"I am such an Idiot!"

Von Florian Regelmann
Und er kann es bis heute nicht fassen, was er da gemacht hat... Phil Mickelson 2006 in Winged Foot
© Getty
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US Open 2000: Tiger by 15!

Man kann über Tiger Woods denken, was man will, aber eines steht fest: Jede US Open ohne ihn tut dem Golfsport im Herzen weh. Wegen seiner Knie- und Achillessehnenprobleme ist Tiger in dieser Woche im Congressional Country Club nicht dabei. Es ist ein Jammer. Es ist auch ein Jammer, wenn man Tigers Leistungen von heute mit denen seiner Glanzzeit vergleicht.

Wir sind im Jahr 2000 und die US Open ist zu Gast auf dem für viele Golf-Liebhaber schönsten Flecken der Erde, in Pebble Beach. Was Tiger Woods in diesen vier Tagen der 100. US Open veranstalten sollte, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Er dominierte. Er machte die Konkurrenz lächerlich. Er war außerirdisch. Er war Tiger Woods.

Woods' Gesamtscore nach 72 Löchern: 12 unter Par. Der Gesamtscore der Zweitplatzierten Ernie Els und Miguel Angel Jimenez: 3 über Par. Tiger gewann mit unmenschlichen 15 Schlägen Vorsprung. Es ist bis heute der größte Vorsprung in der Major-Geschichte. Vor Woods hatte diesen Rekord der unvergleichliche Schotte "Old" Tom Morris gehalten, der die British Open im Jahr 1862 mit 13 Schlägen Vorsprung für sich entschieden hatte.

Mit seinem US-Open-Triumph in Pebble Beach begann Woods außerdem den Tiger-Slam. Er holte sich 2000 noch die British Open und die PGA Championship - und 2001 siegte er auch beim Masters in Augusta. Heißt: Im April 2001 hielt Tiger alle vier Major-Trophys gleichzeitig in den Händen.

US Open 2004: Unspielbar!

Eine US Open, die vor allem aus zweierlei Gründen in Erinnerung geblieben ist. Zum einen natürlich wegen Retief Goosens zweitem US-Open-Sieg seiner Karriere. Der Südafrikaner wurde am Finaltag zwischenzeitlich von Phil Mickelson überholt, aber dann warf Lefty zum wiederholten Male einen möglichen US-Open-Sieg weg. An der 17 kassierte Mickelson nach einem Drei-Putt aus nicht mal zwei Metern ein Doppel-Bogey, Goosen profitierte und siegte mit zwei Schlägen Vorsprung.

"Ich habe das beste Golf meines Lebens gespielt, ich habe einige der besten Schläge meines Lebens gemacht, ich habe so gut geputtet wie nie zuvor - und ich habe es trotzdem nicht geschafft, besser als Par zu spielen. Das kann es ja wohl nicht sein", meinte Mickelson damals nach der Runde.

Die Fans in New York erlebten im Shinnecock Hills Golf Club eine Finalrunde, die alle Spieler durch die Hölle gehen ließ. Nicht ein einziger Spieler blieb unter Par, die meisten waren froh, wenn sie irgendwie unter 80 Schlägen blieben. Und das 7. Loch, ein Par 3, wurde zum Loch des Grauens.

Das Grün war so klein und hart, dass es physikalisch unmöglich wurde, das Grün zu treffen. Spieler zielten absichtlich in den Bunker, es war ein Drama. Nachdem die ersten Spieler in der Finalrunde fast alle mit einem Triple-Bogey vom Grün geschlichen waren, entschied sich die USGA dann plötzlich doch noch, das Grün zu wässern. Aber viel besser machte es das auch nicht mehr. Mark O'Mearas Kommentar nach der Runde: "Ich brauche jetzt erst mal ein Bier."

US Open 2006: "I am such an Idiot!"

Wahnsinn. Wahnsinn. Wahnsinn. Man kann sich fünf Jahre später die DVD der US Open 2006 noch einmal anschauen und man begreift es immer noch nicht, was da in Winged Foot passierte. Phil Mickelson war wieder einmal drauf und dran, sich seinen Kindheitstraum von einem US-Open-Sieg zu erfüllen, aber am Ende war er zum vierten Mal nur Zweiter.

Und er war selbst schuld. Mickelson hatte nach drei Tagen gemeinsam mit dem Engländer Kenneth Ferrie (Wer???) geführt. Als er dann am Sonntag am 18. Abschlag stand, wusste er: Jetzt noch ein Par und ich habe die US Open gewonnen. An der 17 hatte Mickelson zuvor den Abschlag in einen Mülleimer verzogen, aber noch auf wundersame Phil-Manier sein Par gerettet.

An der 18 folgte der totale Blackout. Es ist bis heute der größte Fehler in der Karriere von Mickelsons Caddie Jim "Bones" Mackay, dass er in dieser Situation seinem Boss nicht den Driver aus der Hand gerissen und in den Wald geschmissen hat. Obwohl Mickelson den ganzen Tag so gut wie kein Fairway getroffen hatte, zog er den Driver aus der Tasche und machte einen der schlechtesten Schläge seiner Karriere. Ein Slice soweit nach links, dass er auf ein Bewirtungszelt flog.

Mickelson kassierte das Doppel-Bogey und verlor abermals auf tragische Weise eine US Open. Unvergessen seine Reaktion: "Ich kann nicht glauben, was ich getan habe. Ich bin so ein Idiot!" So ging der Sieg an den Australier Geoff Ogilvy. Auch deshalb, weil nicht nur Mickelson am Schluss versagte. Auch Colin Montgomerie trauert dieser Chance bis heute nach.

US Open 2008: Tiger vs. Rocco

Es ist bis heute Tigers letzter Major-Sieg. Und es war ohne Zweifel sein dramatischster. Der South Course von Torrey Pines erlebte eines der größten Duelle der Golf-Geschichte. In der einen Ecke Tiger Woods. Die Nummer eins der Welt, die nach einer Knie-Operation zwei Monate lang nicht mehr gespielt hatte.

Und in der anderen Ecke Rocco Mediate. Ein 45-jähriger Mittelklasse-Profi mit unglaublich viel Charme. Mediate wäre bei einem Sieg der älteste US-Open-Champion in der Geschichte geworden, aber es sollte nicht seine Story werden.

Es sollte die Helden-Story des Tiger Woods werden. Mit kaputtem Knie und gebrochenem Bein, wie er später verriet, humpelte Woods über die Fairways, mehrfach schien er schon geschlagen. Am Finaltag benötigte Tiger an der 18 ein Birdie, um sich ins Stechen gegen Mediate zu retten. Er lochte.

Am Montag benötigte Tiger an der 18 ein Birdie, um ins Stechen vom Stechen zu kommen. Er lochte. Es war schließlich am 91. Loch, als Woods mit einem Par den Sieg perfekt machte und eine irre Golf-Show beendete.

US Open 2010: Armer Dustin...

Graeme McDowell. Louis Oosthuizen. Martin Kaymer. Charl Schwartzel. Vor der diesjährigen US Open gibt es die bemerkenswerte Situation, dass die USA im Moment keinen amtierenden Major-Sieger haben. Die US-Boys stehen mächtig unter Druck. Noch so ein Desaster wie 2010 wollen sie nicht erleben.

Vor einem Jahr ging Dustin Johnson mit einem Vorsprung von drei Schlägen in die Finalrunde, nur um sich dann innerhalb von einer halben Stunde komplett selbst zu zerstören. Triple-Bogey an der 2, Double-Bogey an der 3, Bogey an der 4 - autsch! Es war auch Pech dabei, als Johnson an der 2 seinen Ball nach 5 Minuten und 19 Sekunden fand. Und damit 19 Sekunden zu spät. Mehr als 5 Minuten gestattet einem die Regel nicht.

Am Ende schoss Johnson eine 82 und landete gemeinsam mit Alex Cejka und Martin Kaymer auf dem geteilten achten Rang. Auch die anderen Amis packten es nicht. Mickelson war wieder einmal nahe dran, schaffte aber wieder einmal den großen Wurf bei einer US Open nicht.

Dafür holte sich Graeme McDowell seinen ersten Major-Sieg. G-Macs Siegesscore: Even Par. Quizfrage: Wer landete hinter McDowell auf Rang zwei? Die Antwort: Gregory Havret aus Frankreich. Bitte alle die Hand heben, die dieses Endergebnis getippt hatten... Die US Open hat in ihrer Geschichte für unzählige Unfassbarkeiten gesorgt, wir sind bereit für weitere.

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