Glandorf alleine reicht nicht

SID
Lars Kaufmann überzeugte gegen Island, konnte die Niederlage aber auch nicht verhindern
© Getty

Trotz großer Moral haben die deutschen Handballer im letzten Länderspiel des Jahres eine Niederlage kassiert und stehen sieben Wochen vor der WM in Kroatien noch vor einer Menge Arbeit. Gegen den Olympiazweiten Island brachte sich die zeitweise kopflos spielende junge Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand immer wieder selbst aus dem Konzept und musste sich in Koblenz mit 29:30 (18:17) geschlagen geben.

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26 Sekunden vor dem Ende erzielte Robert Gunnarsson den Siegtreffer für die Gäste, die sich bereits am Vortag in Oberhausen erst am Ende das 33:33-Unentschieden gesichert hatten.

Überragender Werfer des Wochenendes in der jungen deutschen Mannschaft war Weltmeister Holger Glandorf, der seinen neun Toren vom Samstag sieben am Sonntag folgen ließ

Viele neue Gesichter beim DHB-Team

Im zweiten Vergleich stand ihm Sven-Sören Christophersen mit sechs Toren schlagkräftig zur Seite. Zeitweise agierte die deutsche Mannschaft aber viel zu nervös und zerfahren und brachte sich mit zu vielen Fehlern selbst um den Lohn.

Wie schon in den beiden EM-Qualifikationsspielen gegen Bulgarien und Slowenien im Oktober mussten sich die 7.800 Zuschauer in Oberhausen und 4.000 in Koblenz an viele neue Gesichter in der deutschen Mannschaft gewöhnen.

Und auch für einige aus der neuen Generation war die Länderspiel-Atmosphäre sichtlich ungewohnt und sorgte für Unsicherheit. "Man hat gesehen, dass nicht immer sehr viel internationale Erfahrung auf dem Feld war", sagte Heiner Brand.

Hens, Kraus und Bitter fehlen

Dem nach einer Hüftoperation Anfang November selbst auf Krücken auf die Bank gehumpelten Erfolgscoach fehlten vor allem die Weltmeister Michael Kraus (Muskelbündelriss) und Pascal Hens, der nach langer Verletzung noch geschont wurde.

Torwart Johannes Bitter erhielt im ewigen Handball-Stress eine Pause. So war Glandorf gegen Island nicht nur Kapitän, sondern auch unbestrittener Führungsspieler.

"Er kommt immer stärker in die Verantwortung", sagte Brand, der "um den Stamm vom Wochenende sowie Hens, Kraus und Bitter" die Mannschaft für die WM formen will.

Roggisch im Mittelblock gesetzt

Zumindest in Sachen Einsatzwillen und Intensität konnte die neue Generation gegen Island überzeugen. Zu viele leichte Gegentore ließ aber die Deckung zu, wo sich abwechselnd die Kreisläufer Manuel Späth (Göppingen), Sebastian Preiß (Lemgo) oder Jens Tiedtke (Großwallstadt) neben Abwehrchef Oliver Roggisch im Mittelblock versuchen durften.

"In der ersten Phase war die Deckung eine Katastrophe", meinte Brand nach dem Samstag-Spiel, sah dann am Sonntag aber immerhin eine kleine Steigerung.

Kaufmann und Christophersen überzeugen

Auf Halblinks punkteten der Lemgoer Lars Kaufmann und auch Christophersen mit Torgefahr. Kaufmann produzierte am Samstag allerdings auch den entscheidenden Fehlpass, der 16 Sekunden vor dem Ende zum 33:33-Ausgleich für die Gäste führte.

Ohnehin war der Rückraum am Wochenende im deutschen Team dominierend, die Außen blieben auf beiden Seiten blass. Auf der Mittelposition wechselten sich in Abwesenheit von Michael Kraus der Mindener Michael Haaß und Lemgos Martin Strobel ab.

Brand: "Weltmeister sind wir nur noch auf dem Papier"

Beide streiten noch um den Platz hinter dem überragenden Glandorf. Im Tor spielten der Magdeburger Silvio Heinevetter und Carsten Lichtlein vom TBV Lemgo vor allem am Sonntag stark auf.

Vor dem ersten Anpfiff bei der WM in Kroatien bleiben der Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) nun nur noch die Tests am 3. und 4. Januar gegen Griechenland sowie ein Wochenende später ein Turnier in Spanien.

Als Favorit sieht Brand sein Team bei der Titelverteidigung ohnehin nicht: "Weltmeister sind wir nur noch auf dem Papier."

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