Martin Kaymer bleibt das einzige Zugpferd

SID
Gelingt es Martin Kaymer, den Golfsport weiter in den Fokus zu rücken?
© Getty

Mit Martin Kaymers PGA-Major-Sieg im August 2010 ist der Golfsport in Deutschland aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Doch der 27-Jährige sieht das Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht. Für einen echten Boom sind allerdings Reformen nötig.

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Heimat-Aufenthalt. Zeit für Familie, Freunde und Sponsoren. Martin Kaymer ist in Deutschland, ein Zwischenaufenthalt nach dem Masters in Augusta, dem anschließenden Turnier in Kuala Lumpur und der "Players Championship", die am 10. Mai in Ponte Vedra Beach/Florida beginnt.

"Das Jahr ist bislang okay gelaufen, ich spiele gutes Golf", sagt Kaymer, obwohl ihm ein spektakuläres Ergebnis im ersten Saisonviertel nicht gelungen ist, "ich muss Geduld haben, es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder gewinne."

Schlagartig würde das Interesse am Spiel mit dem kleinen weißen Ball wieder nach oben schnellen, wenn es Kaymer gelänge, mal wieder die gesamte Weltelite hinter sich zu lassen. Wie bei seinem ersten - und bisher einzigen - Majorsieg bei der PGA-Meisterschaft im August 2010.

"Unser Golf-Gigant" hieß ihn der Boulevard. Allein an Kaymer hängt zur Zeit die veröffentlichte Aufmerksamkeit für seinen Sport in seiner Heimat. Den Wahl-Amerikaner Bernhard Langer hat er als deutsches Golf-Gesicht längst abgehängt.

Kaymer möchte Autogramme geben

In Hamburg war er in den letzten Tagen. Hat dort das Einladungs-Turnier seines Sponsors promotet, das am 28./29. Juli in Gut Kaden vor den Toren der Hansestadt ausgetragen wird. Spaß und Fun und Stars zum Anfassen.

Zahlreiche Weltstars hat ein ostwestfälisches Umwelttechnologie-Unternehmen als "Markenbotschafter" eingekauft, die alle bei der Golf-Party ohne sportlichen Wert abschlagen werden. Auch Masters-Sieger Bubba Watson ist dabei - die Aufmerksamkeit aber wird vor allem Kaymer gelten.

"Mir macht das Spaß", behauptet der 27-Jährige. Jugendliche Fans dürfen gerne kommen und ihn um ein Autogramm bitten. Klar. Wenn es denn welche gibt. Von den knapp 625.000 organisierten Golfspielern in Deutschland Ende 2011 waren 470.000 über 41 Jahre alt. Nur etwa 46.000 zählten zwischen 15 und 26 Jahre. "Ich habe selbst auch begeistert Fußball gespielt und kann Golf als Ausgleich dazu nur jedem Jugendlichen empfehlen", sagt Kaymer.

Kritiker der deutschen Regel-Wut

Dass er ein Kritiker der in Deutschland existierenden Einstiegshürden ist, weiß man schon lange. Platzerlaubnis, Prüfungen, zu wenig öffentliche Plätze, Etikette, all das kritisiert Kaymer mit der Autorität seiner Weltklasse schon lange.

Geändert hat sich wenig, die Bewerbung um den Ryder Cup 2018 ist zudem letztes Jahr auch durch die fehlende Unterstützung der Politik gescheitert, Golfturniere im Fernsehen finden nur verschlüsselt gegen Bares statt. "Weniger Golf in Deutschland geht nicht", erklärt Kaymer - und ein bisschen Frust schwingt da wohl mit.

Denn der junge Mann ist zunächst mal begeisterter Sportler. Ein deutscher Star im Halb-Verborgenen. Er träumt von der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Brasilien. Er ist ein großer Bewunderer von Dirk Nowitzki und Michael Schumacher, er bewundert die Hingabe und den Willen von Andrea Petkovic, die er bei manchem jungen, deutschen Golfer vermisst: "Ich hoffe, es kommen bald ein paar junge Spieler mit ebenso viel Leidenschaft und Herzblut nach."

Noch aber ist er Alleinkämpfer in der Weltklasse und für die Aufmerksamkeit für seinen Sport. Anders gesagt: Ohne Martin wär' hier gar nichts los.

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