Kaymer verpasst Top 10 - Drama um Garcia

Von Für SPOX in Eichenried: Florian Regelmann
Martin Kaymer beendete die BMW International Open auf Rang 18
© bmw-golfsport

Martin Kaymer spielt zum Abschluss der BMW International Open in München-Eichenried eine 69er-Runde und kommt damit nicht mehr entscheidend nach vorne. Marcel Siem verpasst ebenfalls die Top 10. Pablo Larrazabal gewinnt ein dramatisches Stechen gegen Sergio Garcia.

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Der Sieger der BMW International Open 2011 heißt Pablo Larrazabal. Der Spanier gewann im Golfclub München-Eichenried ein dramatisches Marathon-Stechen über fünf Löcher gegen seinen Landsmann Sergio Garcia. Es war das längste Stechen der Turniergeschichte.

Nach 72 Löchern lagen beide Spieler bei 16 unter Par, beide hatten in der Finalrunde eine 68 ins Clubhaus gebracht. Im Stechen wurde zunächst zweimal die 18 gespielt, zweimal spielten beide das Birdie. Als auch an der 12 und der 17 (beides Par-3-Löcher) keine Entscheidung fiel, weil beide jeweils Pars spielten, ging es noch einmal auf die 18.

Während Larrazabal mit einem Zwei-Putt das Birdie spielte, fabrizierte Garcia einen Drei-Putt und verlor so das Turnier. Larrazabal kassierte für seinen Sieg ein Preisgeld von 333.330 Euro.

Bester Deutscher wurde am Ende Marcel Siem, der zum Abschluss eine 70 spielte und bei zehn unter Par den geteilten 14. Rang belegte. Martin Kaymer landete nach einer 69 bei neun unter Par einen Schlag hinter Siem auf dem geteilten 18. Rang.

Am Finaltag pilgerten 17.400 Zuschauer nach Eichenried. Insgesamt sorgten 62.700 Fans in der Turnierwoche für eine Einstellung des Zuschauerrekords aus dem Jahr 2006. Nächstes Jahr findet die BMW International Open erstmals in Pulheim bei Köln statt, bevor das Turnier 2013 zum 25. Jubiläum wieder nach Eichenried zurückkehrt.

Reaktionen:

Martin Kaymer: "Ich bin sehr zufrieden, gerade mit dem Schwung. Spielerisch war das gut, mein einziges Problem war auf den Grüns. Es sind zu wenige Putts gefallen, vor allem an den letzten beiden Tagen. Ich habe mein Bestes gegeben und freue mich auf die nächsten Wochen. Ich bin auf einem guten Weg und nehme sehr viel Positives aus dieser BMW International Open mit. Ich denke, das Schwungthema kann man jetzt abhaken. Ich muss einfach nur weiter arbeiten, dann kann ich wieder Turniere gewinnen."

... über seinen Auftritt in Deutschland: "Es macht viel mehr Spaß. Vor den deutschen Zuschauer zu spielen, ist großartig, und so viele Jugendliche und Kinder auf dem Platz zu sehen, hat mich besonders gefreut. Am Ende sind mir die Bälle ausgegangen, weil ich so viele verschenkt habe. Das macht riesig Spaß. Ich habe hier auch mit Marcel Siem darüber gesprochen, und wir waren uns einig: Wir müssen mehr Turniere in Deutschland bekommen."

Marcel Siem: "Eine Achterbahnfahrt war es dieses Mal nicht. Ich bin zufrieden, aber enttäuscht, was ich alles verbockt habe und was möglich gewesen wäre. Drei über auf den Par-5-Löchern ist schade, denn meine Birdie-Ausbeute war ansonsten sehr gut. Wenn man sich überlegt, wo ich wäre, wenn ich die Par-5-Löcher in drei unter gespielt hätte..."

Pablo Larrazabal: "Es fühlt sich großartig an. Ich habe sehr solides Golf gespielt. Für mich ist Sergio immer noch einer der besten fünf Spieler in der Welt, wenn er in Form ist. Ich wusste, dass ich im Stechen an der 18 immer ein Birdie spielen musste. Es war ein tolles Playoff. Ich bin sehr zufrieden, wie ich das gemeistert habe, weil es nicht leicht ist. Und dann noch Sergio zu besiegen, zu dem ich immer aufgeschaut habe, das ist ein Traum. Außerdem haben wir beide jetzt noch die Qualifikation für die Open Championship geschafft, das ist toll. Ich widme diesen Sieg meinem Großvater, der letzte Woche verstorben ist. Er war der Kapitän unserer Familie."

Sergio Garcia: "Das Stechen war unglaublich. Wir haben beide einen guten Schlag nach dem anderen gemacht. Ich wollte den Put am Ende so sehr machen, er war einfach etwas zu fest. Leider hatte ich nach dem Eagle an der 11 eine schlechte Phase, aber ich denke, ich habe im Stechen großartig gespielt. Ich kann nicht glauben, dass mein Putt am 3. Extra-Loch nicht rein gegangen ist. Pablo war leider den Tick besser. Insgesamt bin ich aber ziemlich zufrieden mit der Woche."

Der Star des Tages: Pablo Larrazabal. Ein Sieg von Sergio Garcia wäre natürlich die viel bessere Story gewesen, aber das Turnier hat mit Pablo Larrazabal seinen absolut verdienten Sieger, wenn man die ganze Woche betrachtet. Larrazabals langes Spiel war in den vier Tagen von Eichenried eine Sensation. Er traf für die Woche 77 Prozent aller Fairways und beeindruckende 85 Prozent aller Grüns. Larrazabal hatte Birdie-Chancen ohne Ende und hätte das Turnier eigentlich klar gewinnen müssen. Am Finaltag bekam der 28-Jährige nach grandiosen ersten 11 Löchern (-6) zwar auch das Zittern und fiel mit zwei Bogeys noch zurück, aber im Playoff war er voll da.

Es war schon groß, wie er im Stechen an der 18 gleich drei Mal einen perfekten Abschlag aufs Fairway zimmerte und drei Mal mit dem zweiten Schlag das Grün traf. Larrazabals zweiter Sieg auf der European Tour seit der Open de France 2008 kommt auch nicht sonderlich überraschend, in den letzten Wochen hatte er mit einem 4. Platz in Wales und einem 11. Platz in Italien schon angedeutet, dass sein nächster Sieg nicht mehr weit weg sein könnte. Im Übrigen war er 2010 (3. Platz) schon nahe am Sieg in Eichenried dran gewesen. Kurios: Vor 20 Tagen verpasste Larrazabal beim British-Open-Quali-Event am 6. Extra-Loch ein Ticket für das kommende Major, jetzt hat er sich doch noch qualifiziert.

Der Co-Star des Tages: Sergio Garcia. Grundsätzlich war die Leistung von Garcia am Wochenende große Klasse. Es ist toll zu sehen, dass er wieder auf dem Weg zurück ist. Dass er wieder Spaß hat. Ein starker Sergio ist wichtig für den Golfsport insgesamt. Es war auch stark, wie er sich mit einem guten Up-and-Down an der 17 und einem Birdie an der 18 ins Stechen spielte - und auch im Playoff machte er fantastische Schläge. Dass sein Putt an der 12 ausgelippt ist, war großes Pech. Aber: Es ist dann doch irgendwie bezeichnend, dass er das Turnier mit einem Drei-Putt verloren hat.

Und: Es hätte aus Garcias Sicht einfach nie im Leben überhaupt zum Stechen kommen dürfen. Er hatte seinen ersten Sieg seit dem HSBC Champions 2009 schon dicht vor Augen, als er von der 6 bis zur 11 unfassbar heiß lief. Birdie, Birdie, Birdie, Eagle, Par, Eagle. Garcia spielte diese 6 Löcher in 7 unter Par, außerirdisch gut. Er lag schon bei 19 unter Par. Und was macht er dann? Er kassiert Bogeys an der 12, 13, 14 und 16. Ohne Worte. Garcia verlor plötzlich total sein Spiel und schmiss letztlich dort den Sieg weg. Aber auch noch etwas sehr Positives: Er qualifizierte sich durch seinen zweiten Platz für die Open Championship im Juli in Sandwich. 7. Platz bei der US Open, 2. Platz in München - mal schauen, ob Garcias Comeback in den nächsten Wochen so weitergeht.

Analyse: Es gab keinen deutschen Sieg, die Wiederauferstehung von Sergio Garcia wurde nicht mit dem Sieg gekrönt, aber es war dennoch eine überragende BMW International Open 2011. Was den Zuschauern am Finaltag geboten wurde, war schlicht und ergreifend ein unglaubliches Drama. Was alles los war in Eichenried? Da wäre alleine schon mal die brutale 11. Bahn. Ein Par 5, auf dem man im besten Fall ein Eagle spielen kann, aber auch ganz andere Sachen, wenn es schlecht läuft.

In der Finalrunde wurden auf der 11 zweimal eine 10 produziert, einmal eine 8 und eine ganze Reihe an Doppel-Bogeys. Zudem entwickelte sich ein Kampf um den Sieg, wie er spannender hätte nicht sein können. Nachdem Garcia und Larrazabal quasi parallel on fire waren, schien es schon recht früh auf einen Zweikampf der beiden Spanier hinauszulaufen.

Doch plötzlich zeigten beide Schwächen und machten die Tür für andere wieder auf. Niemand nahm aber das Angebot an. Retief Goosen hatte unzählige Chancen, verspielte aber mit vielen verschobenen Putts alles. Auch dem Führenden nach Tag 3, dem Engländer Mark Foster, fehlte das Fortune auf den Grüns.

So kam es zum Stechen - und was die Herren Larrazabal und Garcia dort zeigten, war ganz großes Kino. Ein Playoff über fünf Löcher sieht man wahrlich nicht oft. Die einzige Steigerung wäre es selbstredend gewesen, wenn einer der beiden Deutschen dabei gewesen wäre. Aber es sollte nicht sein.

Martin Kaymer spielte in der Finalrunde wieder gut, aber wieder lochte er zu wenige Putts. Ganz im Gegensatz zu seinem Flight-Partner Scott Jamieson, der mit einer 64 die beste Runde des Tages spielte. Der Schotte zeigte, warum er der Rookie-of-the-Year werden könnte und katapultierte sich noch auf Rang drei nach vorne. Bei Kaymer kam nur eine recht ereignisarme 69 (4 Birdies, 1 Bogey) zustande. Rang 18. Nicht schlecht. Aber eben auch nicht top.

Die neue Homepage von Martin Kaymer

Dennoch geht es beim Weltranglistendritten in die richtige Richtung. Der Schwung ist kein Thema mehr, das macht im Hinblick auf die kommenden Wochen Mut. Und man muss bei seinem Auftritt in Deutschland auch immer sehen, dass es eine ganz schwere Woche für ihn ist. Natürlich genießt er es, vor so vielen Fans zu spielen. Aber es ist auch extrem anstrengend. Kaymer hetzte von einem Termin zum nächsten, jeder wollte etwas von ihm - es muss an ihm gezehrt haben. Auch deshalb ist seine Leistung insgesamt aller Ehren wert. Und es ist beeindruckend, wie er mit dem ganzen Hype umgeht.

Um ins Stechen zu kommen, hätte Kaymer eine 62 schießen müssen. Etwas viel verlangt. Marcel Siem wird sich da etwas mehr ärgern. Der 30-Jährige lag nach 10 Löchern eins unter Par für die Runde, ehe er an der 11 seinen zweiten Schlag ins Wasser setzte und die 7 kassierte. Dass er aber danach sofort mit drei Birdies in Folge (4 in 5 Löchern) antwortete, war stark. Und es zeigt, dass er mental gut drauf ist. Mit einem Birdie an der 18 hätte er die erwünschte Top-10-Platzierung noch erreicht, aber es wurde das ärgerliche Bogey zum Abschluss.

Nachdem er an den ersten drei Tagen den Abschlag auf Sicherheit nach rechts gehauen hatte, machte er es diesmal aggressiver. Und bezahlte den Preis. Es fehlten nur zwei Meter, aber er landete im Wasser. Wenn man bedenkt, dass Siem die Par-5-Löcher am Sonntag in drei über Par spielte, sieht man, was möglich gewesen wäre.

Wie bei Kaymer ist aber auch bei Siem die Tendenz eindeutig positiv. Siem spielt aktuell richtig gutes Golf, am Finaltag waren ein paar echte Traumschläge dabei. Und der 14. Platz war wichtig, damit er sich im Race to Dubai endlich etwas Luft verschafft und nicht ständig den Kampf um die Tourkarte im Kopf haben muss.

Der dramatische Finaltag zum Nachlesen im Ticker

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