Einmal durchatmen

SID
Deutschland, Island
© Getty

Trondheim - Die deutschen Handballer haben ihren Charaktertest mit Bravour bestanden und bei der EM weiter gute Chancen auf das Halbfinale.

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Zwei Tage nach dem 22:30-Debakel gegen Spanien besiegte der Weltmeister in Trondheim zum Auftakt der Hauptrunde Island mit 35:27 (17:12). Dank der zurückgewonnenen Durchschlagskraft im Angriff feierte der Olympia-Zweite seinen dritten Turniersieg und hat vor dem brisanten Duell mit Titelverteidiger Frankreich am Mittwoch 4:2 Punkte.

Vor 1.380 Zuschauern war Holger Glandorf mit neun Treffern der überragende Werfer der deutschen Mannschaft, die sich mit zwei Gesichtern präsentierte. "Wir haben uns das Leben nach der Pause selbst schwer gemacht", kritisierte Bundestrainer Heiner Brand. Auch Geburtstagskind Markus Baur fand trotz des deutlichen Erfolges noch Ansätze zur Verbesserung. "Wir haben im Angriff vor der Pause völlig den Faden verloren, am Ende die Sache aber doch noch sicher nach Hause gebracht", meinte der Spielmacher.

Starker Rückraum

Mit einer intensiven Fehleraufarbeitung aus der Pleite gegen Spanien hatten sich die deutschen Spieler auf die Partie gegen Island vorbereitet. "Ein Video kann Wunder bewirken", meinte Brand und verlangte von seinen Spielern mehr Teamgeist. "Wir müssen zeigen, dass wir eine Mannschaft sind - nicht nur wenn man siegt, sondern auch wenn man verliert", forderte er.

Nicht wild, aber entschlossen trat die Auswahl des DHB in ihrem ersten Hauptrundenspiel auf. Vor allem, weil der zuletzt arg gescholtene Rückraum endlich die nötige Torgefahr ausstrahlte, dominierte der Weltmeister die Partie. "Endlich ist bei uns der Knoten geplatzt. Nun hoffen wir natürlich, dass es so weitergeht", sagte Rückraumspieler Pascal Hens. Mit einer bislang nicht gezeigten Souveränität beim Abschluss warfen die Deutschen einen 6:0-Vorsprung (9.) heraus.

Zehn Minuten ohne Treffer

Allerdings leisteten die überraschend harmlosen Isländer anfangs auch keine nennenswerte Gegenwehr und blieben zehn Minuten ohne Treffer. Lediglich der frühere Magdeburger Olafur Stefansson und Gudjon Valur Sigurdsson trafen für die Nordeuropäer, die vom Gummersbacher Bundesliga-Trainer Alfred Gislason betreut werden. Das aber reichte bei weitem nicht, um den Deutschen ein ebenbürtiger Widersacher zu sein. Die konzentriert zu Werke gehenden Weltmeister setzten sich nahezu problemlos auf 14:5 (23.) ab.

Doch im Gefühl der sicheren Führung gingen der DHB-Auswahl Konzentration und Aufmerksamkeit und damit auch wieder einmal die spielerische Linie verloren. Durch vier Gegentreffer hintereinander schmolz die komfortable 17:8-Führung bis zur Pause auf 17:12.

Brand angefressen

Doch damit war das Tief der deutschen Mannschaft noch nicht beendet. Auch nach Wiederanpfiff agierte der Weltmeister plan- und ideenlos. "Wir haben das schlechte Gefühl mit aus der Pause gebracht", bemängelte Brand. Jegliche Sicherheit war dahin, nachdem die Isländer wie die Spanier zwei Tage zuvor auf eine 5:1-Abwehr umgestellt hatten.

Vor allem mit Blick auf das schwere und vorentscheidende Spiel in der Hauptrunde gegen Frankreich war Brand über den Durchhänger seiner Mannschaft erzürnt. "Ich habe schon ein bisschen an das Spiel gegen Frankreich gedacht. Es wäre schön gewesen, wenn wir die wichtigen Spieler in der zweiten Hälfte hätten schonen können. Aber das ging leider nicht, weil wir stellenweise zu unaufmerksam waren. Deswegen bin ich angefressen."

Beim 22:20 (41.) war der Vorsprung nahezu aufgebraucht. Nicht zuletzt, weil Glandorf schon zeitig mit zwei Zeitstrafen belastet war und wegen der drohenden Disqualifikation nach drei Zwei-Minuten-Strafen vorübergehend vom Feld genommen wurde, fehlte die Dynamik im Angriffsspiel. Das änderte sich durch Glandorfs Rückkehr. Mit seinem Treffer zum 24:21 (44.) gab er der DHB-Auswahl die Initialzündung, um sich auf 30:23 (51.) abzusetzen.

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