Brand befürwortet neuen EM-Quali-Modus

SID
Heiner, Brand, Handball
© Getty

Trier - Macht, Geld und Einfluss der Vereine - auch im Welthandball hat längst die Kommerzialisierung die Oberhand gewonnen. Und so sieht Bundestrainer Heiner Brand die "Competitions conference" (Wettkampf-Konferenz) in Wien äußerst skeptisch.

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"Ich habe große Befürchtungen, dass der Einfluss der Klubs zu groß wird", sagte Brand bei einer Vortragsveranstaltung in Trier. Bei der Konferenz, die auf Einladung des Europäischen Handball-Verbands EHF stattfindet, geht es deshalb nicht nur um den künftigen Wettkampfkalender im Welthandball.

Im Vorfeld hatten sich die EHF und die Interessenvertretung der europäischen Topvereine, Group Club Handball (GCH), bereits auf einige Punkte geeinigt. Dadurch war die ursprünglich von der GCH geforderte privat organisierte Champions League ad acta gelegt worden.

"Nationalteams nicht vergessen"

Gleichzeitig wurde den Vereinen nicht nur eine finanzielle Beteiligung an den Überschüssen von Europameisterschaften und eine "Abstellprämie" zugesichert, sondern auch deren Beteiligung in neu geschaffenen Kommissionen, die künftig die Marschrichtung der EHF beschließen.

Ziel ist zudem die Reduzierung von Großereignissen wie Welt- und Europameisterschaften in einem olympischen Zyklus von fünf auf vier Jahre,­ was laut Brand die Bedeutung der Nationalmannschaften reduzieren würde.

"Es ist richtig, dass die Vereine, die ihre Spieler bezahlen, auch finanziell beteiligt werden", sagte der Bundestrainer, "aber die Klubs denken zu egoistisch und gefährden dadurch die Zukunft der Sportart. Sie sollten nicht vergessen, das vor allem die Nationalmannschaften für die Popularität des Handballs verantwortlich sind."

Neuer Quali-Modus

Am Vorabend der "Competitions conference" gibt es in Wien eine weitere Neuerung mit der Auslosung der EM-Qualifikationsgruppen für die Europameisterschaft 2010 in Österreich. Analog zum Fußball werden 14 der 16 EM-Teilnehmer (direkt qualifiziert sind nur der Gastgeber und Europameister Dänemark) in Gruppenspielen ermittelt.

Bisher waren die ersten sechs Mannschaften jeder EM direkt für das kommende Championat qualifiziert, die übrigen Teilnehmer wurden in K.o.- Spielen ermittelt. Deutschland ist als EM-Vierter als Gruppenkopf gesetzt.

Diesen neuen Qualifikationsmodus befürwortet Brand: "Dadurch haben wir mehr Spiele der Nationalmannschaft, die Länderspiele werden übers Jahr verteilt und sind nicht nur im Januar, wenn Großereignisse anstehen." Dass durch die zusätzlichen Länderspiele der ohnehin schon prall gefüllte Terminkalender weiter überfrachtet wird, sieht der Bundestrainer nicht: "Dadurch gibt es eben weniger Testspiele."

"Müssen am Limit spielen"

Durch die zusätzliche Qualifikation fallen zum Beispiel der Super-Cup (alle zwei Jahre in Deutschland) und der World Cup (alle zwei Jahre in Schweden) weg.

"Stattdessen haben wir Länderspiele, in denen es um etwas geht, das ist also zu verschmerzen", sagt Brand, der bereits seinen Blick auf die Olympischen Spiele in Peking richtet.

Er wird seine Mannschaft zwei Monate lang intensiv vorbereiten und glaubt, dass einige Teams wie Kroatien, Frankreich oder Spanien individuell besser sind. "Aber mit Leidenschaft können wir auch in Peking einiges erreichen. Aber wir müssen am Limit spielen", fordert er von den Spielern. "Bis dahin ist es noch lange, für die Spieler beginnt nun erst einmal die heiße Saisonphase in der Meisterschaft und im Europapokal. Erst danach wissen wir, wer fit ist und wer nicht."

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