"Kaymer hat Hausaufgaben zu machen"

Von Interview: Florian Regelmann
The Open Championship findet in dieser Woche in Royal Lytham & St. Annes statt
© Getty

Ab Donnerstag findet in Royal Lytham & St. Annes The Open Championship statt. SPOX sprach vor Turnierstart mit Eddie Birchenough, dem Club Professional des legendären Golf Clubs, über die besonderen Merkmale des Platzes, seine Favoriten und seine Tipps für die Stars.

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SPOX: Herr Birchenough, wenn Sie Royal Lytham & St. Annes jemandem beschreiben müssten, der noch die dagewesen ist, was würden Sie ihm sagen?

Eddie Birchenough: In einfachen Worten würde ich sagen: Es ist ein sehr langer, sehr herausfordernder Links Course.

SPOX: Aber es ist ein Links-Kurs, der gar nicht so wirklich am Wasser liegt.

Birchenough: Das stimmt auf der einen Seite. Aber auf der anderen Seite trennt uns auch nur eine halbe Meile. Der einzige Unterschied ist eigentlich, dass wir Häuser zwischen dem Platz und der See haben, die anderen Links-Plätze haben ihre Dünen.

SPOX: Eine der großen Charakteristiken des Platzes sind die Bunker. Wie kann man die vermeiden?

Birchenough: (lacht) Das dürfte schwierig werden. Wir haben insgesamt 206 Bunker. Im Schnitt haben wir etwa pro Loch 11 Bunker, das ist unser Schutz gegen allzu tiefe Scores. Dazu verläuft an der rechten Seite entlang eine Eisenbahnlinie - die dient aber nur als Grenze. Während der Open Championship werden da keine Züge fahren. (lacht)

SPOX: Im Vergleich zu 1996 und 2001, als die Open Championship zum letzten Mal in Royal Lytham & St. Annes stattfand, wurden einige Veränderungen vorgenommen. Welche?

Birchenough: Zum einen wurden zwischen dem zweiten, dritten und vierten Fairway ziemlich hohe Dünen gebaut. Zum anderen ist Loch 7 länger gemacht worden. Um 40 Yards. Auch das 7. Grün wurde merklich erhöht. Die 7 spielt sich viel länger, nicht nur in Yards, sondern auch aufgrund des Höhenunterschieds. Der Platz ist insgesamt länger geworden. Es ist ein Par-70-Kurs mit 7086 Yards.

SPOX: Sie haben den Platz unzählige Male selbst gespielt. Welchen Tipp würden Sie den Stars geben?

Birchenough: Meine persönlichen Erfahrungen sagen mir, dass es sich in erster Linie darum dreht, den Ball auf dem Fairway zu halten. Das ist so entscheidend. Und dann sollte man mit seinem zweiten Schlag eher konservativ sein und den vorderen Teil des Grüns anpeilen. Wenn der Ball dann hoch läuft in Richtung Fahne, toll, wenn nicht, hat man einen vergleichsweise leichten Chip vor sich. Aber wenn man zu lang ist, kriegt man große Probleme.

SPOX: Der britische Sommer war extrem nass. Tiger Woods hat das Rough als das toughste bezeichnet, das er jemals gesehen hat. Welcher Test wartet auf die Spieler?

Birchenough: Das Rough ist extrem lang, tief, dick und saftig. Darin kannst du nicht nur deinen Ball verlieren, sondern auch deine Füße. Es ist brutal. Auch deshalb wird es darauf ankommen, seinen Ballflug zu kontrollieren. Es wird wahrscheinlich ziemlich windig sein, also wird der Ball ohnehin schon mal nicht geradeaus fliegen. Man muss auf den Fairways bleiben - und die sind leider ziemlich schmal. Das wird eine echte Herausforderung.

SPOX: Welche Art Spieler hat Ihrer Meinung nach die besten Chancen?

Birchenough: Ich denke, dass es schon so ist, dass die Iren oder Schotten im Vorteil sind. Spieler, die es gewöhnt sind, den Ball auch am Boden entlang zu spielen und mit den Bounces zu arbeiten. Im Gegensatz zum Ziel-Golf, das wir in den USA immer sehen.

SPOX: Ein Tipp?

Birchenough: Graeme McDowell. Rory McIlroy. Padraig Harrington. Paul Lawrie. Aus dieser Gruppe könnte der Sieger kommen.

SPOX: Interessanterweise haben aber 1996 (Tom Lehman) und 2001 (David Duval) zwei US-Boys hier den Claret Jug gewonnen. Und beide Male lag der Siegesscore am Ende im zweistelligen Bereich unter Par. Werden wir das wieder erleben?

Birchenough: Das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn die Vorhersagen stimmen und der Wind ein großer Faktor sein wird, dann erwarte ich, dass wir einen Sieger bekommen, der am Ende bei vier, fünf, höchstens sechs unter Par liegt.

SPOX: Ein ganz besonderes Merkmal ist auch gleich Loch 1. Ein Par 3. Royal Lytham & St. Annes ist der einzige Kurs in der Open-Rotation, der mit einem Par 3 beginnt. Ein tougher Start?

Birchenough: Oh ja. Ein Par ist an der 1 ein richtig gutes Ergebnis. Das Tee liegt zwischen den Bäumen, sodass man den Wind nicht fühlen kann. Bis zum Loch sind es 206 Yards, und das Grün wird durch acht tiefe Bunker geschützt. Und hinter dem Grün wartet langes Rough.

SPOX: Das Finish ist auch interessant. Zum Abschluss gibt es sechs Par-4-Bahnen, mit insgesamt über 2400 Yards Länge - und oft mit Gegenwind. Es ist eines der härtesten Finishes im Golf. Gibt es da auch Birdie-Chancen?

Birchenough: Die gibt es durchaus. Die 13 ist ein kurzes Par 4 - je nach Wind werden da viele Jungs mit dem Drive das Grün attackieren. Auch an der 16 gibt es noch mal eine Chance - dort könnte man ebenfalls das Grün driven. Ansonsten wird es aber hart. Die 14 ist ein sehr schwieriges Par 4, das Grün hängt von einem weg, da ist es brutal schwer, den Ball nahe an die Fahne zu bekommen. Die 15 ist ein langes Par 4, bergauf, mit einem semi-blinden zweiten Schlag, viele Bunker - wahrscheinlich das schwierigste Loch überhaupt. Die 17 ist unser berühmtestes Loch, weil Bobby Jones hier einmal mit seinem legendären Schlag aus dem tiefen Rough die Open gewonnen hat. Und die 18 ist ein sehr schwieriges Finishing-Hole. Man muss über einen wahren See an Bunkern hinweg - entweder schlägst du über sie drüber, oder du legst vor und hast einen langen zweiten Schlag. Vom Fairway aus kann man nur die Spitze der Flagge sehen.

SPOX: Man könnte meinen, dass Spieler im Vorteil sind, die hier schon mal gepsielt haben. Martin Kaymer spielt Royal Lytham & St. Annes zum ersten Mal...

Birchenough: Er hat sicher eine Menge Hausaufgaben zu machen. Er schlägt den Ball auch ziemlich hoch, was für Links-Golf nicht so gut ist. Aber er ist auch ein wundervoller Putter - und alle Sieger in Royal Lytham & St. Annes waren wundervolle Putter. Ich erwarte schon, dass er vorne mit dabei ist.

SPOX: Im Allgemeinen spricht man von Carnoustie als härtestem Kurs in der Open-Rotation. Stimmen Sie da zu?

Birchenough: In der Vergangenheit war es immer eine enge Angelegenheit zwischen Carnoustie und Royal Lytham & St. Annes. Aber nach den Änderungen würde ich sagen, dass wir die Nummer eins sind in puncto Schwierigkeitsgrad.

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