Wunderkind und Co.

Von Marco Kieferl
Dominic Foos ist Deutschlands größtes Golftalent
© getty


In Golf-Deutschland konzentriert sich alles auf Martin Kaymer und Marcel Siem. Dabei gibt es nach Jahren gähnender Leere wieder eine ganze Flut an jungen Talenten. Maximilian Kieffer, Moritz Lampert, Bernd Ritthammer und Dominic Foos schicken sich an, die neuen deutschen Gesichter auf der Tour zu werden.

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Maximilian Kieffer: Spider-Man reloaded (OWGR: 285)

Als Rookie auf der European Tour hat man für gewöhnlich nur ein Ziel: Überleben, oder anders gesagt, die Tourkarte für die nächste Saison zu erspielen. Durch zahlreiche geschaffte Cuts, einen geteilten vierten Rang und ein verlorenes, fast schon episches Neun-Loch-Stechen bei der Open de Espana gegen Raphael Jacquelin, erfüllte sich Max Kieffer den Traum eines jeden Tour-Neulings bereits im April.

"Ich habe schon gedacht, dass ich die meisten Cuts machen würde. Dass ich bei meinem ersten Turnier gleich Vierter würde, dagegen weniger", lautete das selbstbewusste Zwischenfazit des Deutschen.

So furios wie zu Beginn ging es im weiteren Saisonverlauf zwar nicht mehr zu, dennoch zeigte sich Kieffer sehr stabil und verpasste kaum einen Cut. Ausgerechnet nach dem Heimspiel in Eichenried fiel er jedoch in ein kleines Loch und verletzte sich zu allem Überfluss noch Mitte Juli.

Bester deutscher Rookie aller Zeiten

Nach seinem Comeback zeigt sich "Kiwi" aber wieder für Top-15 Platzierungen gut. Als 77. im "Race to Dubai" scheint eine komplette Teilnahme an den Final Series, den abschließenden Finalturnieren der European Tour trotzdem unwahrscheinlich.

Immerhin: Das erste Turnier der Serie durfte er dank einer Einladung seines Sponsors BMW dennoch bestreiten. Dabei erzielte Kieffer sogar einen ordentlichen geteilten 30. Platz in einem sehr stark besetzten Feld. Auch beim vorletzten Event der Final Series in der Türkei wird er dabei sein. Dort rutscht er dank einiger Absagen ins Turnier und kann sich ein weiteres Mal in der Weltspitze beweisen.

Unabhängig davon hat er den Titel als bester deutscher Rookie in jedem Fall sicher. Mit ein bisschen Glück winkt auch noch die Auszeichnung zum "Rookie of the Year".

Auffällig wurde der 23-jährige Rheinländer auch durch seine ganz spezielle Art, das Grün zu lesen. Hierbei begibt er sich in eine Art verschränkte Liegestützposition und versucht so, die Puttlinie besser zu erkennen. Schnell werden Erinnerungen an "Spider-Man" Camillo Villegas wach. Bei Letzterem zeigt die Formkurve aber, im Gegensatz zum Deutschen, beständig nach unten.

Top-10-Ergebnisse und die Spielberechtigung für die kommende Saison in der Tasche: Von Kieffer konnte man wirklich nicht mehr erwarten. Lediglich die Krönung durch einen Turniersieg blieb "Kiwi" nach dem Rekordstechen in Spanien verwehrt.

Deutschlands dritte Kraft

Es scheint momentan nur eine Frage der Zeit, bis sich der erst 23 Jahre alte Deutsche dauerhaft in die Top-50 der European Tour spielt. Das Potential dafür ist allemal vorhanden.

Arbeitet er weiterhin an seinen Schwächen, wie zum Beispiel dem Spiel mit den Wedges, wird Kieffer sich als dritte Kraft im deutschen Golf etablieren. Vielleicht reicht es dann auch schon bald zu seiner ersten Major-Teilnahme.

Moritz Lampert: Der Enttäuschte (OWGR 990)

Dass eine Debüt-Saison auf der European Tour auch ganz anders verlaufen kann, zeigt das Beispiel von Kieffers "Buddy" Moritz Lampert. Während sein Freund Topergebnisse in Serie einfährt, scheitert Lampert, selbst hochgelobter Amateurspieler, Woche für Woche am Cut.

Dabei fing seine Saison mit einem T32 Rang Ende Dezember- bei der zugegebenermaßen schwach besetzten "Nelson Mandela Championship"- ordentlich an. Was jedoch folgte, war eine einzige Enttäuschung: Von den folgenden 21 Anläufen verpasste Lampert ganze 18 Mal den Cut!

"Ich habe nicht das Gefühl, dass ich so schlecht gespielt hätte, wie die Ergebnisse waren. Es kam auch einiges zusammen: Mal 'ne doofe Startzeit mit schlechteren Bedingungen oder ein bisschen Pech bei verschiedenen Teilen im Spiel. Die Plätze sind so gnadenlos, da fängt man sich schnell Bogeys und Doppel-Bogeys", bewertete "Mo" Lampert seine zwischenzeitliche Situation.

Zocken mit Kieffer

Leider beschränkten sich Lamperts restliche Erfolge fast ausschließlich auf das Zocken bei den Übungsrunden mit Kumpel Kieffer. Einsatz? Bis zu 150 Liegestütze!

Das kühne Saisonziel, noch die Top-110 der European Tour zu knacken und somit die Spielberechtigung für 2013 zu behalten, hat Lampert verfehlt. Hierfür waren die Ergebnisse ganz einfach zu schlecht. Vielleicht kam Lamperts überraschender Erfolg im letzten Jahr bei der sogenannten "Qualifying School", als er sich als einziger Amateur für die European Tour qualifizierte, auch zu früh.

Doch Lampert ist noch extrem jung und hat genügend Zeit über die "Challenge Tour" wieder in die 1. Liga des Golfsports zurückzukehren. Dafür sollte er aber sein kurzes Spiel verbessern, um auf den anspruchsvollen Tour-Grüns aus gutem Golf auch wieder gute Ergebnisse herauszuschlagen.

Seite 2 - Der Bootschütze und das Wunderkind

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