"Ole, ole, ole, ole"

Von Florian Regelmann
Martin Kaymer musste sich nach dem Triumph erst mal etwas sammeln
© Getty

Das Par-10 muss nach dem historischen Ryder-Cup-Comeback von Europa im Medinah Country Club und der Heldentat von Martin Kaymer seine Emotionen ordnen. Mit dabei: Ein kranker Drehbuchschreiber, ein Ex-DJ und der Ryder-Cup-Gott, der dringend eine Statue benötigt. Aber über allem steht Seve...
 

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10. Kaymer? Kaymer?? Kaymer!!! Wer ist bloß dieser Typ, der die Drehbücher im Golf schreibt. Wie krank muss der sein. Da lässt der Europa das größte Comeback aller Zeiten hinlegen und er macht ausgerechnet Martin Kaymer zur Hauptfigur, die den entscheidenden Punkt holt.

Dieser Martin Kaymer, der aktuell als schlechtester aller 24 Spieler nach Medinah kam, am ersten Nachmittag auch genau so spielte (0 Birdies!) und an Tag 2 vom Captain komplett ignoriert wurde. So nach dem Motto: Wir liegen eh schon hinten, den Kaymer kannst du jetzt auf keinen Fall mehr bringen. Schlimm genug, dass er das Einzel noch spielen muss. Hätten wir doch nur jemand anderen.

Kaymer wirkte so gänzlich uninspiriert. Doch irgendwie machte es dann klick. Ein Gespräch mit Bernhard Langer, das Miterleben von Ian Poulters Performance - Kaymer war plötzlich pumped up und konnte die Leidenschaft fühlen. Er wusste, dass sein Match gegen Steve Stricker potenziell alles entscheiden könnte. Und jetzt genoss er es.

Das Beste an der Geschichte: Dieser gelochte Putt wird Kaymers Karriere zum Positiven verändern. Er hat sich selbst und allen anderen gezeigt, dass er es reißen kann. Es gibt nichts, woraus man mehr Selbstvertrauen ziehen könnte. Wenn du so einen Putt lochen kannst, kannst du mehr oder weniger alles schaffen. Das Par-10 ist schon wieder kurz davor, gewisse Triumphe von Kaymer für 2013 zu prognostizieren, hält sich aber gerade noch zurück...

9. Die Rache für Bernhard! Vor den Singles wurde in der SPOX-Redaktion noch geflachst. Europa dreht das Ding und Kaymer wird zum Matchwinner. Ähm, genau. Kann doch niemand ahnen, dass das wirklich wahr wird.

Ein besonders schöner Nebeneffekt an der Sache: 1991 erlebte Bernhard Langer in Kiawah Island seinen persönlichen Ryder-Cup-Albtraum, als er einen Putt vorbei schob und es damit für Europa verbockte. Der Putt war genauso lang wie der von Kaymer.

In der Putt-Vorbereitung erinnerte sich Kaymer an Langer. "Ich habe mir gesagt, 'das passiert jetzt nicht wieder, das passiert jetzt nicht wieder'. Ich habe nicht darüber nachgedacht, ihn nicht reinzumachen. Es gab nur eine Stimme in meinem Kopf: Du musst ihn lochen." Er hat ihn gelocht und wir werden es uns noch drei Milliarden Mal anschauen. Min-des-tens. Herrlich.

8. Siem for Ryder Cup! Bei allem Jubel mit Kaymer sei an dieser Stelle auch der zweite deutsche Top-Golfer erwähnt: Marcel Siem. Wer die drei Tage von Medinah verfolgt hat, der hat auch wieder gesehen, dass Siem in der Zukunft unbedingt in den Ryder Cup muss.

Europa braucht mehr emotionale Spieler, Europa braucht mehr Birdie-Maschinen, Europa braucht in der Zukunft einen Marcel Siem. Jede Wette, dass Siem 2014 im europäischen Team steht. Und jede Wette, dass er dann als Rookie brutal aufzocken wird.

Kaymer/Siem! Ein rein deutsches Duo beim Ryder Cup - das wäre doch was, oder? Man darf ja träumen...

7. Der beste Ex-DJ aller Zeiten! Es ist an der Zeit, die Spieler zu erwähnen, ohne die das Wunder von Medinah überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Wie Nicolas Colsaerts. Der Belgier war vor drei Jahren nicht mal mehr unter den Top 1000 der Welt. Er war ein Typ, der sein Talent verschleuderte. Er war ein Clown, wie er selbst zugibt. Ein Party Animal. Aber diese Zeiten sind längst vorbei.

Der Ex-DJ bekam dank seiner überragenden Saison völlig zu Recht eine Wildcard und machte als Rookie eine fantastische Figur. Dass Colsaerts, im Übrigen der beste Kumpel von Siem, ein wirklich unfassbarer Longhitter ist, wussten wir. Aber dass er so Eier hat, konnte nur erahnt werden.

An Tag 1 war Team USA drauf und dran, die Europäer in den Fourballs 4:0 zu sweepen. 7 der 8 europäischen Spieler waren nicht zu gebrauchen. Es war ganz allein Colsaerts, der einen Sensations-Putt nach dem anderen lochte und mit 8 Birdies und 1 Eagle einen jämmerlichen Lee Westwood auf seinen Schultern zum Sieg trug. Auch wenn er seine restlichen drei Matches teils extrem unglücklich verlor, steht fest: Nic Colsaerts rockt. Er ist ab jetzt unser Lieblingsbelgier.

6. Ian Poulter - M-V-P! Nennt mir bitte einen geileren Sportler als Ian Poulter?! Die nackten Zahlen: 4-0 diese Woche, jetzt 12-3 ingesamt in seiner Ryder-Cup-Karriere. Poulter ist ein Gott im Ryder Cup. Ganz einfach.

Der Engländer hat in den drei Tagen gar nicht immer sonderlich gutes Golf gespielt, aber er ist eben immer da, wenn es drauf ankommt und locht die großen Putts. Seine 5 Birdies in Folge von der 14 bis zur 18 am Samstagnachmittag waren legendär. Wenn Poults seine Putts locht und es danach in seinem typischen Stil aus ihm heraus bricht, bekommst du am ganzen Körper Gänsehaut. Der Junge braucht echt dringend eine Statue.

Und es ist immer noch unfassbar, dass ihn Captain Olazabal am Freitag in den Fourballs draußen gelassen hat. Der nächste Captain, der Poulter raus nimmt, wird bitte auf der Stelle noch während des Ryder Cups gefeuert!

5-1: Gleneagles, wir kommen!

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