"Handballer ticken ein bisschen anders"

Von Interview: Carolin Blüchel
Das "Prison-Break"-Trio Klein, Jansen, Hens (v.l.) beim Ausflug am WM-Ruhetag
© Getty

Nach zweimal Schwerstarbeit gegen Russland (26:26) und Tunesien (26:24) und einem Pflichtsieg gegen Algerien (32:20) genießen die deutschen Handballer ihren wohlverdienten Ruhetag. Linksaußen Dominik Klein spricht im Interview mit SPOX über die zwei verbleibenden Gruppenspiele, das Freizeitprogramm bei der WM und die Sucht nach "Prison Break".

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Nach einem Unentschieden und zwei Siegen führt Weltmeister Deutschland die Tabelle der Gruppe C an und hat damit beste Karten, in die Hauptrunde vorzustoßen. Mit Polen und Mazedonien (Mittwoch ab 17.15 Uhr live im SPOX-Ticker) warten auf das Team von Bundestrainer Heiner Brand aber noch zwei starke Vorrundengegner, die den Traum platzen lassen könnten.

Bevor es ernst wird, nutzt das deutsche Team den wohlverdienten Ruhetag, um die Akkus wieder aufzuladen, das eine oder andere Zipperlein zu pflegen - oder Interviews zu geben.

SPOX: Herr Klein, was macht man eigentlich am freien Tag?

Dominik Klein: Gerade sind wir mit der Mannschaft spazieren und genießen die Sonne.

SPOX: Die komplette Mannschaft macht also gerade Varazdin unsicher?

Klein (lacht): Ja, die laufen hier alle neben mir und hören zu. Später haben wir dann noch einige Medientermine. Und heute Abend sind dann noch mal Training und Video-Analyse des nächsten Gegners angesagt.

SPOX: Das hört sich jetzt nicht wirklich nach Ruhetag an. Bleibt da überhaupt noch Zeit zum Fernsehen? Sie sollen ein großer "Prison Break"-Fan sein.

Klein: Oh ja, Pommes (Hens), Toto (Jansen) und ich haben uns jetzt die erste Staffel reingezogen. Wir suchen nur noch jemanden, der uns jetzt die zweite Staffel nach Kroatien bringt. Wir brauchen ja auch für die zweite Woche ein Unterhaltungsprogramm für die Zeit zwischen den Spielen.

SPOX: Kommen wir zum Sportlichen. Wie lautet denn Ihre Zwischenbilanz nach einem Unentschieden und zwei Siegen? Zufrieden?

Klein: Für eine Zwischenbilanz ist es noch zu früh. Wir haben ja noch zwei Gruppenspiele vor uns, die schwersten würde ich sogar sagen. Ich ziehe lieber erst danach ein Fazit, wenn wir hoffentlich in der Hauptrunde stehen.

SPOX: Ok, dann frag ich anders. Was hat denn bislang in der deutschen Mannschaft gut funktioniert und wo gibt es noch Luft nach oben?

Klein: Unser größtes Problem bislang waren die obligatorischen schwachen zehn Minuten. Gegen Russland haben wir die letzten 10 Minuten verschlafen und damit den Sieg verschenkt und gegen Tunesien die ersten 10. Diese Schwächephasen müssen wir langsam abstellen. In der Abwehr haben wir uns aber eigentlich schon recht gut gefunden.

SPOX: Das Spiel nach vorne lief dagegen noch nicht ganz rund. Gegen Algerien wurden viele Chancen fast schon leichtfertig vergeben. Bei einem stärkeren Gegner wäre das fatal.

Klein: Ja, aber die nächsten beiden Spiele werden komplett anders verlaufen. Die Algerier haben sehr früh attackiert und hatten sehr offensiv ausgerichtete Abwehrreihen. Das hat uns Probleme bereitet. Gegen Polen und Mazedonien werden wir auf defensivere Abwehrreihen treffen. Das liegt uns besser, und dann werden wir uns auch im Spiel nach vorne steigern können.

SPOX: Wie schon bei den Olympischen Spielen bleibt Ihrem Team auch jetzt wieder das Verletzungspech treu. Wie geht die Mannschaft mit dem Ausfall von Christian Sprenger um?

Klein: Natürlich hofft man immer, dass keine Verletzungen dazwischen kommen. Aber jetzt ist es so und da ist es ein Vorteil, dass wir uns mit solchen Situationen schon auskennen. Da ist einfach wieder die mannschaftliche Geschlossenheit gefragt, damit wir den Ausfall auch kompensieren können.

SPOX: Ihr nächster Gegner, Mazedonien, hat mit einem Sieg gegen Polen bereits für Furore gesorgt. Hätten Sie damit gerechnet?

Klein: Das war auf jeden Fall eine Überraschung. Andererseits wussten wir von vorne herein, dass die Gruppe sehr ausgeglichen ist.

SPOX: Für die deutsche Mannschaft läuft aber doch bislang alles nach Plan. Die Konkurrenten nehmen sich gegenseitig die Punkte weg und Sie sind mit fünf Punkten Tabellenführer. Ist das nicht schon die halbe Miete?

Klein: Auf keinen Fall. Mit der Rechnerei, wie viele Punkte reichen würden, fangen wir erst gar nicht an. Am besten wir gewinnen die letzten beiden Spiele, dann sind wir sicher durch.

SPOX: Beim WM-Titel 2007 war das Erfolgsgeheimnis der deutschen Mannschaft vor allem der Teamgeist. Wie ist es dieses Mal?

Klein: Ganz genauso. Wenn einer mal einen schlechten Tag hat, springt der andere für ihn ein. Und auch außerhalb des Spielfelds ist die Stimmung richtig gut.

SPOX: Also keine Unterschiede zur letzten WM?

Klein (lacht): Doch, sie ist nicht zu Hause. Nein, Spaß beiseite. Es gibt hier lange nicht so viele Fans wie vor zwei Jahren. Aber die wenigen, die in der Halle sind, hängen sich voll rein und sorgen ordentlich für Lärm. Wenn ich daran denke, freue ich mich schon wieder, in die Halle zu gehen.

SPOX: Haben Sie eigentlich ein bestimmtes Ritual seit dem Titelgewinn 2007 beibehalten?

Klein: Ich hänge eigentlich bei jedem Großereignis, bei dem ich seit 2006 dabei bin, eine Deutschland-Fahne im Zimmer von Pommes und mir auf. Die darf natürlich auch hier in Kroatien nicht fehlen.

SPOX: Und wie sieht es mit Ihren Teamkollegen aus?

Klein: Ich weiß es jetzt gar nicht. Ich glaube, eine Fahne gibt's nur bei Pommes und mir. Ich frag mal kurz nach...(zustimmendes Gemurmel im Hintergrund).

SPOX: Also, keine Macken?

Klein: Naja, wir Handballer ticken eh ein bisschen anders. Aber das macht doch letztendlich auch die Stimmung und den Spaßfaktor in der Mannschaft aus. Der Spaß muss immer dabei sein.

Der Spielplan der WM im Überblick