"Tackern ist nicht schlimm"

SID
Oliver Roggisch hat in seiner Karriere schon so einiges abbekommen
© Getty

In seiner aktuellen Kolumne für SPOX erklärt Nationalspieler Oliver Roggisch, wie lange er noch Handball spielen will. Außerdem verrät er, warum im Film vieles schlimmer aussieht, als es in der Realität ist.

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Liebe Handball-Freunde,

jetzt, da die nächste WM fast schon wieder vor der Tür steht, denken viele natürlich nochmal an unseren großen Erfolg vor zwei Jahren zurück.

Für alle, die den Kino-Film "Projekt Gold" gesehen haben, muss ich hier mal eins sagen: Tackern ist nicht schlimm.

Wirklich: Die Szene, in der ich getackert wurde, sieht im Film mit dem Blut noch dazu viel heftiger aus, als es eigentlich war.

Nur ein kurzer Schmerz

Eine Betäubungsspritze tut genauso weh, wie das Tackern, deshalb habe ich auch gleich gesagt: Jungs, das machen wir ohne Betäubung. Das ist dann mal ein kurzer Schmerz, aber danach ist es wieder okay. Außerdem ist man während eines Spiels so mit Adrenalin vollgepumpt, dass man sowieso nicht viel spürt. Es ist unangenehm, klar, aber es war im Endeffekt halb so wild.

Wenn man Kreisläufer ist und im Abwehrblock steht, kriegt man einfach des Öfteren mal etwas ab. Das ist ganz normal. Man hat immer Kontakt mit dem Gegner und das macht auch Spaß, wenn man eine Kampfsau ist.

Ich spiele ja seit längerem nur noch selten im Angriff. Das hat sich so entwickelt bei mir. Ich habe als Jugendlicher auf halblinks angefangen, weil ich in jungen Jahren schon ziemlich groß war, und ich habe es auch in die Süddeutsche Auswahl geschafft.

Der Weg zum Abwehrchef

Ich habe in Schutterwald trainiert und als der etatmäßige Kreisläufer ausgefallen ist, hat man einfach den Roggisch da hingestellt. Gleich im ersten Freundschaftsspiel habe ich sieben Tore geworfen und so bin ich am Kreis geblieben.

Als ich dann später von Göppingen nach Essen gewechselt bin, war es klar, dass ich hinter Dimitri Torgowanow im Angriff nicht viel spielen könnte. Ich fand die Aufgabe, mit einem Idol von mir in der Abwehr zusammen zu spielen, aber so reizvoll, dass ich es trotzdem gemacht habe.

Ich habe dann zwei Jahre fast gar nicht in der Offensive gespielt, für die Top-Teams hätte es nicht mehr gereicht. So ist es gekommen, dass ich zum Abwehrspezialisten geworden bin. Das ist meine Stärke. Und dadurch, dass ich im Angriff Pausen habe, kann ich immer 110 Prozent geben. Ich bin absolut happy damit, dass ich mich auf den Abwehrchef konzentriert habe.

Karriereende noch lange nicht in Sicht

Dass die harte Abwehrarbeit die eine oder andere Verletzung mit sich bringt, ist logisch. Ich habe nicht Buch geführt, aber da kommt schon was zusammen: Strecksehnenrisse am Finger, alle Bänder in beiden Sprunggelenken durch, die Nase viermal gebrochen. Und eine Nasen-OP ist wirklich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann, glaubt es mir.

Einzig mit meinen Knien habe ich eigentlich Glück gehabt bis jetzt. Ich hoffe, das bleibt auch so. Ich habe nämlich schon vor, noch lange zu spielen. Auf jeden Fall solange ich meinen eigenen Ansprüchen noch gerecht werde und ich meiner Mannschaft helfen kann.

Bis 36 denke ich, dass ich weitermache. Wenn es gesundheitlich gut läuft, dann auch gerne länger, so wie es Blacky Schwarzer vormacht.

Da muss man von Jahr zu Jahr schauen und in sich hineinhorchen. Wenn der Zeitpunkt kommt, dass man aufhören sollte, merkt man das sicher. Aber wie gesagt, noch ist das weit weg.

Bis zum nächsten Mal.

Euer Oliver Roggisch

Oliver Roggisch, 30, spielt seit 2007 bei den Rhein-Neckar Löwen. Der 1,99 m große Kreisläufer und Abwehrspezialist startete seine Karriere beim TuS Schutterwald, bevor es ihn zu Frisch Auf Göppingen zog. Weitere Stationen waren TuSEM Essen und der SC Magdeburg. Mit der Nationalmannschaft wurde er 2007 Weltmeister. Mehr Infos zum SPOX-Kolumnisten gibt's unter http://www.oliver-roggisch.de/.

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