Wenn die Gummi-Ente kommentiert

BBC-Kommentator Andrew Cotter ließ sich am Samstag zwischenzeitlich vertreten
© Twitter/MrAndrewCotter
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5. On the tee from USA... : Im Boxen gibt es Michael Buffer. Im Darts gibt es Russ Bray. Im Golf gibt es Ivor Robson. Der legendäre Starter auf der European Tour beendet in diesem Jahr seine Karriere. Nach 41 Jahren.

Als Robson in der Finalrunde als letzten Spieler Paul Dunne ankündigte, war das Nummer 18.995 bei der Open Championship. Irre. Dank des später folgenden Stechens feierte Robson sogar noch ein kurzes Comeback, dann war aber Schluss. In den Köpfen aller Golfer und Golf-Fans wird er aber weiter die Spieler ankündigen. I will let you go now. Mach's gut, Ivor!

4. Oh Mann, Dunne! Stell Dir vor, Du hast die ersten Tage verpennt, schaust Sonntagnachmittag aufs Leaderboard und wen siehst Du da ganz oben? PAUL DUNNE! So was gibt's nur im Golf! Die erste Frage ergibt sich von selbst: Wer ist der Freak? Was will der da oben auf dem Leaderboard? Und wann geht der da wieder weg?

Kurz zur ersten Frage: Dunne ist ein 22-jähriger irischer Amateur, der genau wie Graeme McDowell an der University of Alabama at Birmingham studierte und 2015 ins Profilager wechseln will. Seine Open-Teilnahme verdiente er sich durch einen Sieg beim Quali-Turnier in Woburn. Er ist die Nummer 80 der Weltrangliste. Der AMATEUR-Weltrangliste!

Dunne spielte mit seiner 66 an Tag drei die niedrigste Runde, die ein Amateur je bei einer Open in St. Andrews zustande brachte. Der erste Amateur-Champ seit Bobby Jones 1930 war im Bereich des Möglichen. Dass Dunne am letzten Tag unter all dem Druck einbrach, schmälerte seine traumhafte Woche überhaupt nicht. Es war insgesamt ein beeindruckender Auftritt der Amateure. Jordan Niebrugge holte sich als geteilter Sechster die Silver Medal und auch Olli Schniederjans und Ashley Chesters spielten brillant (T12.).

Gerade auf Schniederjans, der wie Spieth, Justin Thomas oder Daniel Berger zur unglaublichen 2011er High-School-Abschlussklasse gehört, darf man echt gespannt sein. Man kann seine Amateur-Karriere wirklich schlechter beenden als mit einer 67 auf dem Old Course...

3. Laaaaangweilig! Samstag, der 18. Juli 2015 war definitiv der langweiligste Tag in der Geschichte der Welt. Da hast Du dich vorbereitet auf zwölf Stunden Live-Golf im TV und was siehst Du? Die Wiederholung vom Vortag. Danach die Wiederholung vom Vortag. Und danach die Wiederholung vom Vortag. Deprimierend. Genauso deprimierend wie die stündlichen Updates aus St. Andrews. Immer wieder gibt es Annoucements, dass es bald wieder neue Announcements gibt.

Vor 13 Uhr wird nicht gespielt. Vor 14 Uhr wird nicht gespielt. Vor 15 Uhr... Die Kollegen der BBC setzen sogar kurzerhand ihre Gummi-Ente ans Mikro. Okay, in der Zwischenzeit hätte man jetzt die Möglichkeit gehabt, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Man hätte rausgehen können, sich in die Sonne legen, mit Freunden treffen. Aber jetzt mal ganz im Ernst: Ich will mich an einem Open-Samstag doch nicht mit Freunden treffen, das kann ja nicht Sinn der Sache sein. Ich will Golf sehen!

Aber man kann eben nichts machen, wenn Mutter Natur nichts drauf hat. Die Idee mit brutalem Wind war ja an sich nicht schlecht und genau richtig für eine Open Championship, aber über 70 km/h halt ein bisschen viel. Das heißt aber nicht, dass man dann am nächsten Tag den Wind gleich komplett weglassen muss. Montag war es dann ja ganz okay.

Na ja, so hatten wir eben das erste Montagsfinish seit 1988. Der Twitter-Account der Open setzte wenigstens gleich eine Krankschreibung, unterzeichnet von Dr. T. Morris, legendär. Also wenn eine Krankschreibung jemals berechtigt war, dann ja wohl hier.

2. Spieth verputtet sich: Also dafür, dass sich der beste Putter auf dem Planeten in St. Andrews um Kopf und Kragen puttete, war er ganz schön dicht dran am dritten Part des Spieth-Slams. In Runde zwei brauchte Spieth 37 Putts (5 Dreiputts), in Runde vier leistete er sich an der 8 einen Vierputt. Und er hätte es eben dennoch fast gewonnen... Wie bei Arnie (1960) und Jack (1972) fehlte nur ein Schlag zum dritten Major in Folge.

Dabei war nach der gelochten Bombe an der 16 alles angerichtet. Par kratzen an der 17, Birdie 18 und der Champion hätte schon wieder den Namen Spieth getragen. Es kam anders, sein Birdie-Putt aus dem Valley of Sin war einen Tick zu weit links, aber das ändert nichts daran, dass dieser Jordan Spieth auch in dieser Woche wieder unfassbar war.

Dass er einer der ersten Gratulanten für Zach Johnson war, wundert niemanden. Wir wissen inzwischen alle, was Spieth für ein feiner Kerl ist. Für ihn war es am Ende bitter, noch bitterer war es aber für andere Herren. Louis Oosthuizen ist jetzt der erste Spieler seit einem gewissen Craig Wood in den 1930ern, der sowohl bei der Open als auch beim Masters Playoffs verloren hat. Sergio Garcia schnupperte mal wieder und schmiss es mal wieder weg. Leider kennen wir den Film.

Und zu Jason Day fällt einem bald auch nichts mehr ein. Day ist in jedem verdammten Major nahe dran, aber es reicht einfach nicht. Diesmal blieb Day die letzten 41 Löcher ohne Bogey, aber es nutzte alles nichts, weil er seinen Birdie-Putt zum Playoff auf der Linie zu kurz ließ. Mensch Junge, lass doch den Putt nicht zu kurz. Days Gesicht sagte mehr als alle Worte, es ist ein Jammer.

1. Champion Golfer of the Year - Zach Johnson! Er ist der Masters-Champion von 2007, er kam als Nummer 25 der Welt nach St. Andrews (jetzt ist er die 12) und spielt eine sehr solide Saison (schon 7 Top-10s vor der Open) - Zach Johnsons Open-Triumph ist alles andere als eine Überraschung. Johnson gehört zu der Kategorie an Spielern, die jederzeit jedes Turnier der Welt gewinnen können.

Aber wenn ein Johnson in nächster Zeit ein Major gewinnen würde, dann hätten einfach alle auf Dustin Johnson gesetzt, nicht auf Zach. Es war schon ein kurioser Verlauf. Denn als in Runde drei DJ wegzubrechen begann, war es ausgerechnet Zach Johnson, dem es eine ganze Weile ähnlich ging. Es gab eine Phase, da waren nur zwei Spieler auf dem Leaderboard ohne Birdie: Johnson und Johnson.

Zach berappelte sich dann noch, sodass er mit einer Siegchance in den Finaltag startete, aber er war nicht der, den man ganz oben auf dem Zettel hatte. Wen interessiert es: Wer sich zu Beginn der Woche auch von Pech beim Draw nicht entmutigen lässt, wer am 72. Loch so einen genialen Birdie-Putt locht, wer sich in einem 4-Loch-Stechen durchsetzt und Nerven aus Stahl beweist, wer in der Power-Ära mal eben zeigt, dass man nach wie vor auch mit einem überragenden Wedge-Spiel und einem heißen Putter fehlende Länge kompensieren kann, wer jetzt in St. Andrews und Augusta gewonnen hat (so wie Tiger, Jack, Sir Nick, Seve und Sam Snead), der hat es am Ende natürlich verdient. Zumal auch Johnson, der ganz normale Typ aus Iowa, zu den "good guys" gehört, das durften wir ja schon mal in einem SPOX-Interview erfahren.

Bestimmt 20-25 Leute hätten den Claret Jug gewinnen können. Es war auch ohne den verletzten Rory McIlroy wieder eine magische Woche im Home of Golf. Nächstes Jahr? Royal Troon! Die letzten drei Sieger waren dort übrigens auch US-Boys: Todd Hamilton, Justin Leonard und Mark Calcavecchia.

10-6: Aufgepasst im Hotel und DJs Horror-Wochenende

5-1: Der langweiligste Tag ever und Spieths Putterei

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