Kaymer: "Es kann ja nur besser werden"

Von Florian Regelmann
Martin Kaymer (r.) hofft auf seine erste Teilnahme an den beiden Finalrunden beim Masters in Augusta
© Getty

Martin Kaymer erlebte beim Masters in Augusta bislang nur Frustrationen. Noch nie hat der deutsche Superstar beim ersten Major des Jahres den Cut geschafft. Vor seiner fünften Masters-Teilnahme erklärt Kaymer bei SPOX, wie es in diesem Jahr besser laufen soll. Außerdem nennt er seine persönlichen Topfavoriten, kündigt den Einsatz eines neuen Putters an und spricht über seine Proberunden mit den Legenden Bernhard Langer und Tom Watson.

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"Ich habe vor kurzem morgens den Golf Channel geschaut und gehört, dass ich keine Chance habe. 'Kaymer? Absolutely no chance', hieß es da. Der hat die falsche Flugkurve, der spielt den Ball zu flach, in Augusta muss man ihn aber hoch spielen... Also wenn es nach dem Golf Channel geht, geht da für mich nichts."

Es ist eine Aussage von Martin Kaymer aus dem SPOX-Interview vor dem Masters 2011, aber am grundsätzlichen Tenor hat sich ein Jahr später nichts geändert.

Wenn Kaymer am Donnerstag um 8.45 Uhr Ortszeit (14.45 Uhr deutscher Zeit) ans erste Tee des Augusta National Golf Clubs kommt und gemeinsam mit dem Australier Adam Scott und dem US-Amerikaner Bo Van Pelt in sein fünftes Masters startet, hat ihn im Prinzip niemand auf der Rechnung.

Mal abgesehen von Tino Schusters Geheimtipp im SPOX-Favoritenranking, sucht man Kaymer in sämtlichen Expertentipps vergebens. So kommt er auch nicht mal im Top-25-Ranking von "ESPN" vor.

Das mutet zwar einerseits ungemein seltsam an für einen Mann, der schon ein Major gewonnen hat und noch im vergangenen Jahr die Nummer eins der Welt war, aber wenn man ehrlich ist, gibt es auf der anderen Seite auch wenig bis gar keinen Grund, beim Masters auf Kaymer zu setzen. Überall sonst ja. Aber da nicht.

Vier Mal am Cut gescheitert

Wenn man die Beziehung zwischen Kaymer und Augusta als schwierig bezeichnen würde, wäre es noch untertrieben. Ausgerechnet mit dem Platz, der ohne Zweifel das Golfer-Paradies auf Erden darstellt, kam der 27-Jährige in seiner Karriere bislang überhaupt nicht zurecht.

2008: CUT. 2009: CUT. 2010: CUT. 2011: CUT. Es sind diese hässlichen drei Buchstaben der Golf-Sprache, die Kaymer mit dem Masters verbinden. Viermal ist er in Augusta angetreten, viermal war vor dem Wochenende Schluss. Viermal Frust. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck mit viel Selbstvertrauen an den Start zu gehen, ist nicht gerade die leichteste Aufgabe.

"Ich bin mir darüber bewusst, dass meine Masters-Statistik nicht gerade gut aussieht, aber ich sehe das auch nicht als mentale Belastung, sondern viel mehr als eine Herausforderung. Ich fühle mich gut und freue mich jetzt einfach auf das Masters. Es ist eines der absoluten Saisonhighlights und das erste Major des Jahres! Für dieses Jahr bin ich optimistisch - aber ehrlich gesagt, kann es ja auch nur besser werden...", sagt Kaymer vor dem Masters-Start im Gespräch mit SPOX.

Hole-in-One im Training

Vielleicht ist ein traumhafter Moment aus den Trainingstagen ein gutes Omen für die Nummer sechs der Welt. An der 16 gelang Kaymer ein sensationelles Hole-in-One, als er den Ball über das Wasser "skippen" ließ und der Ball unter orkanartigem Jubel der Zuschauer tatsächlich im Loch verschwand.

"Gewissermaßen mein zweites Hole-in-One in diesem Jahr", sagt Kaymer mit einem Schmunzeln. Das erste Ass seiner Karriere hatte er im Februar in Dubai zustande gebracht.

Viel wurde in den letzten Jahren darüber gesprochen, wie Kaymers natürlicher Fade (Flugkurve von links nach rechts) nicht zu Augusta passt und Spieler, die den Draw (Flugkurve von rechts nach links) beherrschen, eben im Vorteil sind. Das mag zwar ohne Frage so sein, aber die Draw-Thematik spielt allenfalls eine sehr untergeordnete Rolle, wie Kaymer gegenüber SPOX betont.

"Beim Masters ist es so, dass einem der Platz etwas leichter fällt, wenn man den Draw perfekt beherrscht. Das hat und hatte aber nichts damit zu tun, dass ich extra für das diesjährige Turnier versucht hätte, etwas Neues zu lernen. Es ging mir primär darum, mein Spiel weiterzuentwickeln und damit bin ich insgesamt sehr zufrieden. Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, mehr auf mein Gefühl zu vertrauen. Im letzten Jahr habe ich zu sehr versucht, alles perfekt zu machen und ab und an auch Schläge entgegen meinem Gefühl gemacht. Das werde ich nicht mehr tun", kündigt Kaymer an.

Kaymer mit neuem Putter

In den letzten Wochen der Vorbereitungszeit auf das Masters stand in Whisper Rock/Arizona vor allem eines im Mittelpunkt: das kurze Spiel. Möglich, dass Kaymer beim Masters einen neuen besten Freund in der Tasche haben wird.

"Wie es derzeit aussieht, werde ich beim Masters mit einen Two-Ball-Putter von Odyssey spielen. Dieser Putter ist ein bisschen mehr 'face balanced' als mein Ping-Putter und ich bin in den letzten Wochen ziemlich gut damit zurechtgekommen", erklärt Kaymer.

Über mangelnde Unterstützung von Legenden kann er sich außerdem nicht beklagen. Kaymer absolvierte seine Proberunden unter anderem mit Bernhard Langer - der 54-jährige zweimalige Masters-Champion startet am Donnerstag um 18.36 Uhr an der Seite der US-Boys Jason Dufner und Charles Howell III - und Tom Watson.

"Von solchen Golf-Legenden kann man immer etwas lernen. Tom Watson und Bernhard Langer konnten das Masters jeweils gewinnen und das Grüne Jackett mit nach Hause nehmen. Sie wissen natürlich, wie man hier den Platz spielen muss und haben mich auch mit einigen wichtigen Tipps versorgt", erzählt Kaymer, der sich im Übrigen in guter Gesellschaft befindet, wenn es darum geht, wer in Augusta alles so unter dem Radar fliegt.

Donald und Westwood kaum beachtet

Tiger Woods (Startzeit am Donnerstag: 16.35 Uhr), Phil Mickelson und Nordirlands Darling Rory McIlroy ziehen zwar nicht alle, aber einen immensen Teil der Aufmerksamkeit auf sich. Selbst der Engländer Luke Donald, die amtierende Nummer eins der Welt, findet da kaum Beachtung.

Und Donalds Landsmann Lee Westwood, seines Zeichens die Nummer drei, musste sich auch schon mal zu Wort melden. Getreu dem Motto: "Hey, ich bin auch noch da, vergesst mich nicht!"

Im Gegensatz zu Donald und Westwood hat Kaymer schon ein Major gewonnen. Dass in Augusta ein zweiter Major-Titel dazu kommt, erscheint nach den Erfahrungen der letzten Jahre unrealistisch. Das Ziel heißt viel mehr Wochenende.

Mickelson erwartet Birdie-Festival

Aber selbst um die Qualifikation für die beiden Schlussrunden (Top 44) zu schaffen, wird Kaymer in diesem Jahr wohl so einige Birdies auf die Scorekarte schreiben müssen. Denn der Platz könnte sich - Mutter Natur sei Dank - viel leichter spielen als normal.

"Die Grüns sind soft. Ich will nicht sagen, dass sie langsam sind, aber es ist einfach nicht das gleiche Augusta. Es ist nass um die Grüns herum, es gibt keine Furcht vor dem Platz. Man muss in dieser Woche attackieren. Wenn sich nicht noch etwas ändert, werden wir ein Birdie-Festival erleben", prophezeite beispielsweise Mickelson.

Lefty? Tiger? Rory? Einen Überraschungssieger erwartet auch Kaymer nicht.

"Eigentlich sind es die üblichen Verdächtigen: Rory McIlroy spielt in diesem Jahr sehr konstant und so was wie in der letztjährigen Finalrunde würde ihm nicht noch mal passieren. Auch das Spiel von Luke Donald kommt dem Platz sehr entgegen. Tiger Woods hat jetzt auch wieder gewonnen und um seine Beziehung zu Augusta weiß jeder. Ich habe zu Beginn des Jahres als Ziel eine gute Runde beim Masters definiert. Wenn es in den ersten beiden Tagen gut laufen sollte, kann ich mir neue Ziele setzen."