Ganz Kroatien vor der Brust

SID
Roggisch, Handball
© Imago

Liebe Handball-Fans,
wie man sich vorstellen kann, waren das sehr turbulente Tage seit meiner ersten Kolumne. Euch interessiert bestimmt, wie ich den Trainerwechsel von Juri Schewtsow zu Wolfgang Schwenke miterlebt habe.

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Zu allererst möchte ich klar sagen, dass es auf keinen Fall so war, dass die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr gestimmt hätte. Der Zusammenhalt war da und Juri hat einen super Job gemacht.

Das Problem war, dass die Situation im vergangenen Jahr schon nicht so war, wie man sich das vorgestellt hat, und der Trainer sehr in der Kritik stand. Da wir uns dann aber als Mannschaft so gut zusammengerauft und eine überragende Rückrunde gespielt haben, konnte man den Trainer nicht anfassen.

In dieser Saison sind unsere Ziele auch aufgrund unserer Verstärkungen noch höher. Das habe ich ja schon betont. Im Endeffekt sind die Spiele zuletzt einfach nicht so abgelaufen, wie es sich der Verein gewünscht hätte. Der Wechsel war dann die logische Konsequenz. Die Mannschaft hat gewusst, dass es ganz eng wird für Juri, wenn die Leistung zu Beginn der Saison nicht stimmt.

Klar verlieren wir Spieler die Partien. Wir haben uns nicht so präsentiert, wie wir es hätten tun sollen. Aber der Coach ist im Sport nun mal leider das schwächste Glied in der Kette.

Dank an Schewtsow

Ich möchte an dieser Stelle gerne die Gelegenheit nutzen, um mich noch bei Juri Schewtsow zu bedanken. Ich kenne ihn ja bereits seit meiner Zeit in Essen und schätze ihn sehr. Er ist taktisch ohne Zweifel ein Top-Coach.

Nachdem Christian Schwarzer kurz als Spielertrainer fungiert hat, ist nun also Wolfgang Schwenke unser neuer Mann auf der Bank. Es ist gut, dass diese Lösung gefunden wurde, denn für Blacky war das nicht zu machen. Spielen und gleichzeitig coachen - das geht nicht. Dafür ist der Handball viel zu schnell.

Schwenke hat schon jetzt frischen Wind rein gebracht. Er steht für die Kieler Schule. Er lässt im Training alles mit Ball machen. Wenn wir die Abwehr trainieren, üben wir gleichzeitig auch den Gegenstoß. Es geht immer auf beide Tore, so dass alle Leute eingebunden sind. Er ist auch ein ganz schön harter Hund. Einigen Spielern hier tut das gut, wir müssen lernen, uns durchzusetzen und in der Abwehr mal richtig zuzupacken. Er sagt auch immer, was er denkt und damit kann ich gut umgehen.

Zug nach vorne noch nicht abgefahren

Auch wenn wir in Nordhorn verloren haben, erstens verlieren da auch andere und zweitens ist unser Auftreten schon viel besser geworden. Ich wäre natürlich auch lieber Tabellenführer, aber es bringt nichts zurückzuschauen. Ich bin ein positiver Typ und ich bin ganz sicher, dass wir noch kommen werden. Wir benötigen ein paar Erfolgserlebnisse, das ist alles. Dass wir die Qualität haben, weiß ja jeder.

Ich glaube auch nicht, dass der Zug ganz nach vorne trotz sechs Minuspunkten schon abgefahren ist. Wenn wir als Team besser funktionieren, sind wir in der Lage, eine Wahnsinns-Serie hinzulegen und dann sieht es bald ganz anders aus.

Noch ein Wort zu unserem Champions-League-Auftakt am Wochenende. Wir treffen auf die kroatische Nationalmannschaft. Im Ernst: Zagreb kann man wirklich so bezeichnen. Die spielen taktisch wie die Kroaten. Mit einer offensiven 3-2-1-Deckung. Zagreb hat nur Weltklassespieler im Kader, aber das haben wir auch. Vielleicht liegt uns die Außenseiter-Rolle in der jetzigen Situation. An einem guten Tag können wir jeden schlagen, also auch Zagreb. Mal schauen, wie es ausgeht.

Bis zum nächsten Mal.

Euer Oliver Roggisch

Oliver Roggisch, 30, spielt seit 2007 bei den Rhein-Neckar Löwen. Der 1,99 m große Kreisläufer und Abwehrspezialist startete seine Karriere beim TuS Schutterwald, bevor es ihn zu Frisch Auf Göppingen zog. Weitere Stationen waren TuSEM Essen und der SC Magdeburg. Mit der Nationalmannschaft wurde er 2007 Weltmeister. Mehr Infos zum SPOX-Kolumnisten gibt's unter http://www.oliver-roggisch.de/.

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