"Das Flugzeug ist nicht mein Freund"

Von Interview: Matthias Kohlmaier
Holte in Malaga sein erstes Top-Ten-Resultat auf der European PGA Tour: Florian Fritsch
© Getty

Er war einer der besten Amateure Deutschlands und hätte 2010 im Alter von gerade mal 24 Jahren beinahe seine Karriere beendet. Im Interview mit SPOX spricht Florian Fritsch über seine Flugangst, Martin Kaymer und eine Krise, die eigentlich gar keine war.

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SPOX: Herr Fritsch, wie geht es Ihnen?

Florian Fritsch: Eigentlich ganz gut. Ich habe gerade das erste längere Fotoshooting meines Lebens hinter mir und kann jetzt nachvollziehen, warum Models sagen, dass das harte Arbeit ist.

SPOX: Wie haben Sie die zweiwöchige Turnierpause verbracht?

Fritsch: Ich habe jetzt eine Woche ganz entspannt Urlaub gemacht, habe mal keinen Schläger angefasst und die Zeit für andere Dinge genutzt.

SPOX: Ihre Eltern kommen beide vom Tennis. Warum sind sie überhaupt beim Golf gelandet?

Fritsch: Ich glaube, das hat mit meiner Grundeinstellung zu tun. Ich habe es nicht so gerne, gegen Leute zu spielen. Vielleicht liegt es aber auch ein bisschen an meiner Lauffaulheit, ich laufe einfach nicht so gern. Ganz entscheidend war aber sicherlich - vor allem als Zehn- oder Elfjähriger -, dass ich im Golf sehr bald Erfolg hatte. Ich war auf meiner Heimatanlage in Pfaffing bei den Kinderturnieren von Anfang an immer vorne mit dabei. Wenn sich schnell Erfolg einstellt, bleibt man gerade im Kindesalter wohl eher bei der Stange.

SPOX: Sie sind dann im Alter von zwölf Jahren auf die Leadbetter School nach Florida gegangen. Würden Sie im Nachhinein sagen, dass das der richtige Schritt war?

Fritsch: Das war fantastisch. Dadurch habe ich sehr früh gelernt, mit anderen Kulturen und Menschen umzugehen. Mir hat dieser Aufenthalt sowohl golferisch als auch sozial sehr viel gebracht. Nebenbei habe ich natürlich auch auf einem relativ entspannten Weg Englisch gelernt.

SPOX: Gibt es einen Unterschied in der Trainingsphilosophie zwischen den USA und Deutschland?

Fritsch: Ich denke, die Amerikaner sind etwas verbissener, aber nicht unbedingt im negativen Sinne. Man kann das sehr gut mit Joggen vergleichen. In Deutschland sagt man: Du läufst jetzt diese Strecke mit einem Puls von 120. In Amerika heißt es: Diese Strecke mit Vollgas, und wenn Du am Schluss umfällst.

SPOX: Sie kennen Martin Kaymer schon sehr lange und haben mit ihm sogar in der Nationalmannschaft Vierer gespielt. In welchen Bereichen waren Sie damals stärker und in welchen er?

Fritsch: Unsere Stärke war eigentlich, dass wir beide extrem konstante Spieler waren. Martin war sehr stark mit den kurzen und mittleren Eisen. Durch meine konstanten Abschläge auf das Fairway konnte er diese Stärke optimal einsetzen. Unser größtes Problem war eigentlich, welchen Ball wir benutzen sollen.

SPOX: Wie darf man das verstehen?

Fritsch: Naja, ich mochte keine ungeraden Zahlen und er wollte immer eine eins haben. Außerdem spielte er einen sehr weichen Ball und ich einen etwas härteren.

SPOX: Also eine Mischung aus Aberglaube und Technik?

Fritsch: So könnte man das sagen.

SPOX: Martin Kaymer hat 2010 sein erstes Major gewonnen und war 2011 für rund zwei Monate die Nummer eins der Welt. Was geben Ihnen seine Erfolge für ein Gefühl?

Fritsch: Ich glaube, er kann uns alle inspirieren. Also nicht nur mich, sondern auch alle anderen Spieler, mit denen er im Nationalkader war. Er war zwar ein sehr guter Amateur, hat aber nie so herausgeragt, wie er das jetzt als Profi tut. Dass jemand, zu dem wir einen Bezug haben, das geschafft hat, gibt uns natürlich die Hoffnung, mit hartem Training auch soweit kommen zu können. Ein Bernhard Langer hat das natürlich auch alles erreicht, aber dazu fehlt mir persönlich einfach der Bezug, weil ich zu der Zeit eben nicht aufgewachsen bin.

SPOX: In dem Zeitraum, als Martin Kaymers Siegeszug Mitte 2010 richtig begonnen hat, hatten Sie eine größere Krise und wollten den Profisport schon aufgeben. Haben seine Erfolge Sie auch ein wenig angestachelt, es weiterhin als Profi zu versuchen?

Fritsch: Ich hätte erst mal eine Gegenfrage: Warum eigentlich Krise?

SPOX: Es hat vor Ihnen noch nicht viele Spieler gegeben, die mit 24 Jahren und trotz diverser Erfolge ihr vorläufiges Karriereende bekanntgegeben haben.

Fritsch: Das stimmt. Es hatte aber nichts mit einer Krise zu tun, sondern eher mit der Tatsache, dass ich nicht genau wusste, was ich wollte. Der Unterschied zwischen Amateur- und Profisport ist so radikal, dass ich plötzlich mit einer Welt konfrontiert war, auf die ich gar nicht vorbereitet war. Deswegen habe ich mich für eine Weile zurückgezogen. Ich habe nie gesagt, dass ich definitiv aufhöre, auch wenn das immer wieder gern von den Medien so interpretiert wird. Ich habe ja dann trotzdem recht gut gespielt in der letzten Saison. Immerhin habe ich ein Turnier auf der EPD Tour gewonnen und wurde einmal Zweiter, dazu einmal Fünfter auf der Challenge Tour. Ich habe dann bis zum Ende des Jahres ein Praktikum in einem Golfclub in Heidelberg absolviert und mir dann gesagt: "Golf ist das, was ich machen will!"

SPOX: Sie haben den Gedanken, Golfprofi zu sein, also nie wirklich aufgegeben.

Fritsch: Ich wollte immer Golf spielen. In welche Richtung es gehen sollte, wusste ich zeitweise nicht mehr genau. Aber ich habe nie mit dem Golfen aufgehört.

Seite 2: Florian Fritsch über die Qualifying School und den FC Bayern

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