beim TuS Schutterwald, bevor es ihn zu Frisch Auf Göppingen zog. Weitere Stationen waren TuSEM Essen und der SC Magdeburg. Mit der Nationalmannschaft wurde er 2007 Weltmeister. Mehr Infos zum SPOX-Kolumnisten gibt's unter http://www.oliver-roggisch.de/.